Alle Wirtschaft-Artikel vom 11. Januar 2004
Betriebsrenten-Kündigung: Zoff bei der Commerzbank

Es brodele in der BelegschaftBetriebsrenten-Kündigung: Zoff bei der Commerzbank

Essen (rpo). Es brodele in der Belegschaft. Für den Montagnachmittag erwartet die Gewerkschaft ver.di heftige Proteste von Commerzbank-Beschäftigten gegen die Kündigung der Betriebsrenten.Nach einer Mitteilung des ver.di-Landesbezirks Nordrhein-Westfalen findet um 14.30 Uhr in Essen eine Betriebsversammlung statt. Es brodele in der Belegschaft der Commerzbank, erklärte der Fachsekretär Herbert Bludau-Hoffmann. Er kritisierte es als Unverfrorenheit, dass der Vorstand der Bank von der Kappung der Betriebsrente ausgenommen wurde. Die Commerzbank habe in den letzten zwei Jahren 6.000 Stellen vernichtet, hieß es in der Mitteilung der Gewerkschaft. Nach Presseberichten, wonach die Bank als substanz- und ertragsstark bezeichnet werde, sei es dreist, die Kündigung der Betriebsrente mit einer angeblich schwierigen wirtschaftlichen Lage zu begründen, meinte ver.di. Es sei unglaublich, dass der Aufsichtsrat über die weit reichende Maßnahme nicht vorher informiert worden sei.

Gewerkschafts-Chef gegen Ausbildungsabgabe

IG BCE-Chef Hubertus Schmoldt im InterviewGewerkschafts-Chef gegen Ausbildungsabgabe

Berlin (rpo). Die von der rot-grünen Bundesrgeierung und vielen Gewerkschaften vorangetriebene Ausbildungsabgabe ist erstmals auch bei einem Gewerkschaftsboss auf Widerspruch gestoßen.Als erster führender Gewerkschafter hat sich der Vorsitzende der Gewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE), Hubertus Schmoldt, kritisch zu der geplanten Ausbildungsabgabe geäußert. Er glaube nicht, dass sich durch die Abgabe die Probleme am Lehrstellenmarkt lösen ließen, sagte Schmoldt der Tageszeitung "Die Welt" (Montagausgabe). "Ich befürchte sogar, dass die Unternehmen sich mit der Abgabe noch mehr der Verantwortung für die Ausbildung entziehen", fügte er hinzu. Zugleich kritisierte er die Wirtschaft dafür, dass sie entgegen eigener Zusagen nicht ausreichend Ausbildungsplätze zur Verfügung gestellt habe. Die SPD-Fraktion hatte wegen der großen Lehrstellenlücke im November die Einführung einer Ausbildungsplatzabgabe beschlossen. Gegen das Konzept einer verpflichtenden Umlage zur Finanzierung fehlender Ausbildungsplätze gibt es aber auch Widerstand innerhalb der SPD. Insbesondere Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) ist dagegen. Ende Dezember hatten nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit 35.600 Bewerber noch keine Ausbildungsstelle gefunden. Diesen standen 8.800 offene Stellen gegenüber, womit sich rechnerisch eine Lehrstellenlücke von 26.800 ergab.

Lkw-Maut: Weitere Millionenverluste durch verpatzten Start

Vorlaufkosten für Lkw-Maut kosten Bund weitere MillionenLkw-Maut: Weitere Millionenverluste durch verpatzten Start

Berlin (rpo). Die Kosten-Schraube durch den verpatzten Lkw-Maut-Start kennt offenbar kein Ende. Einem Zeitungsbericht zufolge kommen auf den Bund nun zusätzliche Kosten in Millionenhöhe zu. Die Verzögerungen bei der Einführung der Lkw-Maut belasten den Bund offenbar mit zusätzlichen Kosten in Millionenhöhe. Nach Informationen des "Tagesspiegel am Sonntag" wird das Bundesamt für Güterverkehr (BAG) wegen des Ausfalls der Mauteinnahmen in diesem Jahr dem Verkehrsminister seine rund 100 Millionen Euro Personal- und Sachkosten in Rechnung stellen müssen. Hinzu kommen Personalaufwendungen und weitere Kosten in einer Größenordnung von 80 Millionen Euro für die neue Abteilung des BAG, die eigens für die Maut aufgebaut worden sei. In dieser Abteilung arbeiten der Zeitung zufolge inzwischen 830 Mitarbeiter, davon allein 531 für die geplanten, aber bislang nicht notwendigen Kontrollen auf den Bundesautobahnen. In den vergangenen Jahren hatte das BAG immer einen Überschuss an den Bund abgeliefert. Wegen des Wegfalls der Lkw-Vignette werde die Überweisung an den Bund von gut 370 Millionen Euro im Jahr 2002 auf etwa 120 Millionen Euro sinken, schreibt das Blatt. Im Geschäftsjahr 2002 waren das genau 370,66 Millionen Euro, für 2003 wird der Betrag etwa 150 Millionen Euro niedriger liegen.

