Berlin Bahn erhöht im Winter erneut die Preise

Berlin · Nach langer Zurückhaltung will der Konzern trotz günstigen Sprits und der Konkurrenz durch Fernbusse wieder spürbar mehr für Fahrkarten verlangen. Im ICE soll es ab Dezember W-Lan für alle geben - mit begrenztem Volumen.

Kunden der Deutschen Bahn müssen ab Mitte Dezember mehr für ihre Fahrscheine bezahlen. Im Fernverkehr werden Tickets ohne Zugbindung zum Flexpreis - dem früheren Normalpreis - 1,9 Prozent teurer. Durchschnittlich steigen die Preise um 1,3 Prozent, wie der Konzern am Freitag in Berlin mitteilte. Damit wird der Tarif erstmals seit zwei Jahren wieder spürbar angehoben, für die zweite Klasse liegt die letzte große Erhöhung drei Jahre zurück.

"Zu einer stabilen Wirtschaftlichkeit gehört auch, dass wir die Preise anpassen", begründete Fernverkehrschefin Birgit Bohle den Schritt. Sie versprach den Kunden für 2017 mehr Reisekomfort und mehr Pünktlichkeit. "Die ICE-Flotte wird bis Jahresende komplett mit W-Lan ausgestattet werden", sicherte Bohle zu. In der zweiten Klasse werde das Datenvolumen allerdings begrenzt sein. Das Limit hänge von ausstehenden Tests ab.

Die Preisrunde zum Fahrplanwechsel am 11. Dezember liegt deutlich über der Inflationsrate, die im September bei 0,7 Prozent lag. Die Bahn bittet besonders ihre Stammkunden stärker zur Kasse: Streckenzeitkarten werden 3,9 Prozent teurer, die Bahncard 100 verteuert sich um 2,4 Prozent in der zweiten und 2,9 Prozent in der ersten Klasse. Der Preis der Bahncards 25 und 50, die 4,6 Millionen Kunden im Portemonnaie tragen, bleibt jedoch bei 62 und 255 Euro.

"Auch 2017 wird es wieder 19-Euro-Aktionen geben", kündigte Bohle an. Mithilfe solcher Aktionspreise hatte die Bahn viele Gelegenheitsfahrer angelockt und ihre Fahrgastzahlen in diesem Jahr weiter steigern können. Künftig liegt auch die Stornogebühr für die Rückgabe eines Tickets bei 19 Euro; sie steigt damit um 1,50 Euro.

Erstmals verlangt die Bahn für Fernreisen ohne Zugbindung unterschiedliche Preise an bestimmten Wochenenden, beispielsweise Pfingsten. Dann kostet die Bahnfahrt Frankfurt-München generell 103 Euro, am reisestarken Freitag 106 Euro, am folgenden Sonntag 100 Euro. Diese Neuerung wird von Januar bis Dezember 2017 getestet. Die Bahn will mit dieser Staffelung erreichen, dass sich die Reisenden gleichmäßiger auf die Züge verteilen. Unterm Strich will die Bahn damit verdienen: "Es soll mehr Geld bei uns bleiben", sagte Bohle.

Das Unternehmen hatte bereits 2002 versucht, ihr Preissystem nach dem Vorbild der Fluglinien auf die Auslastung der Züge auszurichten. Das System bescherte der Bahn einen Einbruch der Fahrgastzahlen und musste nach wenigen Monaten wieder aufgegeben werden. Die zuständigen Vorstände mussten das Unternehmen verlassen. Karl-Peter Naumann vom Kundenverband Pro Bahn nannte die Preiserhöhungen verständlich angesichts der Lage des Unternehmens. Er kritisierte aber die Preise nach Reisetagen: "Ich glaube nicht, dass das funktioniert", sagte er. Dann müssten auch mehr Züge zu diesen Zeiten fahren: "Nur zur Einnahmevermehrung ist das nicht zu begrüßen."

Auch im Regionalverkehr steigen die Preise zum Fahrplanwechsel um 1,9 Prozent. Das betrifft jedoch nur etwa jede fünfte Fahrt in den Regio-Zügen. Wer innerhalb von Verkehrsverbünden unterwegs ist, zahlt denjenigen Tarif, den die zugehörigen Kommunen festlegen.

Die Bahn hatte sich in den vergangenen Jahren mit Preiserhöhungen im Fernverkehr deutlich zurückgehalten. Gründe waren neben günstigen Spritpreisen für Autofahrer vor allem starke Konkurrenz durch Billigflieger, Mitfahrzentralen und Fernbusse. 2015 waren die Tickets nur auf der neuen Schnellfahrstrecke Erfurt-Leipzig/Halle teurer geworden. Vor zwei Jahren gab es lediglich in der ersten Klasse eine Preiserhöhung, allerdings ist dort seitdem auch die Reservierung inklusive.

Die Bahn selbst hatte vor zwei Wochen angekündigt, ihr Fernbusgeschäft weitgehend einzustellen. Bohle sprach von einem weiterhin schwierigen Marktumfeld, verwies aber auf anstehende Investitionen der Bahn, etwa in neue Züge und die Modernisierung der Bestandsflotte. Bis 2030 steckt die Bahn zwölf Milliarden Euro in den Fernverkehr.

(dpa/rtr)
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