Alle Wirtschaft-Artikel vom 24. Januar 2004
Gesamtmetall-Chef warnt IG Metall vor Streiks

Kannegiesser fordert Signal in schwieriger SituationGesamtmetall-Chef warnt IG Metall vor Streiks

Berlin (rpo). Vor Warnstreiks im laufenden Tarifkonflikt der Metall- und Elektroindustrie hat der Gesamtmetall-Präsident Martin Kannegiesser gewarnt. Der Branche gehe es nicht gut. Die IG Metall müsse über ihren Schatten springen.Die Unternehmen der Branche steckten seit drei Jahren in einer "sehr schwierigen und wirtschaftlich labilen Situation", sagte Kannegiesser der Zeitung "Welt am Sonntag". Daher müsse von der Tarifrunde ein positives Zeichen für Investitionen ausgehen. "Wenn es jetzt tatsächlich zu Warnstreiks käme, dann wäre das ein Signal, dass die IG Metall nicht über ihren Schatten springen kann. Davor kann ich nur warnen", sagte der Gesamtmetall-Chef. Der IG Metall warf Kannegiesser vor, die Diskussion um die Arbeitszeit in einer "unzulässigen Art und Weise" zu verkürzen. "Uns geht es nicht darum, die Arbeitszeit flächendeckend und ohne Lohnausgleich auf 40 Stunden in der Woche auszudehnen. Wir wollen, dass die Betriebsparteien vor Ort künftig eine freiwillige Option haben, die Arbeitszeit über einen bestimmten Zeitraum zu erweitern", sagte er. In kritischen Situationen solle das auch nur mit teilweisem oder ohne Lohnausgleich möglich sein. "Wenn es nicht zu Fortschritten bei der Arbeitszeitfrage käme, dann wäre es ausgesprochen schwierig für uns, in den Verhandlungen noch zu einer Verbandslösung kommen", fügte er hinzu. Kannegiesser verteidigte das Angebot der Arbeitgeber. Die Trendrate der Produktivitätsentwicklung liege zwar bei 1,4 Prozent, ein großer Teil davon sei aber auf Personalabbau zurückzuführen. "Wenn wir vermeiden wollen, dass noch mehr Arbeitsplätze abgebaut werden, dürfen wir nicht den gesamten Produktivitätsfortschritt verteilen", sagte der Gesamtmetall-Chef. Die Arbeitgeber hatten in den Tarifverhandlungen eine Lohnerhöhung von jeweils 1,2 Prozent zum 1. Januar 2004 und zum 1. April 2005 angeboten. Die IG Metall hat dem Bericht nach bereits mit ersten Vorbereitungen für Warnstreiks begonnen. Die Frankfurter Zentrale habe in der vergangenen Woche die Produktion von 30 000 Transparenten und Überzieh-Oberteilen aus Plastik in Auftrag gegeben. Das Motto des Warnstreiks, das auf die Materialien gedruckt werden soll, laute "Wir für Vier". Die Gewerkschaft hatte für die 3,4 Millionen Beschäftigten der Branche eine Lohnerhöhung von vier Prozent gefordert.

Holsten-Chef rechnet mit Übernahmen auf Biermarkt

Burgard: "Überall sonst ist das Fell weitgehend verteilt"Holsten-Chef rechnet mit Übernahmen auf Biermarkt

Berlin (rpo). Der neue Chef der Holsten-Brauerei, Wolfgang Burgard, hält weitere Firmenübernahmen auf dem deutschen Biermarkt für wahrscheinlich. Die Vielfalt des Gersten-Saftes sei aber nicht in Gefahr."Nach wie vor ist der deutsche Markt der größte in Europa. Die Konzentrationen werden weitergehen", sagte Burgard der Zeitung "Welt am Sonntag". Der deutsche Markt sei auch der einzige, der noch Zukäufe erlaube. "Überall sonst ist das Fell weitgehend verteilt", fügte Burgard hinzu. Eine Gefahr für die Vielfalt des Bierangebots sieht der künftige Chef der Holsten-Brauerei, die gerade vom dänischen Bierbrauer Carlsberg übernommen wird, in der Konzentration auf dem Biermarkt jedoch nicht. "Was die internationalen Konzernverflechtungen betrifft, reden wir über einen Kreis von ungefähr 150 Groß-Brauereien, die dafür infrage kommen", sagte er. Unberührt davon seien die "1000 Handwerksbetriebe, die es in Deutschland gibt" und die nach Ansicht des Holsten-Chefs auch weiterhin für ein breites Bierangebot sorgen werden.

Wird Maut-Gebühr ab Oktober fällig?

Lkw-Firmen könnte Erhöhung der Mautabgaben drohenWird Maut-Gebühr ab Oktober fällig?

