Kannegiesser fordert Signal in schwieriger SituationGesamtmetall-Chef warnt IG Metall vor Streiks
Berlin (rpo). Vor Warnstreiks im laufenden Tarifkonflikt der Metall- und Elektroindustrie hat der Gesamtmetall-Präsident Martin Kannegiesser gewarnt. Der Branche gehe es nicht gut. Die IG Metall müsse über ihren Schatten springen.Die Unternehmen der Branche steckten seit drei Jahren in einer "sehr schwierigen und wirtschaftlich labilen Situation", sagte Kannegiesser der Zeitung "Welt am Sonntag". Daher müsse von der Tarifrunde ein positives Zeichen für Investitionen ausgehen. "Wenn es jetzt tatsächlich zu Warnstreiks käme, dann wäre das ein Signal, dass die IG Metall nicht über ihren Schatten springen kann. Davor kann ich nur warnen", sagte der Gesamtmetall-Chef. Der IG Metall warf Kannegiesser vor, die Diskussion um die Arbeitszeit in einer "unzulässigen Art und Weise" zu verkürzen. "Uns geht es nicht darum, die Arbeitszeit flächendeckend und ohne Lohnausgleich auf 40 Stunden in der Woche auszudehnen. Wir wollen, dass die Betriebsparteien vor Ort künftig eine freiwillige Option haben, die Arbeitszeit über einen bestimmten Zeitraum zu erweitern", sagte er. In kritischen Situationen solle das auch nur mit teilweisem oder ohne Lohnausgleich möglich sein. "Wenn es nicht zu Fortschritten bei der Arbeitszeitfrage käme, dann wäre es ausgesprochen schwierig für uns, in den Verhandlungen noch zu einer Verbandslösung kommen", fügte er hinzu. Kannegiesser verteidigte das Angebot der Arbeitgeber. Die Trendrate der Produktivitätsentwicklung liege zwar bei 1,4 Prozent, ein großer Teil davon sei aber auf Personalabbau zurückzuführen. "Wenn wir vermeiden wollen, dass noch mehr Arbeitsplätze abgebaut werden, dürfen wir nicht den gesamten Produktivitätsfortschritt verteilen", sagte der Gesamtmetall-Chef. Die Arbeitgeber hatten in den Tarifverhandlungen eine Lohnerhöhung von jeweils 1,2 Prozent zum 1. Januar 2004 und zum 1. April 2005 angeboten. Die IG Metall hat dem Bericht nach bereits mit ersten Vorbereitungen für Warnstreiks begonnen. Die Frankfurter Zentrale habe in der vergangenen Woche die Produktion von 30 000 Transparenten und Überzieh-Oberteilen aus Plastik in Auftrag gegeben. Das Motto des Warnstreiks, das auf die Materialien gedruckt werden soll, laute "Wir für Vier". Die Gewerkschaft hatte für die 3,4 Millionen Beschäftigten der Branche eine Lohnerhöhung von vier Prozent gefordert.