Essen Bei Karstadt droht der Abbau von 3500 Stellen

Essen · Der Warenhauskonzern kündigt eine weitere Sparwelle an. Wie viele Filialen schließen müssen, ist noch offen.

Beim Warenhauskonzern Karstadt rückt der befürchtete Abbau Tausender weiterer Arbeitsplätze näher. "So agieren laut einer Untersuchung des Karstadt-Managements Wettbewerber mit über 20 Prozent weniger Personal auf vergleichbarer Fläche deutlich erfolgreicher. Solche Wettbewerbsnachteile gilt es auszugleichen", erklärte das Unternehmen gestern nach der mit Spannung erwarteten Aufsichtsratssitzung. Übersetzt man "über 20 Prozent weniger Personal" in die aktuelle Karstadt-Welt, würde das bedeuten: Im Konzern droht der Abbau von etwa 3500 der gegenwärtig noch 17 000 Stellen. Ähnliches hatte man nach den jüngsten Aussagen von Aufsichtsratschef Stephan Fanderl schon befürchten müssen. Es seien aber noch keine Schließungsbeschlüsse gefasst worden, teilte Karstadt gestern mit. Bis zur nächsten Sitzung des Kontrollgremiums am 23. Oktober will der Aufsichtsrat das Sanierungskonzept prüfen.

Vor zwei Jahren hatte der Konzern bereits unter dem damaligen Eigentümer Nicolas Berggruen den Abbau von 2000 Arbeitsplätzen angekündigt. Diese Aktion ist weitgehend abgeschlossen. In seinem Sanierungskonzept räumte der amtierende Konzernchef Miguel Müllenbach jetzt ein, dass "die seit 2011 verfolgte Strategie gescheitert" sei. Wenn man diesen Weg weiterverfolgte, würden die Verluste mittelfristig weiter steigen. Jetzt soll nicht nur bei den Personal- und Sachkosten gespart werden, sondern Karstadt will auch das Sortiment in den Warenhäusern verändern - unter "Berücksichtigung regionaler Sortimentsanforderungen und der Nutzung des lokalen Know-hows und der Erfahrungen der Karstadt-Mitarbeiter". Im Klartext: Auch die Mitarbeiter könnten wissen, was der Kunde will, dann fragen wir sie mal.

Die Filialen müssen rentabler werden, defizitäre Niederlassungen werden geschlossen. Die Pläne würden mit den Arbeitnehmer-Gremien und der Gewerkschaft Verdi diskutiert und verhandelt, "um die richtige Balance zwischen Sozialverträglichkeit und wirtschaftlicher Überlebensfähigkeit des Unternehmens zu finden". Zuletzt war darüber spekuliert worden, dass bis zu 30 Karstadt-Häusern das Aus drohen könnte. "Wir werden um Karstadt kämpfen", kündigte der Gesamtbetriebsratschef Hellmut Patzelt an, der auch stellvertretender Aufsichtsratschef ist. "Das ist ein schwieriger Tag heute", räumte Patzelt ein, der im Vorfeld der Sitzung eine Standort- und Beschäftigungssicherung gefordert hatte.

(RP)
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