Bayer Leverkusen Bayer muss Sponsor-Millionen zurückzahlen

Köln · Ob die 16 Millionen Euro bei den Gläubigern des insolventen Stromanbieters Teldafax ankommen, ist ungewiss.

Die Einzelkritik von Bayer Leverkusen gegen Zenit St. Petersburg
16 Bilder

Bayer - Zenit St. Petersburg: Einzelkritik

16 Bilder

16 Millionen Euro sind für den Bundesligisten Bayer 04 Leverkusen nicht gerade eine Summe, die die Existenz der Lizenzspielerabteilung infrage stellen würde. Aber einfach so zahlen - nein, das will die Bayer 04 GmbH nicht. Und deshalb erwägt sie, gegen ein Urteil des Landgerichts Köln in Berufung zu gehen, demzufolge die Leverkusener diese 16 Millionen Euro an Sponsorengeldern zurückzahlen sollen. Inklusive Zinsen könnte sich die Summe sogar auf 18,5 Millionen Euro belaufen. Absender war vor Jahren der Billigstromanbieter Teldafax, der längst pleite ist. Das Geld soll daher an den Insolvenzverwalter fließen.

"Wir sind enttäuscht und überrascht, dass die Vielzahl unserer Argumente und Tatsachen nicht berücksichtigt worden sind. Wir werden nun die Urteilsbegründung abwarten und dann prüfen, ob wir gegen diese Urteile in der nächsten Instanz Berufung einlegen werden", erklärte Bayer-04-Geschäftsführer Michael Schade.

Mehr als das wollen die Leverkusener an eigener Stellungnahme und Argumentation nicht preisgeben. Vielleicht lässt Bayer 04 es ja mit der gerichtlichen Niederlage bewenden. Glaubt man Experten, sind die Erfolgsaussichten einer Berufung begrenzt. Das Urteil entspreche der geltenden Insolvenzordnung, heißt es. Danach kann ein Insolvenzverwalter Zahlungen, die ein eigentlich schon insolventes Unternehmen vor Eröffnung des Insolvenzverfahrens an einen Gläubiger geleistet hat, zurückfordern. Dazu müsste derjenige, der das Geld kassiert hat, vorher schon sehen können müssen, dass dem anderen die Insolvenz droht.

Genau das war nach Auffassung des Gerichts der Fall. Teldafax, im Oktober 2009 schon mit mehr als drei Millionen Euro bei Bayer 04 im Rückstand, hatte mehrfach um Stundung der Zahlungen gebeten. Daraus kann man natürlicherweise den Schluss ziehen, dass das Geld seinerzeit beim Billigstromanbieter nicht gerade im Überfluss vorhanden war. Das Gericht formuliert diese Zwangläufigkeit so: "Aus diesen Umständen hätten die Verantwortlichen von Bayer Leverkusen der Kammer zufolge den Schluss auf Zahlungsunfähigkeit zwingend ziehen müssen."

Bayer - Zenit St. Petersburg
21 Bilder

Bayer - Zenit St. Petersburg

21 Bilder

Warum das nicht passierte, bleibt einstweilen unbeantwortet. Vor der Insolvenz hätte die Rückzahlung des Sponsorengelds den Billigstromanbieter allerdings auch nicht mehr retten können. Bayer hatte mit Teldafax einen Vertrag bis 2013, der aber im Juni 2011 aufgelöst wurde. Kurz danach folgten der Insolvenzantrag, und das Verfahren um eine der spektakulärsten Firmenpleiten in der deutschen Geschichte. Zuvor hatten schon Spekulationen die Runde gemacht, Teldafax gehe das Geld aus, das Unternehmen habe sich nur über ein Schneeballsystem finanzieren können. Kunden klagten über ausbleibende oder falsche Abrechnungen, darüber, dass Teldafax nach Kündigungen Guthaben nicht erstattet habe und seine Kunden abzocke. Der Insolvenzverwalter Biner Bähr soll bei seinem Start Hunderttausende nicht geöffnete Briefe gefunden haben, es folgten Strafverfahren gegen Ex-Manager (die derzeit ausgesetzt sind). Den Angeklagten werden Insolvenzverschleppung, gewerbsmäßiger Betrug und Bankrotthandlungen vorgeworfen. Teldafax war ein Tollhaus.

Champions League, 3. Spieltag: Statistik
18 Bilder

3. Spieltag: Statistik

18 Bilder

Die Pleite des Billigstromanbieters im Herbst 2011 sorgte für Aufsehen. Die Zahl von einer runden Dreiviertelmillion Einzelgläubigern dürfte ein Rekordwert in Deutschland sein. Das Insolvenzverfahren wird noch Jahre dauern. Wobei die Investoren und Kunden kaum eine Chance haben, jemals einen Teil ihres Geldes wiederzusehen. Egal, ob Bayer 04 Leverkusen die 16 Millionen Euro am Ende erstatten muss oder nicht. Die Forderungen der Gläubiger belaufen sich insgesamt auf mehr als 500 Millionen Euro.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort