Wie der öffentliche Dienst die Politik bewertet Beamte neigen zur CDU — und zu Rot-Grün

Berlin · Wochenlang haben die Beamten in NRW ihrem Unmut über das Besoldungsgesetz lautstark Luft gemacht. Nun zeigt eine Studie, dass die Menschen im öffentlichen Dienst die Politik insgesamt kritisieren, wenn es um Gehalt und Anerkennung geht. Die Bürger dagegen würden Beamte wieder positiv beurteilen – allerdings ist dieses Ergebnis mit Vorsicht zu genießen.

Juli 2013: NRW-Beamte protestieren mit dem "letzten Hemd"
17 Bilder

Juli 2013: NRW-Beamte protestieren mit dem "letzten Hemd"

17 Bilder

Wochenlang haben die Beamten in NRW ihrem Unmut über das Besoldungsgesetz lautstark Luft gemacht. Nun zeigt eine Studie, dass die Menschen im öffentlichen Dienst die Politik insgesamt kritisieren, wenn es um Gehalt und Anerkennung geht. Die Bürger dagegen würden Beamte wieder positiv beurteilen — allerdings ist dieses Ergebnis mit Vorsicht zu genießen.

Pfeifkonzerte, Diensthemden auf Wäscheleinen und sogar eine Verfassungsbeschwerde. Als es angesichts des Sparkurses der rot-grünen Regierung in NRW auch um eine Nullrunde für Beamte ging, da wollten diese sich das nicht gefallen lassen. Wochenlang protestierten sie insbesondere vor dem Düsseldorfer Landtag gegen die Regierung von Hannelore Kraft. Inzwischen ist das Besoldungsgesetz verabschiedet, die Proteste Geschichte. Doch der Unmut ist noch lange nicht vergessen.

Denn eine Forsa-Studie im Auftrag des Beamtenbundes, der Gewerkschaft der Beamten, hat nun ergeben, dass die Unzufriedenheit mit der Politik bei den Beschäftigten im öffentlichen Dienst — dazu zählen auch Beamte — bundesweit groß ist. Anlässlich der bevorstehenden Bundestagswahl hatte das Institut nicht nur danach gefragt, welche Parteien diese Gruppe wählen würden, sondern auch danach, wer ihre Interessen am besten vertreten würde.

So würde die Union mit 36 Prozent zwar die meisten Stimmen bekommen (Platz zwei belegen die Grünen mit 24 Prozent), doch die Befragten gaben mit 32 Prozent einer rot-grünen Koalition den Vorzug vor einer schwarz-gelben (15 Prozent). Ein Ergebnis, das die Beamten in NRW angesichts des Unmutes der vergangenen Wochen durchaus überraschen dürfte. Allerdings kommen die Parteien insgesamt nicht sonderlich gut weg, wenn es um die Interessen der Beamten geht.

CDU bevorzugt — aber als Koalition Rot-Grün

Die Befragten seien mehrheitlich der Meinung, dass sich keine der zur Wahl stehenden Parteien ausreichend für eine positive Entwicklung des öffentlichen Dienstes einsetzt. Bei den Beamten seien 48 Prozent dieser Ansicht gewesen, bei den im Tarifbereich Beschäftigten sogar 52 Prozent. Geht es darum, welche Partei sich für eine gute und gerechte Bezahlung der Beamten einsetzen würde, können dies 50 Prozent der Beamten und 56 Prozent der Tarifbeschäftigten von keiner der Parteien sagen. Auch glauben 54 Prozent der Beamten und 55 Prozent der Tarifbeschäftigten nicht, dass sich eine der Parteien dafür einsetzen würde, dass die Arbeit im öffentlichen Dienst besser anerkannt wird.

Der Chef des Beamtenbundes, Klaus Dauderstädt sagte denn auch bei der Präsentation der Ergebnisse: "Statt den öffentlichen Dienst als Sündenbock für eigene Untätigkeit vorzuschieben, sollte die Politik endlich handeln." Er fordert daher bessere Rahmenbedingungen, "sonst haben die Bürgerinnen und Bürger, also wir alle, das Nachsehen." Denn die Bürger selbst, so vermeldet es zumindest Dauderstädt angesichts der Studienergebnisse, würden die Beamten wieder viel positiver sehen — und das, obwohl im vergangenen Jahr die vielen Streiks das Bild der Beamten in der Öffentlichkeit getrübt hatte.

Allerdings lohnt sich bei diesem Aspekt der Studie ein genauerer Blick auf die Ergebnisse und die Untersuchung selbst. Nicht nur, dass sie von der Gewerkschaft der Beamten in Auftrag gegeben wurde, auch ist durchaus interessant, welche Personen in der 7. "Bürgerbefragung öffentlicher Dienst" denn überhaupt befragt worden sind.

Der Feuerwehrmann am angesehensten

Zwar hat das Institut Forsa die durchaus repräsentative Zahl von 3004 Bürgern für die Studie befragt, allerdings waren davon allein 2001 Personen Angehörige des öffentlichen Dienstes — davon immerhin 803 Beamte selbst. Und so legten die Beamten laut der Untersuchung im Ansehen der Befragten seit 2007 deutlich zu, wenn es um ihre Kompetenz und Unbestechlichkeit geht. Demnach gaben 87 Prozent der Befragten an, dass sie von den Mitarbeitern freundlich behandelt worden seien. Die gleiche Zahl hielt die Mitarbeiter für qualifiziert, und 81 Prozent hielten eine öffentliche Verwaltung für unerlässlich.

Allerdings hatten auch mehr Befragte Beamte als stur (46 Prozent) oder arrogant (36 Prozent) bewertet. Und auch im Hinblick auf die Effizienz des öffentlichen Dienstes hat sich die Situation zwar verbessert, doch immer noch 68 Prozent sagen, dass er zu aufgebläht sei und zu viel koste (2012 waren es noch 75 Prozent). Und 77 Prozent halten die öffentliche Verwaltung für zu schwerfällig (2012 waren es 81 Prozent). Dass eine staatliche Verwaltung unerlässlich sei, sagen aber auch 81 Prozent (2012: 83 Prozent). Erstaunliche Ergebnisse, angesichts der Tatsache, dass die meisten Befragten selbst im öffentlichen Dienst tätig sind.

In der Umfrage wurde übrigens auch nach den Berufsgruppen mit dem höchsten Ansehen gefragt. Unangefochten steht da der Feuerwehrmann auf Platz eins, gefolgt vom Kranken- bzw. Altenpfleger, dem Arzt, Erzieher und Polizist. Verschlechtert hat sich demnach das Ansehen etwa von Bankangestellten, Steuerberatern und Managern.

(das)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort