Alle Wirtschaft-Artikel vom 31. Dezember 2003
Neue Festnahmen im Parmalat-Skandal

Haftbefehl gegen weitere Ex-Manager und BilanzprüferNeue Festnahmen im Parmalat-Skandal

Mailand (rpo). Der Bilanzfälschungsskandal um den insolventen italienischen Nahrungsmittelkonzerns Parmalat zieht weitere Kreise. Am Mittwoch hat die Polizei weitere Verdächtige festgenommen. Die Staatsanwaltschaft in Parma haben gegen acht weitere ehemalige Parmalat-Manager und externe Wirtschaftsprüfer Haftbefehl erlassen, teilte die Finanzpolizei in Mailand mit. Ihnen wird betrügerischer Bankrott und Bilanzfälschung vorgeworfen. Firmengründer Calisto Tanzi sitzt bereits seit Samstag in Untersuchungshaft. Ein Polizeisprecher in Mailand sagte, alle acht Verdächtigen seien bereits in Haft. Ein Sprecher der Finanzpolizei in Bologna, die die Festnahmen koordinierte, wollte dies jedoch zunächst nicht bestätigen. Unter den Gesuchten sind unter anderem der ehemalige Parmalat-Finanzchef Fausto Tonna sowie zwei Mitarbeiter der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Grant Thornton, die von 1990 bis 1999 für Parmalat tätig war. Ein Sprecher von Grant Thornton wies die Vorwürfe zurück. Ein Mailänder Richter hatte am Dienstag einen Antrag von Tanzis Verteidigern abgelehnt, ihren Mandanten unter Hausarrest zu stellen. Tanzis Teilgeständnis sei dafür nicht ausreichend, erklärte Richter Guido Salvini. Medienberichten zufolge räumte Tanzi ein, über einen Zeitraum von sieben oder acht Jahren seien 500 Millionen Euro veruntreut worden. Tanzis Anwalt Fabio Belloni erklärte am Mittwoch, sein Mandant habe das vermisste Geld nicht für sich persönlich veruntreut, sondern wieder in das Unternehmen investiert. "Es war ein Versuch, weiter vorwärts zu kommen und bestimmte Geschäfte zum Abschluss zu bringen, sagte Belloni vor Journalisten in Mailand. "Es war nicht so, dass er (Tanzi) Geld in die eigene Tasche gesteckt hat." Nach Tanzis Rücktritt als Vorstandsvorsitzender zu Beginn dieses Monats war eine riesige Lücke in der Buchhaltung des Unternehmens bekannt geworden. Medienberichten zufolge wurden in den Bilanzen insgesamt zehn Milliarden Euro mehr angegeben, als das Unternehmen tatsächlich besitzt. Die italienische Regierung hat dem Großkonzern Unterstützung zugesichert und Tanzis Nachfolger Enrico Bondi mit der Erarbeitung eines Sanierungskonzepts beauftragt. Parmalat stellt vor allem Milchprodukte her und beschäftigt 36.000 Mitarbeiter in 29 Ländern.

Herbe Einbußen bei Lebensversicherungen erwartet

Rendite-Rückgang bis zur Mindestverzinsung befürchtetHerbe Einbußen bei Lebensversicherungen erwartet

