Studie zu Manager-Gehältern Das 54-fache Einkommen eines Angestellten

Frankfurt/Main · Jahr für Jahr sorgen Millionengehälter für Deutschlands Bosse für Aufregung. Aktionärsschützer halten den Konzernen zugute: Die Bezahlung der Manager orientiert sich zunehmend am Geschäftserfolg. Der Abstand zum normalen Mitarbeiter bleibt jedoch gewaltig.

Deutschlands Top-Manager kassieren einer Studie zufolge 54-mal so viel wie ein durchschnittlicher Angestellter eines Dax-Konzerns. Der Trend bei den Vorstandsgehälter zeige nach wie vor insgesamt deutlich nach oben, erklärten die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) und Experten der Technischen Universität München am Dienstag in Frankfurt.

Im Schnitt überwiesen die 30 Konzerne im Deutschen Aktienindex demnach ihren Vorständen jeweils gut 3,14 Millionen Euro für das Geschäftsjahr 2011. Das waren rund 7,9 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Im Vergleich zur ersten DSW-Vergütungsstudie vor zehn Jahren haben sich die Bezüge mehr als verdoppelt: plus 126 Prozent.

"Gerade im vergangenen Jahr waren die Bilanzen vieler deutscher Unternehmen geradezu "goldgerändert"", erklärte DSW-Präsident Ulrich Hocker. Da viele Konzerne die Bezahlung ihrer Vorstände zunehmend an den Geschäftserfolg koppeln - der Studie zufolge sind nur 28 Prozent der Vergütung fix - ist ein Gehaltsplus die logische Folge.

Zwar profitierten auch die Aktionäre von der besseren Kassenlage vieler Unternehmen, allerdings erhöhten sich die Dividenden für das Geschäftsjahr 2011 im Schnitt nur um 5,1 Prozent - ein "Wermutstropfen", wie die Aktionärsschützer monierten.

An einer Neiddebatte wollten sich die Studienautoren nicht beteiligen. Sie mahnten jedoch, Aufsichtsräte als Kontrolleure der Vorstandsgehälter sollten Kritik ernst nehmen. "Es kann nicht im Sinne der Vorstände sein, wenn ihnen Selbstbedienungsmentalität unterstellt wird. Und es kann nicht im Sinne der Aufsichtsräte sein ..., wenn der Eindruck entsteht, sie würden das Geld der Aktionäre mit vollen Händen in die Taschen der Top-Manager stopfen", sagte Hocker laut Redetext. Konzerne sollten eine Obergrenze für die Bezüge einziehen und Zahlungen an ausscheidende Manager begrenzen.

Die Chefs der Dax-Konzerne kassierten der Studie zufolge im Schnitt 5,1 Millionen Euro für das Geschäftsjahr 2011. Spitzenreiter war VW-Lenker Martin Winterkorn mit einer Gesamtvergütung von 16,6 Millionen Euro. Auf Platz zwei lag der inzwischen ausgeschiedene Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann mit 9,5 Millionen Euro. Daimler- Boss Dieter Zetsche kam auf 8,8 Millionen Euro. Schlusslicht war wie in den Vorjahren Martin Blessing von der Commerzbank, der als einziger unter der Millionengrenze blieb, weil sein Jahresgehalt wegen der Staatshilfe für das Institut auf 500 000 Euro begrenzt war.

Im internationalen Vergleich liegt die Vergütung der Chefs deutscher Konzerne im oberen Bereich. Die im französischen CAC40- Index enthaltenen Konzerne zahlten ihren Vorstandsvorsitzenden im Schnitt ebenso weniger (3,4 Mio Euro) wie die 20 Unternehmen im Schweizer SMI (knapp 4,9 Mio Euro). Von US-amerikanischen Verhältnissen sind aber auch die Deutschen noch meilenweit entfernt:
Die durchschnittliche Jahresvergütung der Vorsitzenden im Dow Jones Industrial Average (DJIA) lag für 2011 bei 12,1 Millionen Euro.

(dpa)
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