Sondersteuer auf Alcopops

Mixgetränke die beliebteste Alkoholsorte von JugendlichenSondersteuer auf Alcopops

Hamburg (rpo). Marion Casper-Merk, Drogenbeauftragte der Bundesregierung, hat in einem Interview eine Sondersteuer für sogenannte Alcopos angekündigt. Sie sehe ihren Plan durch eine neue Studie bestärkt. Demnach greifen selbst Minderjährige häufiger zu den Alkohol-Mixgetränken als junge Erwachsene.Die Pläne für eine Sondersteuer auf Alkohol-Mixgetränke in kleinen Flaschen werden von einer Studie über den Konsum gestützt. Marion Caspers-Merk, kündigte im "Spiegel" einen Vorstoß zur Einführung der Steuer an. Das Blatt berichtete, eine noch unveröffentlichte Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung habe ergeben, dass Minderjährige sogar noch öfter als junge Erwachsene zu den süßen Cocktails griffen, meistens zu den Mischungen auf Schnaps-, Wodka- oder Rumbasis, die erst ab 18 Jahren frei sind. In der Altersgruppe von 18 bis 29 Jahren würden nach eigenen Angaben 39 Prozent mindestens einmal im Monat Alcopops trinken, hieß es. Aber von den befragten 1.000 minderjährigen Jugendlichen zwischen 14 und 17 Jahren seien es bereits 48 Prozent. Zwar fielen darunter auch Bier- und Weinmischungen, die schon 16-Jährige trinken dürfen. Doch 42 Prozent der Jugendlichen räumten ein, auch die für sie in jedem Fall verbotenen Produkte mit hochprozentigen Alkoholika konsumiert zu haben. Inzwischen seien Alcopops die beliebteste Alkoholsorte unter Jugendlichen. "Die Ergebnisse sind eindeutig"Mehr als jeder vierte Jugendliche gab laut "Spiegel" an, mindestens einmal im Monat solch einen Spirituosenmix selbst gekauft zu haben. Sogar unter den 14- und 15-Jährigen konnte jeder Fünfte trotz Jugendschutzgesetz die Mixgetränke erhalten. "Die Ergebnisse sind eindeutig", zitierte das Blatt Caspers-Merk. "Ich bin für eine klare Verteuerung und werde jetzt einen Vorstoß für die Sonderabgabe unternehmen."

Luxus pur: Ritz-Carlton Berlin eröffnet

Zweites Hotel in DeutschlandLuxus pur: Ritz-Carlton Berlin eröffnet

Berlin (rpo). Mit dem Ritz-Carlton Berlin am Potsdamer Platz hat die weltweit agierende Hotel-Company nach dem Haus in Wolfsburg am Sonntag ihr zweites Hotel in Deutschland eröffnet.Dabei handelt es sich um die 57. Nobelherberge der Gruppe weltweit. Als eine Besonderheit des Berliner Hauses hob Ritz-Carlton Präsident Simon Cooper die Lage hervor. Damit solle an die Tradition des Potsdamer Platzes angeknüpft werden, sagte er am Sonntag. Zudem werde mit diesem Hotel ein Zeichen für die weitere Expansion des Gruppe in Europa gesetzt. "Wir wollen auch ein Haus für die Berliner sein", kündigte Ritz-Carlton Berlin-Generaldirektor Walter Junger an. In der Brasserie im Erdgeschoss könnten Geschäftsleute ebenso wie Familien zu durchschnittlichen Preisen speisen. Auch die Terrasse des typisch französischen Lokals lade die Berliner und deren Gäste zum Verweilen ein. Dort könnten auch Wasserpfeifen geraucht werden. Das Hotel verfüge zudem über den zweitgrößten Ballsaal in der Stadt, der bereits bis Ende Februar mit zehn Bällen - darunter der Berliner Presseball - gebucht sei. Das neue Luxushotel am Potsdamer Platz bietet einen spannenden Kontrast zum futuristischen Sony Center aus Glas und Stahl. Bei der Gestaltung der Nobelherberge ließ sich Innenarchitekt Peter Silling von Preußens berühmten Baumeister Karl Friedrich Schinkel inspirieren. Die Architektur des Beisheim Centers - worin das Ritz-Carlton integriert ist - stellt wiederum eine Reminiszenz an die "Golden Twenties" der Art Déco-Hochhäuser in New York und Chicago dar. Das Beisheim Center war am Samstag feierlich eingeweiht worden. Mit dem neuen innerstädtischen Quartiers des Metro-Gründers Otto Beisheim als Investor schließt sich die letzte Lücke am Potsdamer Platz, der nach der Teilung Deutschlands völlig verwaist war und erst nach dem Mauerfall wieder zu neuem Leben erwacht. Am Sonntagabend erwartete das Ritz-Carlton 1700 Gäste zu seiner feierlichen Eröffnungsparty. Präsentiert werden sollte eine Fashionshow auf einem gefrorenen Catwalk. Dafür schuf der für seine barocken Kreationen bekannte Berliner Designer Harald Glööckler Outfits aus Stoffen, wie sie auch in dem neuen Luxushotel drapiert sind.