Hamburg (rpo). Lebensversicherungen bringen 2004 vielen Bundesbürgern deutlich weniger Erträge. Zahlreiche der rund 120 Versicherer würden ihre Überschussbeteiligungen deutlich absenken, sagte der Geschäftsführer des Bundes der Versicherten (BdV), Frank Braun. "Wenn die Branchenschwäche weiter anhält, könnten die Renditen bis auf die Mindestverzinsung von 3,25 Prozent auf den Sparanteil absinken", betonte der Experte. Ursache für die schwachen Erträge sei die schwierige Lage auf den Kapitalmärkten. "Viele Versicherungen können die ohnehin geringen Überschussbeteiligungen nur zahlen, weil sie auf ihre stillen Reserven zurück greifen, falls davon überhaupt noch etwas vorhanden ist", sagte Braun. Erst vor wenigen Tagen hatte der Branchen-Dienst "map-report" berichtet, dass die Summe aus Überschussbeteiligung und Garantiezins 2004 nur noch 4,42 Prozent betragen werde, nach 4,77 Prozent in 2003. Als erste große Versicherung hatte kürzlich die Allianz eine Zins-Reduzierung angekündigt, verschiedene kleinere Versicherer sind bereits gefolgt. Braun warnte jedoch vor einer übereilten Kündigung der Verträge. "Ob sich das lohnt, muss in jedem Einzelfall individuell ermittelt werden", sagte Braun. Selbst Pleiten in der Versicherungsbranche seien wegen der angespannten Lage "nicht unwahrscheinlich", sagte Braun. Falls es zu einem großen Crash in der Branche komme, helfe auch die Auffanggesellschaft Protektor nicht, die im Sommer 2003 die Kundenverträge angeschlagene Mannheimer Lebensversicherung übernommen hatte. "Für eine große Pleite ist Protektor nicht ausgerüstet", meinte Braun. Nach Ansicht des Experten könnten die Lebensversicherungen schon bald ihre Bedeutung verlieren, wenn die Bundesregierung wie geplant die Steuerfreiheit für Erträge aus Lebensversicherungen ab 2005 streicht. "Schon jetzt gibt es deutlich attraktivere Möglichkeiten zur finanziellen Absicherung, wenn die Steuerfreiheit auch noch fällt, dürfte die Lebensversicherung für kaum jemanden noch attraktiv sein".

