Frankfurt Banken sorgen für Zinswende in der EU vor

Frankfurt · Die Zeichen für ein Ende der Niedrigzinsen mehren sich, Kreditinstitute decken sich noch schnell mit Finanzmitteln ein.

Angesichts einer näher rückenden Wende in der Geldpolitik haben sich die Banken im Euroraum bei der vorerst letzten großen Geldspritze der Europäischen Zentralbank (EZB) eine kräftige Dosis genehmigt. Die EZB sagte 474 Geldhäusern insgesamt 233,5 Milliarden Euro an supergünstigen Langfristkrediten zu, wie die Währungshüter mitteilten. Experten hatten für das abschließende vierte derartige Geschäft nur mit 125 Milliarden Euro gerechnet. Laut EZB-Präsident Mario Draghi sind weitere derartige Geldsalven für die Banken erst einmal nicht vorgesehen, mit denen die Kreditvergabe und damit die Konjunktur angeschoben werden sollte.

"Es macht für die Banken Sinn, sich jetzt noch einmal kräftig Liquidität zu sichern," erläutert National-Bank-Ökonom Dirk Gojny. Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank in Liechtenstein ergänzte: "Alleine die leicht gestiegene Wahrscheinlichkeit einer EZB-Zinserhöhung dürfte für die Banken ausgereicht haben, um sich nochmals kräftig einzudecken."

Die EZB pumpt zur Stützung der Wirtschaft zwar weiterhin Woche für Woche über ihr billionenschweres Anleihenkauf-Programm Milliarden in das Bankensystem. Zudem liegt der Leitzins bei null Prozent. Doch die Konjunktur in der Euro-Zone erholt sich allmählich, und auch die Inflation zieht wieder an. Viele Experten werten es als erstes Signal einer bevorstehenden geldpolitischen Normalisierung, dass auf der jüngsten EZB-Zinssitzung keine neuen Geldsalven beschlossen wurden. Zudem sinkt ab April das monatliche Volumen der Anleihenkäufe auf 60 von bislang 80 Milliarden Euro.

Die Banken haben sich damit zwar ein weiteres Mal günstig Geld besorgt, aber aus Sicht der EZB-Bankenaufsicht ist die Gewinnschwäche vieler Geldhäuser in der Euro-Zone nach wie vor ein Grund zur Sorge. Dazu tragen nach Einschätzung der obersten Bankenwächterin der Euro-Zone, Daniele Nouy, auch hohe Bestände an faulen Krediten und Überkapazitäten bei. Je größer Institute werden, desto schwieriger wird im Krisenfall ihre Abwicklung - und desto größer werden die Auswirkungen auf die Konjunktur.

Akut in Gefahr sind die europäischen Banken aus Sicht der zuständigen EU-Abwicklungsbehörde SRB aber nicht. Kein Institut gehe derzeit bankrott oder stehe kurz vor dem Konkurs, sagte SRB-Chefin Elke König.

(rtr)
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