Düsseldorf Bei Weltbild ist jede zehnte Stelle in Gefahr

Düsseldorf · Eigner Walter Droege ging zu Beginn des Umbauprogramms von falschen Umsatzzahlen aus.

Der neue Eigner der Weltbild-Gruppe, Walter Droege, hat bestätigt, dass sich das von ihm im Sommer 2014 übernommene Unternehmen in einem Sanierungsprozess befindet, an dessen Ende der Wegfall von rund 200 der insgesamt 2000 Stellen stehen könnte. Das sei aber noch in der Prüfung, sagte Droege, der Prozess sei noch nicht abgeschlossen.

Droege räumte ein, dass das seinerzeit von der Unternehmensberatung Roland Berger auf den Weg gebrachte Umbauprogramm des ehemals kirchlichen Unternehmens von unzutreffenden Voraussetzungen ausgegangen sei: "Ich schätze die Bedingungen bei Weltbild heute anders ein als damals." Seinerzeit hatte er auf Kompetenz und Engagement des Verlages verwiesen und der Firma gute Chancen eingeräumt, als sogenannter Multi-Kanal-Händler zu funktionieren. Offenbar waren jedoch die Umsätze geringer als erwartet. Droege bestätigte damit indirekt einen Bericht des "Manager Magazins", in dem allerdings davon die Rede war, nur "ein Bruchteil der Jobs" bliebe erhalten. Das bestreitet der Eigner.

Weltbild dümpelte im Bewusstsein vieler über die Jahre als Lieferant ordentlicher Bücher und Tonträger vor sich hin, machte vor einiger Zeit Schlagzeilen, als die entrüsteten Herren der Kirche entdeckten, dass da wohl auch Schlüpfriges auf dem Ladentisch lag, und geriet schließlich in die Insolvenz.

Zu der späteren Übernahme von Weltbild passte, dass Droege vor zwei Jahren den österreichischen Personaldienstleister Trenkwalder kaufte. Dieses Unternehmen hat rund 70 000 Mitarbeiter in der Kartei, einer seiner wichtigen Kunden war zuletzt Amazon. Seinerzeit wurde also spekuliert, Droege hätte jetzt also auf der einen Seite den Verlag, dessen Mitarbeiter mit dem passenden Know-how sowie die immer noch positiv besetzte Marke Weltbild und auf der anderen Seite Trenkwalder, der mit Personal jederzeit aushelfen könnte, wenn man den Online-Handel ausbauen wolle.

Die Gewerkschaft Verdi hat massiven Widerstand gegen weitere Entlassungen bei Weltbild angekündigt. Der Abbau gefährde die Existenz des Unternehmens und sei nicht hinnehmbar, sagte Verdi-Experte Thomas Gürlebeck. "Wir werden mit allen Mitteln um die Zukunft des Unternehmens kämpfen."

(RP)
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