Berlin Aufstieg und Fall einer Fluggesellschaft

Berlin · Air Berlin steckt seit Jahren in der Krise - doch es gab auch Zeiten, in denen der Ferienflieger die Branche aufmischte. Das zeigt ein Blick in die Geschichte:

Juli 1978 Der US-Pilot Kim Lundgren gründet die Air Berlin Inc. als Charterfluggesellschaft.

1991 Joachim Hunold und Kim Lundgren gründen die Air Berlin GmbH. Hunold kauft 82,5 Prozent der Anteile. Die startet mit zwei Flugzeugen und 150 Mitarbeitern.

1998 Air Berlin startet den "Mallorca-Shuttle", der als Einstieg in das Linienfluggeschäft gilt.

2003 Air Berlin steigt zur zweitgrößten Fluggesellschaft in Deutschland nach Lufthansa auf. Ein Jahr später verbündet sich Air Berlin mit der österreichischen Fluggesellschaft Niki und kauft in den Folgejahren weitere Fluglinien dazu - so wie 2007 LTU. 11. Mai 2006 Air Berlin geht in Frankfurt an die Börse. 2011 Air Berlin legt nach 2008 das zweite Sparprogramm auf. Im September übergibt Gründer und Chef Joachim Hunold seinen Posten an Ex-Bahnchef Hartmut Mehdorn. Drei Monate später kündigt Etihad an, ihren Anteil auf 29,2 Prozent zu erhöhen und wird größter Aktionär. 2013 Ein neuer Chef, ein neues Sparprogramm: Wolfgang Prock-Schauer übernimmt. 2015 Nur zwei Jahre später gibt es mit Stefan Pichler wieder einen neuen Konzernchef. Doch die Probleme bleiben, denn das Verwaltungsgericht Braunschweig verbietet einige der wichtigen Gemeinschaftsflüge mit Etihad. Allein 2015 macht Air Berlin einen Rekordverlust von 447 Millionen Euro. 2016 Im September kündigt Air Berlin eine Radikalkur an: Die Flotte soll halbiert werden und 1200 der 8600 Arbeitsplätze wegfallen. Kernstück ist ein Deal mit der Lufthansa über die Vermietung von 40 Flugzeugen samt Crews. Außerdem wird die Tochter Niki an Etihad verkauft und mit dem Reiseveranstalter Tui über ein Bündnis im Touristikgeschäft verhandelt - erfolglos. 2017 Neues Jahr, neuer Chef: Ex-Germanwings-Chef Thomas Winkelmann löst Stefan Pichler an der Konzernspitze ab. Kaum im Amt, muss er einen Verlust für 2016 von 782 Millionen Euro bekanntgeben.

Und die Probleme werden nicht weniger: Im Frühjahr kämpft die Fluglinie mit massiven operativen Problemen. Vor allem der Flugverkehr vom Flughafen Berlin-Tegel gerät aus dem Takt, Verspätungen und viele Flugausfälle sind die Folge. Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries nennt die Lage "prekär".

Gleichzeitig häufen sich bei Großaktionär Etihad die Probleme. Am 27. Juli gibt die Fluggesellschaft wegen Abschreibungen auf Flugzeuge und Problemen bei seinen Partnern für 2016 ein Minus von rund 1,9 Milliarden Dollar bekannt. 15. August 2017 Air Berlin stellt einen Insolvenzantrag.

(frin)
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