Leverkusen Bayer gibt 1800 Jobs an BASF ab

Leverkusen · Für 5,9 Milliarden Euro verkaufen die Leverkusener große Teile ihres Geschäfts mit Unkrautvernichtern und Saatgut. Damit will der Konzern den Kartellbehörden entgegenkommen. In Deutschland sind 300 Stellen betroffen.

Bayer schafft weitere Hindernisse für die Übernahme von Monsanto aus dem Weg. Die Leverkusener verkaufen Pflanzenschutzgeschäfte für stolze 5,9 Milliarden Euro an den Branchenprimus BASF. Konkret geht es um das Glufosinat-Ammonium-Geschäft (inklusive des Pflanzenschutzmittels Liberty Link), das weltweite Geschäft mit Baumwollsaatgut, das Rapsgeschäft in Nordamerika und Europa sowie das Geschäft mit Sojasaatgut. Damit trennt sich Bayer von 1800 Mitarbeitern, 300 davon in Deutschland, wie der Konzern mitteilte. Hier sind vor allem die Standorte Frankfurt und Knapsack betroffen, auch eine Handvoll Mitarbeiter aus Monheim werden "mitverkauft". Daneben geht es um Mitarbeiter in den USA, Brasilien, Kanada und Belgien.

Folgen für Arbeitnehmer BASF verpflichtet sich, die bestehenden unbefristeten Arbeitsverhältnisse zu vergleichbaren Konditionen für mindestens drei Jahre nach Abschluss der Transaktion fortzuführen, erklärte Bayer. "Wir sind froh, dass wir mit BASF einen starken Käufer gefunden haben, der die Bedürfnisse der Landwirte bedient und unseren Mitarbeitern langfristige Zukunftsperspektiven bietet", sagte Bayer-Chef Werner Baumann. BASF-Chef Kurt Bock ergänzte: "Wir freuen uns, diese innovativen Geschäftsfelder weiterzuentwickeln und darauf, das erfahrene Team bei BASF willkommen zu heißen."

Auch die Arbeitnehmervertreter sind zufrieden. "Beide Unternehmen sprechen in vielerlei Hinsicht dieselbe Sprache und pflegen seit Jahrzehnten die Kultur der Tarif- und Sozialpartnerschaft", sagte Michael Vassiliadis, Chef der Gewerkschaft IG BCE und Vize-Chef des BASF-Aufsichtsrats. "Ich bin sehr froh, dass Bayer mit BASF einen Käufer gewählt hat, bei dem die Beschäftigten einen hohen Stellenwert haben", sagte auch Oliver Zühlke, Chef des Bayer-Gesamtbetriebsrats.

Folgen für Aktionäre Mit dem Verkauf will Bayer den Bedenken der Kartellwächter entgegentreten. In Südafrika etwa hatten die Behörden den Verkauf von Liberty Link bereits gefordert. Zugleich spült der Verkauf den Leverkusenern Milliarden in die Kasse. Geld, das sie brauchen, um die teuerste Übernahme der deutschen Wirtschaftsgeschichte finanzieren zu können. Womöglich kann auch die geplante Kapitalerhöhung geringer ausfallen, so dass sich der Anteil der Altaktionäre nicht so stark verwässert. "Das wäre eine positive Überraschung", meinte Markus Mayer (Baader Bank).

An der Börse kamen die Nachrichten entsprechend gut an, die Bayer-Aktie legte um über 1,5 Prozent auf 118 Euro zu. Die Tiefstände vom Mai 2016, als die Pläne zum Kauf des US-Konzerns mit dem miesen Image bekannt wurden und die Aktie auf 85 Euro fiel, sind überwunden. Der Verkauf komme früher als erwartet und nehme Bayer den Druck bei der geplanten Übernahme, hieß es bei der Lampe-Bank. Die BASF-Aktie verlor leicht - womöglich wegen des hohen Preises. Der Kauf an sich gilt jedoch als gut. BASF will sich in diesem Bereich seit Langem verstärken, scheute aber den riskanten Mega-deal. Statt dessen setzen die Ludwigshafener auf kleinere Zukäufe. "Wann immer es Kartellauflagen gibt, bieten sich Chancen für Wettbewerber", hatte BASF-Chef Bock unlängst im Interview mit unserer Redaktion gesagt.

Folgen für den Monsanto-Deal Im September 2016 hatten Bayer und Monsanto die Fusion beschlossen und sich geeinigt, dass Bayer Beteiligungen mit einem Umsatz von bis zu 1,6 Milliarden Dollar abgibt. Die Verkäufe an BASF entsprechen nun einem Umsatz von 1,4 Milliarden Dollar. Damit hat Baumann einen großen Teil des selbst gesetzten Spielraums genutzt. Sollte der Bayer-Konzern durch Kartellauflagen gezwungen sein, am Ende deutlich mehr abgeben zu müssen, könnte er vom Kaufvertrag zurücktreten. Dann müsste Bayer aber 1,5 Milliarden Dollar Ausfallgebühr in die USA überweisen. "Bayer arbeitet weiterhin intensiv mit den zuständigen Behörden zusammen mit dem Ziel, die geplante Monsanto-Übernahme bis Anfang 2018 abschließen zu können", betonte Bayer.

Ob sich die Kartellbehörden jetzt durch Bayers freiwilligen Verkauf beeindrucken lassen, bleibt abzuwarten. Die Verhandlungen gestalten sich zäh, mehrfach hat Bayer selbst gesteckte Zeitziele unterlaufen. Die EU prüft seit Monaten vertieft, ob der 59-Milliarden-Euro-Deal den Wettbewerb gefährdet, entsprechend hohe Auflagen werden hier erwartet. Zudem hat sie bereits zwei Megafusionen in der Chemie erlaubt (ChemChina/Syngenta und Dow Chemical/Dupont) und muss nun erst recht beweisen, dass sie im Interesse von Wettbewerb und Verbrauchern kritisch prüft. Greenpeace etwa kritisierte gestern den Verkauf an BASF, weil erneut ein großer Konzern profitiert. Umweltschützer warnen seit Langem vor Monopolen zu Lasten von Landwirten und Naturschutz. Auch die US-Kartellbehörden haben noch kein grünes Licht gegeben.

(anh)
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