Haftbefehl gegen weitere Ex-Manager und BilanzprüferNeue Festnahmen im Parmalat-Skandal
Mailand (rpo). Der Bilanzfälschungsskandal um den insolventen italienischen Nahrungsmittelkonzerns Parmalat zieht weitere Kreise. Am Mittwoch hat die Polizei weitere Verdächtige festgenommen. Die Staatsanwaltschaft in Parma haben gegen acht weitere ehemalige Parmalat-Manager und externe Wirtschaftsprüfer Haftbefehl erlassen, teilte die Finanzpolizei in Mailand mit. Ihnen wird betrügerischer Bankrott und Bilanzfälschung vorgeworfen. Firmengründer Calisto Tanzi sitzt bereits seit Samstag in Untersuchungshaft. Ein Polizeisprecher in Mailand sagte, alle acht Verdächtigen seien bereits in Haft. Ein Sprecher der Finanzpolizei in Bologna, die die Festnahmen koordinierte, wollte dies jedoch zunächst nicht bestätigen. Unter den Gesuchten sind unter anderem der ehemalige Parmalat-Finanzchef Fausto Tonna sowie zwei Mitarbeiter der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Grant Thornton, die von 1990 bis 1999 für Parmalat tätig war. Ein Sprecher von Grant Thornton wies die Vorwürfe zurück. Ein Mailänder Richter hatte am Dienstag einen Antrag von Tanzis Verteidigern abgelehnt, ihren Mandanten unter Hausarrest zu stellen. Tanzis Teilgeständnis sei dafür nicht ausreichend, erklärte Richter Guido Salvini. Medienberichten zufolge räumte Tanzi ein, über einen Zeitraum von sieben oder acht Jahren seien 500 Millionen Euro veruntreut worden. Tanzis Anwalt Fabio Belloni erklärte am Mittwoch, sein Mandant habe das vermisste Geld nicht für sich persönlich veruntreut, sondern wieder in das Unternehmen investiert. "Es war ein Versuch, weiter vorwärts zu kommen und bestimmte Geschäfte zum Abschluss zu bringen, sagte Belloni vor Journalisten in Mailand. "Es war nicht so, dass er (Tanzi) Geld in die eigene Tasche gesteckt hat." Nach Tanzis Rücktritt als Vorstandsvorsitzender zu Beginn dieses Monats war eine riesige Lücke in der Buchhaltung des Unternehmens bekannt geworden. Medienberichten zufolge wurden in den Bilanzen insgesamt zehn Milliarden Euro mehr angegeben, als das Unternehmen tatsächlich besitzt. Die italienische Regierung hat dem Großkonzern Unterstützung zugesichert und Tanzis Nachfolger Enrico Bondi mit der Erarbeitung eines Sanierungskonzepts beauftragt. Parmalat stellt vor allem Milchprodukte her und beschäftigt 36.000 Mitarbeiter in 29 Ländern.