München (rpo). Das Maut-Konsortium Toll Collect bietet offenbar ein Paket mit Startterminen in zwei Phasen und höheren Strafzahlungen für die Lkw-Maut an. Mitte kommender Woche soll der Vorschlag dem Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe (SPD) gemacht werden.Nach Informationen des Nachrichtenmagazins "Focus" soll am 3. Oktober eine erste Version starten, bei der ein aktueller Abgleich der Software aber nicht möglich ist. Eine Erhöhung der Mautgebühren sowie eine Erweiterung des Streckennetzes durch neue Autobahnstücke könne dieses starre System noch nicht erfassen, schreibt der "Focus" weiter. Die voll funktionstüchtige Version könne nach spätestens einem Jahr in Betrieb gehen. Wenn Toll Collect den Auftrag behalte, ist das Konsortium aus DaimlerChrysler, Deutsche Telekom und Cofiroute "Focus" zufolge bei erneutem Terminverzug zu deutlich höheren Strafzahlungen als den bisher 7,5 Millionen Euro im Monat bereit. Jedoch werde es Schadensersatzzahlungen auch in Zukunft nicht geben. Verkehrsminister Manfred Stolpe (SPD) hatte verlangt, dass das Konsortium bis Ende Januar einen neuen Starttermin nennt. Wie "Focus" darüber hinaus aus politischen Kreisen erfuhr, sei eine Erhöhung der Mautgebühren von jetzt 12,4 Cent je Kilometer auf die ursprünglich geplanten 15 Cent je Kilometer im Gespräch, weil das Fuhrgewerbe bis zu einem möglichen Start im Oktober 2004 mehr als ein Jahr kostenlos auf deutschen Autobahnen gefahren sei. So könnten statt rund 3,4 dann über vier Milliarden Euro jährlich in die Staatskasse fließen. Ein Sprecher des Verkehrsministeriums sagte am Samstag der Nachrichtenagentur AFP, eine "solche Diskussion" werde "von unserem Haus nicht geführt". Der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Michael Rogowski, warnte angesichts der Einnahmeausfälle durch die Pannen bei der Lkw-Maut vor einem Verkehrs-Kollaps und dem Verlust zehntausenden Arbeitsplätzen. Deutschlands Verkehr drohe der "Super-Gau" und der Verkehrskollaps, weil bei Infrastrukturmaßnahmen ein Investitionsloch von bis zu drei Milliarden Euro klaffen könnte, sagte er der "Bild am Sonntag". Deshalb seien 80.000 Arbeitsplätze akut bedroht, davon die Hälfte in der Bauwirtschaft. Er verkenne nicht, dass bei Toll Collect "nicht alles so läuft wie wir uns das vorstellen", sagte Rogowski. Es sei aber nicht einzusehen, die ganze Verantwortung für die derzeitige Infrastrukturkrise bei einem Unternehmen abzuladen. "Der Staat investiert seit Jahren zu wenig in die Verkehrswege, obwohl er allein von Pkw- und Lkw-Nutzern über Abgaben jährlich über 50 Milliarden Euro bekommt", kritisierte er.

Parmalat: Buchhalter stürzt sich von Brücke

Richter beklagt schwere Versäumnisse der BehördenParmalat: Buchhalter stürzt sich von Brücke

Mailand (rpo). Ein Mitarbeiter des italienischen Parmalat-Konzerns hat sich das Leben genommen. Der Buchhalter des früheren Parmalat-Finanzchefs, Fausto Tonna, stürzte sich am Freitagnachmittag in der Nähe der norditalienischen Stadt Parma von einer Straßenbrücke. Das berichtete die italienische Nachrichtenagentur ANSA. Er sei in der Buchhaltung des Unternehmens tätig gewesen. Der 32-Jährige hinterlasse seine Frau und zwei Kinder. Im Parmalat-Skandal hat ein italienischer Richter schwere Versäumnisse der Behörden angeprangert. Libero Mancuso, Richter am Berufungsgerichts von Bologna, schrieb in der Zeitung "Corriere della Sera" vom Samstag, der Skandal sei weitgehend vorhersehbar gewesen. In seiner Begründung zur Ablehnung eines Antrags auf Freilassung eines Beraters der Firma heißt es, die Unregelmäßigkeiten hätten "irgend jemandem auffallen müssen, auch einem unaufmerksamen Kontrolleur". Spätestens von Februar 2003 an hätten die Behörden hellhörig werden müssen. Der Betrug konnte demnach nur so lange weitergehen, weil die Firmenleitung "auf ein Klima der Protektion" habe bauen können, das ihr "jahrelang Straffreiheit trotz illegaler Aktionen garantierte". Nach dem Selbstmord des Buchhalters der Firma untersuchte die Staatsanwaltschaft am Samstag die Akten, die im Auto des 42-Jährigen gefunden wurden. Der Nahrungsmittelkonzern Parmalat hatte im Dezember 2003 Konkurs angemeldet, nachdem in den USA ein Bilanzloch von inzwischen bis zu 14 Milliarden Euro entdeckt worden war. Neben Firmengründer Calisto Tanzi sitzt auch der Ex-Finanzchef Fausto Tonna in Haft.

Drohen Deutschen Autobahngebühren?

Clement will private Autobahnen bauenDrohen Deutschen Autobahngebühren?

Hamburg (rpo). Muss der Autofahrer von Dortmund nach Düsseldorf bald Gebühren zahlen? Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) hält an seinen Plänen zur Privatfinanzierung von Autobahnen fest. Die Betreiber könnten dann offenbar Maut von Lkw- und teilweise auch von Pkw-Fahrern kassieren dürfen.Wie die "Bild"-Zeitung (Samstagausgabe) berichtet, kündigte der Minister bei einem internen Treffen mit Wirtschaftsvertretern an, zusätzliche Autobahnprojekte privat finanzieren zu lassen. Geplant seien 24 ausgewählte Projekte, unter anderem Tunnel, Brücken und der Ausbau von Autobahnen. Sie sollen so schnell wie möglich von Privat-Firmen gebaut und bezahlt werden.