Alle Wirtschaft-Artikel vom 04. Januar 2004
Bahn-Chef Mehdorn: Kunde wird König

Festhalten an Börsengang 2005Bahn-Chef Mehdorn: Kunde wird König

Berlin (rpo). 2004 wird "das Jahr für Service und Qualität", so Bahn-Chef Hartmut Mehdorn. Für mehr Pünktlichkeit und Information stünden mehrere hundert Millionen Euro bereit.Mehdorn hat Mängel im Kundenservice des Unternehmens eingeräumt und Besserung gelobt. "Wir müssen bei Pünktlichkeit und Information unserer Kunden bei Unregelmäßigkeiten besser werden", sagte Mehdorn der Tageszeitung "Die Welt" (Montagausgabe). Dafür würden derzeit rund 220 Millionen Euro in ein leistungsfähiges Reisenden-Informationssystem investiert. Die Bahn wolle 2004 "zum Jahr für Service und Qualität machen". Die Bahn-Reform selbst bezeichnete Mehdorn als vollen Erfolg: "Wir haben dem deutschen Steuerzahler weit über 100 Milliarden Euro Ausgaben für das System Bahn erspart, 44 Milliarden Euro mehr als seinerzeit prognostiziert." Die Produktivität sei um mehr als 150 Prozent gesteigert und das betriebliche Ergebnis um etwa 500 Millionen Euro pro Jahr verbessert worden. In neue Züge, Netz- und Bahnhofsmodernisierung seien 70 Milliarden Euro investiert worden. Von der Bundespolitik forderte Mehdorn Gleichbehandlung mit anderen Verkehrsträgern. Die mit der Bahnreform für die Schieneninfrastruktur zugesagten Mittel seien praktisch nur in ganz wenigen Jahren wirklich geflossen. "Wir werden zum Teil extrem benachteiligt, etwa bei Mineralöl-, Öko- und Mehrwertsteuer gegenüber dem Luftverkehr", sagte der Vorstandsvorsitzende. Gerade die Billigflieger würden vom deutschen Steuerzahler hoch subventioniert. Am Ziel eines Börsengangs im kommenden Jahr hält Mehdorn nach eigenen Worten fest: "Wir wollen ab 2005 nachhaltig Gewinne schreiben und so wirtschaftlich arbeiten, wie der internationale Kapitalmarkt dies von uns verlangt, so dass der Eigentümer 2005 auch den Start für einen Börsengang frei geben kann."

Banken haben Tal der Tränen hinter sich

KfW-Chef: Je besser die Wirtschaft, je größer die KreditnachfrageBanken haben Tal der Tränen hinter sich

Berlin (rpo). Für die Bankenbranche beginnen nach Einschätzung von Hans Reich wieder bessere Zeiten. Die Talsohle sei durchschritten, sagte der Vorstandsvorsitzende der KfW. Der Wirtschaftsaufschwung bringe den Bankenaufschwung. „Das Schlimmste ist vorbei“, sagte Reich der Tageszeitung „Die Welt“ (Montagausgabe). Die KfW verstehe sich nicht als Krisengewinner, sagte Reich. Er fügte hinzu: „Die Erfahrung zeigt, je besser die Wirtschaft läuft, desto größer ist die Nachfrage nach Investitionskrediten. Wir rechnen damit, dass das Fördervolumen im neuen Jahr die Ergebnisse aus 2003 übersteigen wird.“ Die Hauptaufgabe der KfW bleibe die Unterstützung des Mittelstands, „denn in der Mittelstandsfinanzierung versagt der Markt“. Auf die Frage, ob 2004 ein zweiter Börsengang der Post anstehe, sagte Reich, grundsätzlich bleibe es Ziel der KfW, die Privatisierung voranzutreiben. „Für die weiteren Schritte - sei es eine neue Umtauschanleihe, ein großer Börsengang oder eine andere Kapitalmarkttransaktion - gibt es aber keinen Kalender, insofern machen Spekulationen auch keinen Sinn.“ Zur möglichen Übernahme deutscher Geldhäuser durch ausländische Institute sagte Reich, grundsätzlich habe er kein Problem mit ausländischen Banken auf dem deutschen Markt, „solange sichergestellt ist, dass wir unsere Förderziele erreichen“.

Orlen arbeitet weiter an seinem Benzin-Boom

Neue Tankstellen eröffnen, polnische Produkte verkaufenOrlen arbeitet weiter an seinem Benzin-Boom

Elmshorn (rpo). Der polnische Tankstellenbetreiber Orlen will weiter expandieren und neue Stationen eröffnen. Er hatte kürzlich erst 500 Aral-, BP- und Eggert-Tankstellen in Norddeutschland übernommen. In den Shop-Regalen sollen verstärkt auch polnisches Bier und polnische Wurst stehen.„Wir werden unser Netz 2004 um bis zu 40 neue Standorte erweitern“, sagt Jean-Jacques Verschueren, Vorstandsvorsitzender von Orlen Deutschland, den „Elmshorner Nachrichten“ (Montagausgabe). Der Umsatz solle in diesem Jahr die Zwei-Milliarden-Euro-Grenze überspringen. Außerdem plant Orlen Deutschland, das Angebot an polnischen Artikeln in den Tankstellen auszubauen. „Unser Testlauf mit polnischem Bier, Wurst und Süßigkeiten war ein großer Erfolg“, sagt Verschueren. In Deutschland werde viel mehr an Tankstellen gekauft als in Polen. Das polnische Unternehmen war am 1. März 2003 in Deutschland eingestiegen. Die 500 übernommenen Tankstellen firmieren unter den Marken „Orlen“ oder „Star“. Die Deutschlandzentrale von Orlen liegt in Elmshorn.