BDI-Präsident Rogowski: Starker Aufschwung möglich

Warnung vor Panikmache wegen Euro-HöhenflugBDI-Präsident Rogowski: Starker Aufschwung möglich

Frankfurt/Main (rpo). In dem anhaltenden Euro-Höhenflug sieht BDI-Präsident Michael Rogowski sieht keine Gefahr für den lang ersehnten Konjunkturaufschwung.Er warnte am Wochenende vor Panikmache und betonte in der "Berliner Zeitung": "Ich gehe von einem Wachstum von bis zu zwei Prozent aus. Daran wird ein starker Euro nichts ändern." Er habe vielmehr Hoffnung, dass der Aufschwung am Ende kräftiger ausfalle als viele glaubten. Auch Bundesbank-Vorstandsmitglied Hermann Remsperger reagierte gelassen auf die Kursrallye der Gemeinschaftswährung. Der Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Norbert Walter, rechnet dagegen mit einem weiteren Euro-Kursanstieg bis auf 1,40 Dollar und befürchtet negative Folgen für die Konjunktur. Rogowski sagte, unter anderem der Auftragseingang signalisiere eindeutig, dass die konjunkturelle Wende da sei. Zugleich wies er im "Tagesspiegel" und der "Berliner Zeitung" darauf hin, dass der Großteil der deutschen Exporte in den Euro-Raum gehe "und da gibt es kein Wechselkursrisiko mehr". Walter sagte der "Welt am Sonntag": "Der Markt wird die alten Tiefststände des Dollar aus den Jahren 1995/1996 wohl testen." Im April 1995 hatte die amerikanische Währung nur noch 1,35 Mark gekostet, was umgerechnet einem Euro-Kurs von 1,44 Dollar entspricht. "Erst wenn die Mehrheit der Marktteilnehmer die Kurse für komplett verrückt hält, wird es eine Trendwende geben", zitiert die Zeitung den Chefvolkswirt der Deutschen Bank. Dieser Punkt sei noch nicht erreicht. Die Aufwertung habe negative Folgen für die deutsche Konjunktur. Ein Kursanstieg um zehn Prozent bedeute ein Wachstumsschwund von 0,5 Prozent, sagte Walter weiter. Er sei daher enttäuscht über die Entscheidung der Europäischen Zentralbank, in der vergangenen Woche den Leitzins bei 2,0 Prozent zu belassen. "Sie hätte den Spielraum nutzen und die Zinsen senken sollen". Dem widersprach Bundesbank-Vorstandsmitglied Remsperger am Samstag im Deutschlandradio Berlin. Für die Entscheidung über den Zinssatz spiele der Wechselkurs spiele zwar eine Rolle, aber keine ausschlaggebende. Auch auf die Frage nach möglichen Stützkäufen zur Stabilisierung des Dollars betonte er, das Euro-System habe kein Wechselkursziel, sondern das der Preisstabilität. Nach den Untersuchungen der Bundesbank sei im Übrigen die Entwicklung des Welthandels wichtiger für die Konjunktur als der Wechselkurs gegenüber dem Dollar. 43 Prozent der deutschen Exporte seien nicht vom hohen Euro-Kurs betroffen, da sie in den Euro-Raum gingen. Auch hätten die Entlastungen durch billigere Importe kompensatorische Effekte. Remsperger räumte aber ein, dass der starke Euro das Exportwachstum insgesamt etwas bremse.