Bertelsmann wechselt Chef aus

Gütersloh Völlig überraschend wechselt bei Deutschlands größtem Medienkonzern Bertelsmann (RTL, Gruner + Jahr) der Vorstandsvorsitzende. Finanzvorstand Thomas Rabe (46) übernimmt zum 1. Januar 2012 die Führung des Vorstandes, der Vorsitzende Hartmut Ostrowski geht in den Aufsichtsrat.

Es ist völlig unklar, warum der 53-jährige Ostrowski den Top-Posten aufgibt oder aufgeben muss. Er galt als enger Vertrauter von Konzern_Patriarchin Liz Mohn, die den Konzern über die Bertelsmann-Stiftung dominiert. Der Gütersloher Konzern erklärte gestern, der Wechsel erfolge "aus persönlichen Motiven" und werde "freundschaftlich und einvernehmlich" durchgeführt. Immerhin diente Ostrowski dem Familienkonzern seit 1982. Er baute die riesige Arvato-Sparte auf, die als Dienstleister viele Call-Center betreibt.

Klar ist gleichzeitig, dass Rabe ein Nachfolger mit Machtinstinkt ist. Schon lange ließ der promovierte Wirtschaftswissenschaftler sich von Bertelsmann als "operativen Finanzchef" darstellen. Das bedeutete, dass Rabe stark in das operative Geschäft eingriff und dass er mit Ex-Bertelsmann-Chef Gunter Thielen (jetzt Aufsichtsratschef von Bertelsmann) mithalf, dass Bertelsmann die belgische GBL-Gruppe als Minderheitseigentümer von sich loswurde.

Rabe wird die Internationalisierung von Bertelsmann vorantreiben. Während Ostrowski als etwas provinziell galt, ist es bei Rabe andersherum: Der Sohn eines EU-Mitarbeiters wurde in Luxemburg geboren, ging in Brüssel zur Schule und spricht Deutsch Englisch, Französisch, Niederländisch und Spanisch. Rabes erster Job war bei der EU. Dann war er bei einer globalen Anwaltskanzlei und der Berliner Treuhand. Danach ging er zu RTL und 2006 als Vorstand zum Mutterkonzern Bertelsmann. Möglicherweise musste der frühere Rockmusiker jetzt befördert werden, weil er sonst ein anderes Angebot angenommen hätte – als wechselwillig galt er sowieso.

(RP)
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