Berlin Bei Rewe gibt es bald keine Plastiktüte mehr

Berlin · Als erster großer Lebensmittelhändler in Deutschland planen die Kölner den kompletten Verzicht.

Eilige Einkäufer werden schon bald bei Rewe an der Kasse vergeblich nach einer Plastiktüte fragen. Als erster großer deutscher Lebensmittelhändler stoppt der Konzern in seinen Supermärkten komplett den Verkauf der umweltschädlichen Tragehilfen. 140 Millionen Plastiktüten will die Handelskette im Jahr einsparen. Gemessen an den rund sechs Milliarden Tüten im Jahr, die in Deutschland insgesamt verbraucht werden, ist dies zwar nicht viel mehr als ein Tropfen auf dem heißen Stein. Dennoch geht die Handelskette damit einen großen Schritt weiter als die rund 300 Einzelhandelsunternehmen, die sich seit Ende April freiwillig verpflichtet haben, Geld für die umweltschädlichen Tragebeutel zu nehmen, um den Plastiktütenverbrauch in Deutschland zu senken.

Das erste Handelsunternehmen, das auf Plastiktüten verzichtet, ist Rewe indes nicht. Der Textildiscounter Kik etwa hat schon seit Oktober 2015 aus Umweltschutzgründen keine klassischen Plastiktüten mehr im Angebot. "Die Umstellung wurde von den allermeisten Kunden sehr positiv aufgenommen. Es war ein voller Erfolg", sagte KiK-Chef Patrick Zahn. Insgesamt seien durch den Verzicht auf Plastiktüten allein bei Kik in den vergangenen acht Monaten rund 400 Tonnen Plastik eingespart worden.

Auch der Sportartikelhersteller Adidas verzichtet seit Ende April in allen eigenen Geschäften auf Plastiktüten und will dadurch rund 70 Millionen Plastiktüten im Jahr sparen. Die meisten Rewe-Konkurrenten im Lebensmittelhandel halten dagegen weiter an der Plastiktüte fest. Das gilt für Aldi und Lidl. Auch in den meisten Edeka-Supermärkten wird es die umstrittenen Tragetaschen weiter geben - auch wenn erste Edeka-Händler schon vor mehr als einem Jahr auf eigene Faust die Plastiktüten verbannten.

Rewe will Restbestände an Plastiktragetaschen noch bis Juli in seinen mehr als 3000 Märkten verkaufen. Auch danach muss der Kunde, der vergessen hat, einen Beutel mitzubringen, seine Einkäufe nicht mit bloßen Händen nach Hause tragen. Er hat dann künftig unter anderem die Wahl zwischen Papiertüten für 10 oder 20 Cent, PET-Tragetaschen zu 99 Cent oder Baumwollbeuteln für 1,79 Euro.

Der Verzicht auf die Plastiktüten ist für Rewe ein kalkuliertes Risiko. Vor dem bundesweiten Verkaufsstopp testete das Unternehmen den Schritt in mehr als 130 Märkten von Kiel bis München - mit Erfolg. "Das war eine sehr positive Resonanz, viel besser, als wir gedacht hätten", sagte Rewe-Vorstand Lionel Souque in Berlin. Die Kunden hätten ihr Verhalten sehr schnell geändert.

(dpa)
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