Höttges hat bei der Telekom viel zu tun
Wenn eine neuer Chef antritt, versucht er für gewöhnlich, seinem Vorgänger viele Probleme als Altlasten in die Schuhe zu schieben. Dieser Versuchung wird Timotheus ("Tim") Höttges widerstehen. Denn sein Vorgänger an der Spitze der Deutschen Telekom ist zugleich einer seiner besten Freunde. Mit René Obermann ist der Solinger über Jahre bei dem Telekommunikations-Riesen aufgestiegen, sie wohnten nebeneinander und joggten miteinander den Rhein entlang. Nun geht Obermann zum niederländischen Telefonanbieter Ziggo — und der bisherige Finanzchef muss sich auf der Kommandobrücke allein behaupten. Der Tanker Telekom ist zu 32 Prozent im Staatsbesitz und hat noch Beamte als Mitarbeiter, doch er muss wendiger werden. Wie es gerade Mode ist, ging der 51-Jährige zur Lehre ins kalifornische Silicon Valley, um neue Ideen zu sammeln. Die kann er brauchen. Zwar hat der Aktienkurs gut zugelegt, die Macht im deutschen Markt wurde ausgebaut. Doch das Europa-Geschäft dümpelt vor sich hin. Die Rendite der Großkunden-Sparte T-Systems ist überschaubar, die anstehende Neuausrichtung entscheidet auch über das Schicksal von 50 000 Mitarbeitern.