Ermittler beraten Vorgehen im Parmalat-Skandal

Durchsuchungen in Parma und New YorkErmittler beraten Vorgehen im Parmalat-Skandal

Parma (rpo). Zu viele Köche verderben bekanntlich den Brei: Ein Ermittlungsbeamter der New Yorker Börsenaufsichtsbehörde SEC ist deswegen am Wochenende mit Vertretern der italienischen Justiz zusammengetroffen. Sie wollen das Vorgehen im Parmalat-Skandal abstimmen. Bei den Ermittlungen beider Seiten könnten sich möglicherweise Reibungspunkte ergeben, sagte SEC-Beamter Lawrence West der Wirtschaftszeitung "Il Sole - 24 Ore". "Aus genau diesem Grund denken wir, dass wir zusammenarbeiten müssen." Der inhaftierte Gründer des insolventen Nahrungsmittelkonzerns Parmalat, Calisto Tanzi, hat nach Angaben der Staatsanwaltschaft bis zu 620 Millionen Dollar aus dem Firmenvermögen in das Tourismus-Geschäft seiner Familie abgezweigt. Neben den Ermittlungen der italienischen Justiz wegen betrügerischen Bankrotts und Bilanzfälschung bemüht sich die SEC darum, die Ansprüche der amerikanischen Parmalat-Investoren zu wahren. Die SEC hat in die USA Zivilklage gegen Parmalat wegen Betrugs eingereicht. Aus italienischen Justizkreisen verlautete, bei Durchsuchungen der Büros eines Parmalat-Anwalts seien in New York "nützliche Dokumente" aufgetaucht. Der betroffene Anwalt Gianpaolo Zini sitzt in Mailand in Untersuchungshaft. Tanzi wurde am Samstag erneut zu den Umständen des Skandals vernommen. Er habe dabei "seine Rekonstruktion der Tatsachen" erläutert, sagte Ermittlungsrichter Guido Salvini.

Immer mehr Geld liegt unterm Tannenbaum

Große Umtauschaktionen nach dem Fest bleiben ausImmer mehr Geld liegt unterm Tannenbaum

Frankfurt (rpo). Pinke Socken mit grünen Blümchen von der entfernten Tante als klarer Umtauschkandidat gleich nach dem Fest sind nahezu ausgestorben. Die Bundesbürger verschenken immer häufiger Gutscheine oder Bargeld. Notgeschenke sind out.An Weihnachten seien rund zwei Milliarden Euro verschenkt worden, sagte der Sprecher des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels (HDE), Hubertus Pellengahr, der „Frankfurter Rundschau“ (Montagsausgabe). Geld und Gutscheine hätten einen Anteil von rund einem Viertel am gesamten Weihnachtsumsatz - also dem zusätzlichen Geschäft zwischen November und Dezember - ausgemacht. Heute werde weniger zu „Notgeschenken“ gegriffen als früher, begründete Pellengahr die Zunahme von Geldgeschenken. Daher spielten große Umtauschaktionen, wie es sie in der Vergangenheit an den Verkaufstagen nach dem Fest immer gegeben habe, „praktisch keine Rolle mehr“. Statt dessen hätten die letzten Tage des alten Jahres mit starken Umsatzzahlen dazu beigetragen, dass der Einzelhandel 2003 schließlich mit einem geringen Minus abschließen konnte.

Deutsche zahlen zu viel Trinkgeld

Marketing-Experte: Aus Peinlichkeit den Euro rauswerfenDeutsche zahlen zu viel Trinkgeld

Hamburg (rpo). Den Kellner und die Frau hinter der Bar dürfte es wenig stören. Ganz im Gegenteil. Die Deutschen geben nach Expertenmeinung zu viel Trinkgeld. Ihr großzügiger Umgang mit dem Euro hat dabei aber weniger mit großer Dankbarkeit, als großer Peinlichkeit zu tun. Seit sie die europäische Gemeinschaftswährung im Geldbeutel hätten, bezahlten die Deutschen „viel zu viel“ Trinkgeld, sagte Professor Claudius Schmitz von der Fachhochschule Gelsenkirchen der „Bild am Sonntag“. Vielen sei es peinlich, beim Bezahlen im Restaurant oder Café kleinere Cent-Beträge zurückzufordern. Da werde lieber großzügig auf eine glatte Summe aufgerundet, obwohl allen bewusst sei, dass sie zu viel Trinkgeld geben. So werde schon beim Zahlen einer Tasse Kaffee für 2,50 Euro kräftig aufgerundet. Wer in so einem Fall mit drei Euro zahle, werde mit Sicherheit 50 Cent Tip geben und nicht zum Beispiel 30 Cent von der Bedienung zurückfordern, sagte Schmitz weiter. Das bedeute, dass der Kunde 20 Prozent Trinkgeld gebe. „Und das alles nur, weil's geizig aussieht, wenn man sich Kleingeld zurückgeben lässt.“ Schmitz rät, dass nur dann Trinkgeld gegeben werden sollte, wenn Service und Leistung wirklich gut waren.