Euro überspringt erstmals die 1,26-Dollar-Marke

Neues Allzeit-HochEuro überspringt erstmals die 1,26-Dollar-Marke

London (rpo). Der Euro hat ein neues Allzeit-Hoch erklommen. Am größten europäischen Devisenmarkt in London übersprang die europäische Gemeinschaftswährung am Mittwoch erstmals die Marke von 1,26 Dollar. Am Mittwochnachmittag wurden bis zu 1,2648 Dollar für den Euro gezahlt, die Europäische Zentralbank legte einen Referenzkurs von 1,2630 Dollar fest. Auch die europäischen Börsen gingen mit Kursgewinnen aus dem alten Jahr: Der FTSE-Leitindex in London schloss mit einem Jahresplus von knapp 14 Prozent, der französische CAC-40 notierte 15 Prozent höher als Ende 2002. Der Deutsche Aktienindex (DAX) hatte das Jahr bereits am Dienstag mit einem Plus von rund 37 Prozent beendet. Kurz nach 14.00 Uhr (MEZ) notierte der Euro in London beim neuen Höchststand von 1,2648 Dollar. Auch die Europäische Zentralbank (EZB) legte am Nachmittag mit 1,2630 Dollar zum ersten Mal in der fünfjährigen Euro-Geschichte einen Referenzkurs oberhalb der 1,26-Dollar-Marke fest. Am Vortag hatte die EZB noch einen Referenzkurs von 1,2496 Dollar errechnet. Erst am Montag hatte der Euro im Londoner Devisenhandel zum ersten Mal die Marke von 1,25 Dollar erreicht. Händler machten am Silvestertag die äußerst geringen Umsätze und die anhaltende Exportschwäche der USA für den Druck auf den Dollar verantwortlich. Der französische Haushaltsminister Alain Lambert nannte den Euro-Kurs am Mittwoch hoch. „Jeder weiß, dass das viel ist“, sagte Lambert nach einer Kabinettssitzung vor Journalisten. Die Bundesregierung hatte sich am Montag - bei einem Euro-Kurs von unter 1,25 Dollar - noch gelassen gezeigt. Derzeit bestehe „kein Anlass zur Sorge“, sagte ein Regierungssprecher. Der Euro war 1999 mit einem Eröffnungskurs von 1,1747 Dollar zunächst als Buchgeld gestartet. Anfang 2002 wurde in den zwölf Staaten der Währungsunion das nationale Bargeld durch die Gemeinschaftswährung ersetzt. Die Börsen in London und Paris konnten trotz schlechter Vorgaben aus New York ihre Gewinne am Silvestertag ins neue Jahr retten. Der FTSE-100 schloss um 0,15 Prozent höher bei 4476,9 Zählern, der französische CAC-40 notierte am Nachmittag unverändert bei 3532 Punkten. Der New Yorker Dow Jones hatte in der Nacht mit einem leichten Minus von 0,24 Prozent bei 10.425 Zählern geschlossen. Die Umsätze waren am Silvestertag äußerst schwach an den europäischen Märkten, die Börse in Frankfurt war bereits geschlossen. Nachrichten von Unternehmen blieben weitgehend aus. Mit 3965 Zählern hatte der wichtigste deutsche Index DAX zu Handelsschluss am Dienstag die psychologisch wichtige 4000er-Marke nur knapp verfehlt. Nach drei Jahren im Minus hatte das vergangene Jahr die lang ersehnte Trendwende am Aktienmarkt gebracht. Bis Mitte März schickten die schwächelnde Konjunktur, der bevorstehende Irak-Krieg, Terrorangst und die Lungenkrankheit Sars den Index der 30 wichtigsten Unternehmenswerte auf den Tiefstand von knapp 2200 Punkten. Aus diesem Stimmungstief jedoch setze der DAX zu einer rasanten Aufholjagd an und gewann bis Jahresende rund 81 Prozent hinzu. Europaweit waren die Börsen im März auf neue Tiefststände abgesackt. Von den Höchstständen zu Zeiten der Börsen- und New-Economy-Euphorie im März 2000 sind die Börsen trotz der Aufholjagd in den vergangenen Monaten aber noch meilenweit entfernt. Der DAX war damals auf 8136 Punkte geklettert. Analysten erwarteten für das neue Jahr zwar moderatere, aber immerhin Kursgewinne. Die Marke von 4000 Punkten könnte demnach bald fallen. Zuletzt hatte der DAX am 19. Juli 2002 oberhalb von 4000 Punkten notiert.

"Bild": 15,6 Millionen Euro an Stolpe-Berater für Maut-Einführung

CDU fordert Offenlegung des Beratervertrages"Bild": 15,6 Millionen Euro an Stolpe-Berater für Maut-Einführung

Hamburg (rpo). Wieder einmal ist ein üppig honorierter Beratervertrag aufgetaucht. Dieses Mal im Bundesverkehrsministerium. Dort wurden nach Presseinformationen seit Mitte 1999 rund 15,6 Millionen Euro an eine Lkw-Maut-Beratergruppe gezahlt.Im kommenden Jahr seien Honorare von 750.000 Euro für die private Beratergruppe vorgesehen, da sich die geplante Einführung der Lkw-Maut weiter verzögert, schreibt die „Bild“-Zeitung (Mittwochausgabe). Nach Angaben eines Sprechers von Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe (SPD) gehören zu der Beratergruppe Mitarbeiter der Unternehmensberatung PriceWaterhouseCoopers, der Ingenieur-Firma ILF Beratende Ingenieure, der TÜV Inter Traffic sowie der Anwaltskanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer. Der CDU-Haushaltsexperte im Bundestag, Albrecht Feibel, verlangte von Stolpe angesichts der Höhe der Honorare die unverzügliche Offenlegung und Prüfung des Beratervertrages. Feibel sagte der Zeitung: „Angesichts des chaotisch verlaufenden Versuchs, die Lkw-Maut einzuführen, ist für jedermann auf Anhieb ersichtlich, dass die Beratergruppe völlig versagt haben muss.“