Öffentlich der Käuflichkeit bezichtigtMannesmann-Prozess: Esser giftet
Düsseldorf (rpo). Bei der Fortsetzung des Mannesmann-Prozesses in Düsseldorf hat der ehemalige Vorstandschef Klaus Esser schweres verbales Geschütz gegen die Staasanwaltschaft aufgefahren. Zugleich verteidigte er seine Millionenprämie.Der frühere Mannesmann-Chef Klaus Esser hat vor dem Düsseldorfer Landgericht die Staatsanwaltschaft weiterhin attackiert. Die Strafverfolger hätten ihn öffentlich der Käuflichkeit bezichtigt und damit vorverurteilt, kritisierte Esser am Mittwoch im Zuge des Mannesmann-Prozesses. Esser hat nach Gerichtsangaben eine fünfstündige Erklärung angekündigt. Danach haben die Prozessbeteiligten Gelegenheit, Fragen zu stellen. Klaus Esser hat den Ermittlern auch vorgeworfen, entlastende Beweise unterdrückt zu haben. Die Strafverfolger hätten Dokumente zurückgehalten, die ein "Fremdkörper" in ihrer Beweisführung gewesen wären, sagte Esser am Mittwoch bei der Fortsetzung des Mannesmann-Prozesses. Zusammen mit fünf weiteren Angeklagten, darunter Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann, muss sich Esser seit vergangener Woche wegen der umstrittenen Millionenzahlungen nach der Mannesmann-Übernahme durch Vodafone verantworten. Ein Jahr lang habe die Staatsanwaltschaft die Anerkennungszahlungen und Pensionsabfindungen ausdrücklich für rechtmäßig erklärt und die Einleitung von Ermittlungen abgelehnt. Erst nach einem personellen Wechsel an der Spitze der Behörde hätten die Staatsanwälte die "haltlosen Vorwürfe" von "Spiegel"-Journalisten übernommen, Aufsichtsratschef Joachim Funk und er hätten sich gegenseitig die Prämien nachträglich "zugeschanzt", erklärte Esser.Esser verteidigt MillionenprämieDer frühere Mannesmann-Chef Klaus Esser hat vor dem Düsseldorfer Landgericht entschieden die Höhe seiner Millionenprämie verteidigt. Der Bonus von 15,9 Millionen Euro sei nur "ein Bruchteil dessen", was er erhalten hätte, wenn Mannesmann bereits - wie international üblich - ein Aktienoptionsprogramm eingeführt hätte, sagte der Manager am Mittwoch. Üblich seien in Deutschland im übrigen Prämien von einem Prozent oder mehr der erzielten Wertsteigerung. Er habe nur ein Hundertstel davon erhalten. Esser wies die Vorwürfe erneut entschieden zurück. Er habe nicht um eine Sonderprämie gebeten. Sie sei ihm vom Großaktionär Hutchison Whampoa angetragen worden. Er habe die Annahme im Gegenteil von zahlreichen Bedingungen - etwa der Zustimmung des künftigen Mehrheitseigentümers Vodafone - abhängig gemacht. "Ich war felsenfest überzeugt, dass es richtig und angemessen war, dass ich den Appreciation Award angenommen habe", sagte Esser. Frühere Haltung der Staatsanwaltschaft habe Esser bestärktIn dieser Meinung habe ihn auch die Haltung der Staatsanwaltschaft Düsseldorf gestärkt, die die Millionenprämie noch vor der Auszahlung überprüft und für gut befunden habe, sagte Esser. Die Staatsanwaltschaft habe damals ausdrücklich erklärt, es sei das Recht des Aufsichtsrates die Bezüge der Vorstandsmitglieder veränderten Umständen anzupassen - auch nachträglich, wenn sie zu niedrig erschienen, betonte Esser. Auch die Höhe sei angesichts der im angelsächsischen Raum üblichen Praxis nicht zu beanstanden. Erst Monate später habe die Anklagebehörde "auf Druck von oben" ihre Haltung geändert. Seitdem sehe er sich einem "populistischen Spiel mit Emotionen" und "absurden Thesen" ausgesetzt. Vorbehalte ließ Esser allerdings gegenüber dem Versuch von Aufsichtsratschef Funk erkennen, sich im Aufsichtsratspräsidium mit eigener Stimme einen Bonus von 4,5 Millionen Euro zu bewilligen. Er betonte, er habe entgegen den Behauptungen der Anklage von Funks Plänen nichts gewusst und erst nachträglich von der Beschlussfassung des Aufsichtsrats erfahren. Die Behauptung, er selbst habe den Bonus für Funk angeregt, damit er selbst seine eigene Millionenprämie bekomme, sei eine "abenteuerliche Erfindung" von Journalisten, die dann von der Staatsanwaltschaft übernommen worden sei. Chris Gent wird als Zeuge aussagenDer frühere Vodafone-Chef Chris Gent wird am 25. März als Zeuge im Mannesmann-Prozess aussagen. Der britische Manager habe sein Erscheinen verbindlich zugesagt, sagte die Vorsitzende Richterin am Düsseldorfer Landgericht, Brigitte Koppenhöfer, am Mittwoch. Auch der Manager Canning Fok vom ehemaligen Mannesmann-Großaktionär Hutchison Whampoa, der die Millionenprämie für Esser vorgeschlagen haben soll, habe sich zu einer Video-Vernehmung bereit erklärt. Im spektakulärsten Wirtschaftsprozess in der Geschichte der Bundesrepublik müssen sich neben Esser auch Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann, der frühere Mannesmann-Aufsichtsratschef Joachim Funk, Ex-IG-Metall-Chef Klaus Zwickel und zwei weitere Manager wegen des Vorwurfs der "gemeinschaftlichen Untreue in einem besonders schweren Fall" beziehungsweise Beihilfe dazu verantworten. Sie sollen die 180 Milliarden Euro teure Übernahme von Mannesmann durch den Mobilfunkriesen Vodafone Anfang 2000 benutzt haben, um Managern und Ex-Vorständen des Unternehmens ungerechtfertigte Abfindungen in Höhe von fast 60 Millionen Euro zuzuschieben.