Energiewende Netzbetreiber warnt vor Verlegung der Stromtrasse um Bayern herum

Hamburg/München · Der Stromnetzbetreiber Tennet hat die Änderungswünsche der bayerischen Staatsregierung bezüglich der Trassenführung künftiger Leitungen kritisiert. Das würde "den Netzausbau um Jahre zurückwerfen", warnte Tennet-Chef Lex Hartmann einem Medienbericht zufolge.

 Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner im Februar bei einer Demonstration gegen Suedlink.

Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner im Februar bei einer Demonstration gegen Suedlink.

Foto: dpa, tha fdt cul

Die CSU will eine der geplanten neuen Stromleitungen um Bayern herum verlegen lassen. Nach diesen Plänen soll die sogenannte SuedLink-Leitung einen anderen Endpunkt haben als bislang geplant. Dadurch wäre in Bayern deutlich weniger Leitungsbau nötig. Dafür müssten neue Leitungen in Baden-Württemberg und Hessen entstehen, was die dortigen Landesregierungen ablehnen.

"Neue Endpunkte für eine Leitung bedeuten: Die Netzbetreiber müssen den Netzentwicklungsplan neu rechnen", sagte Hartmann gegenüber "Spiegel Online". Eine Neuauflage würde ein jahrelanges bürokratisches Verfahren in Gang setzen.

 Die Grafik zeigt, wo die SuedLink-Stromtrasse nach dem Plan der Netzbetreiber verlaufen soll. Bayerns Regierung will sie weiter nach Westen verschieben.

Die Grafik zeigt, wo die SuedLink-Stromtrasse nach dem Plan der Netzbetreiber verlaufen soll. Bayerns Regierung will sie weiter nach Westen verschieben.

Foto: dpa

Bayern, Baden-Württemberg und Hessen im Streit

Unterdessen tobt zwischen Bayern, Baden-Württemberg und Hessen ein neuer, heftiger Streit über eine geplante Stromtrasse von Nord- nach Süddeutschland. Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) wies am Montag heftige Kritik aus den Nachbarländern an einem neuen Trassenvorschlag aus München zurück.

Hessens Regierungschef Volker Bouffier (CDU) sagte zu den Plänen Bayerns: "Egal, was in Bayern gedacht, geredet oder geschrieben wird, es wird keine Verlagerung der Trassenführung gegen die hessischen Interessen geben." Auch aus Stuttgart kam Kritik.

Seehofer sagte zu der bayerischen Idee: "Das hat nichts mit Sankt-Florians-Prinzip zu tun, sondern mit einer vernünftigen Energiepolitik." Baden-Württemberg brauche den SuedLink ohnehin und habe diesen auch begrüßt. Nun gehe es nur darum, wo man einen Zweig nach Bayern führe. Und wenn man den SuedLink von der Nordsee nach Baden-Württemberg führen wolle, dann müsse dieser eben durch Hessen führen. "Der kann nur durch Hessen gehen", betonte Seehofer. "Wo soll er denn sonst durchgehen?"

Auch Berliner SPD gegen Bayerns Vorschlag

Die SPD in Berlin reagierte unwirsch auf den bayerischen Vorstoß. Es sei eine Zumutung für andere Bundesländer, wenn aus Bayern immer nur Wünsche nach "Extrawürsten" kämen. Es gebe eine gemeinsame nationale Verantwortung für den Erfolg der Energiewende, sagte SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi.

Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) rechnete vor, dass nach den bisherigen Plänen 400 Kilometer neue Stromleitungen in Bayern gebaut werden müssten und nur 100 in Baden-Württemberg. Durch die neuen bayerischen Vorschläge würde dies deutlich ausgewogener.

In einer am Wochenende bekanntgewordenen Stellungnahme zu den Netzausbauplänen der Bundesnetzagentur plädiert das bayerische Wirtschaftsministerium für die Verschiebung der Gleichstromtrasse nach Westen. Sie soll demnach nicht ins unterfränkische Grafenrheinfeld führen und von dort weiterverteilt werden, sondern direkt nach Baden-Württemberg - mit einem Zweig ins bayerisch-schwäbische Gundremmingen.

Hessen kündigt Widerstand gegen Trassenverlegung an

Hessens Ministerpräsident Bouffier kündigte in der "Passauer Neuen Presse" (Montag) energischen Widerstand an. "Wir werden gegen diese bayerischen Vorstellungen Widerstand leisten und auf gar keinen Fall hessische Interessen opfern", sagte er. Und auch aus Stuttgart hieß es, es gebe keinen Grund, vom vereinbarten Verfahren abzuweichen.

Seehofer deutete unterdessen erstmals an, dass es vermutlich doch zwei neue Gleichstromtrassen geben könnte. Er betonte zwar: "Wir sagen: Zwei minus X. Gilt nach wie vor." Wenn aber andere Wege nicht einigungsfähig seien, dann wolle man den SuedLink mit Abzweig nach Gundremmingen und die sogenannte Süd-Ost-Trasse "unter Nutzung bestehender Trassen" nach Landshut oder Ingolstadt. "Das ist unser Verhandlungs-, unser Gesprächsangebot."

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort