Düsseldorf "Bargeld im Schließfach ist Quatsch"

Düsseldorf · Immer mehr Menschen deponieren Geld oder Wertsachen in Schließfächern. Das mache nicht immer Sinn, sagen Experten.

Not macht bekanntlich erfinderisch. In manchen Fällen macht sie vor allem leichtsinnig: Laut dem Bundesverband deutscher Banken verstecken Menschen ihre wertvollsten Schätze immer wieder im Kühlschrank, statt sie an einen tatsächlich sicheren Ort zu bringen. Im Gemüsefach wähnen sie Geld und Schmuck sicher vor Einbrechern - ein trügerischer Gedanke, wie eine Sprecherin des Bundesverbandes der deutschen Banken (BdB) erklärt: "Die meisten Diebe sind längst hinter den Trick gekommen und suchen auch dort."

Eine sichere Alternative zu Kühlschrank (Unterwäschenschublade, Kopfkissen, Vorhang) ist das Bankschließfach. Das haben viele andere erkannt, wie die Sprecherin betont: "Einige Banken haben mittlerweile Wartelisten für Schließfächer."

Eine Umfrage unter Kreditinstituten zeigt, dass die sicheren Plätze in vielen Geldhäusern mittlerweile knapp geworden sind. Die Commerzbank etwa bietet bundesweit etwa 230.000 Schließfächer an - rund zwei Drittel davon sind gegenwärtig belegt. Von den 1645 Fächern, die die Kreissparkasse Düsseldorf in Heiligenhaus anbietet, waren Anfang März nur noch 71 frei. Bei der Volksbank Krefeld waren zum selben Zeitpunkt 2035 von 3122 Fächern belegt. Bei der PSD Bank Rhein-Ruhr war Ende März gar kein Fach mehr frei. Dass die Schließfächer an vielen Stellen knapp werden, liegt vor allem an der gestiegenen Zahl der Einbrüche und nicht etwa an den niedrigen Zinsen, die Banken und Sparkassen in diesen Tagen anbieten.

Sicher ist Bargeld in den Schließfächern auch, jedoch nur bis zu einem gewissen Punkt. Gegen Diebstahl ist es in den kleinen Tresoren nämlich nicht versichert, da Kunden in diesem Fall kaum nachweisen können, wie viel Geld vor einem Raub tatsächlich im Fach lag. Zudem habe man mehr davon, Geld anzulegen - und sei es nur auf einem Tagesgeldkonto oder in Wertpapieren. "Bargeld im Schließfach ist Quatsch. Leider sind die Deutschen aber Anlagemuffel", sagt die Sprecherin.

Deutlich mehr Sinn macht es nach ihren Angaben, andere Wertsachen in einem Schließfach zu deponieren. Klassiker sind Schmuck und Goldbarren. "Aber auch wichtige Urkunden und Zeugnisse gehören rein - zumindest in Kopie." So könne vermieden werden, dass Dokumente nach einem Raub oder einem Brand verloren seien. Neben der sicheren Unterbringung von Wertgegenständen gewinne das Schließfach an Bedeutung als Versteck für Dinge mit emotionalem, ideellen Wert: "Der Trend geht dahin, dass Menschen Fotos auf externen Festplatten speichern und diese in den Safe legen."

Grundsätzlich kann in Bankschließfächern fast alles vor den Blicken oder dem Zugriff anderer versteckt werden - außer illegalen Waffen, Drogen und Sprengstoff. Da die Kreditinstitute andererseits keine Kenntnis über den Inhalt der Safes haben müssen, ist in der Theorie aber alles versteckbar. Eines muss Kunden in jedem Fall klar sein: Trotz aller Sicherheitsmaßnahmen schützen Bankschließfächer nicht vor allen Unglücken, weshalb eine Versicherung ratsam ist. Bei einigen Banken ist diese bereits im Mietpreis enthalten, andere wie die Deutsche Bank oder die Kreissparkasse Düsseldorf bieten den Schutz gegen eine zusätzliche Gebühr an. In der Regel schützt die Police gegen Schäden durch Feuer oder Leitungswasser sowie gegen Diebstahl. Der Bankenverband rät, den Inhalt des Fachs regelmäßig zu dokumentieren, um nachweisen zu können, was dort deponiert war. Am besten legen Kunden ihren Schmuck auf eine Tageszeitung, um das Datum der Ablage festzuhalten.

(tsp)
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