Arbeitsmarktforscher "Auch 2014 wird es keinen Job-Boom geben"

Nürnberg · Arbeitsmarktforscher rechnen im kommenden Jahr weiterhin mit einer Job-Flaute in Deutschland. Die Arbeitslosigkeit werde 2014 allenfalls leicht sinken, heißt es in der am Freitag veröffentlichten Jahresprognose des Instituts für Arbeitsmarkt- und Konjunkturforschung (IAB).

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Foto: tmn, Kai Remmers

Für 2014 rechnet die Denkfabrik der Bundesagentur für Arbeit (BA) mit durchschnittlich 2,901 Millionen Erwerbslosen. Das wären lediglich 37.000 Jobsucher weniger als im Jahresschnitt 2013. Die Forscher unterstellen dabei für 2014 ein Wirtschaftswachstum von 1,8 Prozent.

Trotzdem rechnen sie 2014 mit einer Rekordbeschäftigung. So werde die Zahl der Erwerbstätigen im kommenden Jahr voraussichtlich um 240.000 auf 42,093 Millionen steigen. Bei Arbeitsplätzen mit voller Sozialversicherungspflicht gehen die Forscher im kommenden Jahr sogar von einem Anstieg um 370.000 auf 29,73 Millionen aus. "Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung erreicht damit ihren bislang höchsten Stand", betont der Leiter des IAB-Forschungsbereichs Prognosen, Enzo Weber.

Arbeitslose würden von den neu geschaffenen Arbeitsplätzen aber nur vergleichsweise wenig profitieren. Ihnen fehle es oft an der erforderlich Qualifikation. "Arbeitslose und das Angebot an offenen Stellen passen oftmals nicht zusammen", stellen die IAB-Wissenschaftler fest. Daher würden Unternehmen neue Stellen immer häufiger mit gut ausgebildeten Zuwanderern aus Süd- und Osteuropa besetzen. Zudem blieben Ältere Beschäftigte länger als früher im Arbeitsleben. Manche Jobs gingen auch an Frauen, die etwa nach einer längeren Familienpause verstärkt auf den Arbeitsmarkt drängten, statt an Arbeitslose.

Qualifikationen fehlen

Dass es auf dem Arbeitsmarkt inzwischen nicht mehr so rund laufe wie bis zum Jahr 2012, liegt nach Erkenntnissen keineswegs an steigenden Entlassungen, sondern daran, dass immer weniger Jobsucher eine Arbeit fänden. "Seit längerem sind die Chancen, als Arbeitsloser wieder in Beschäftigung zu kommen, gesunken", stellt IAB-Forscher Weber fest. Als Konsequenz sprechen sich die Nürnberger Arbeitsmarktforscher für eine verstärkte Qualifizierung von Langzeitarbeitslosen aus. Meist sei auch eine individuellere Betreuung der Betroffenen in den Jobcentern erforderlich.

Für das größte Konjunktur- und Arbeitsmarkt-Risiko hält das Institut weiterhin die Euro-Schuldenkrise. Sollte sich die Krise abermals verschärfen, müsste nach Einschätzung der Forscher mit einer deutlichen Abschwächung am Arbeitsmarkt gerechnet werden. Würde hingegen die Schuldenkrise vollständig in den Hintergrund gedrängt, könnte sich der Investitionsstau in der Industrie rasch auflösen. Das könnte dann manche Unternehmen dazu veranlassen, zusätzliche Mitarbeiter einzustellen - ein über Erwarten kräftiger Schub auf dem Arbeitsmarkt wäre wahrscheinlich die Folge, schätzen die Forscher.

(dpa)
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