Erhebung zum Bruttogehalt Frauen verdienen ein Fünftel weniger

Düsseldorf · Die Gleichberechtigung der Frau ist doch längst ein alter Hut, glauben viele. Von wegen! Während die Politik weiter über Vor- und Nachteile einer Quote streitet, liegt das Gehaltsniveau weiblicher Arbeitnehmer immer noch deutlich unter dem ihrer männlichen Kollegen.

Diese Fehler machen Frauen in Gehaltsverhandlungen
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Foto: ddp

Über Geld wird in Deutschland wenig gesprochen, das gilt auch für das Gehalt. Doch wer nicht vergleicht, kann seinen "Marktwert" schlechter einschätzen — und geht am Ende vielleicht mit geringerer Vergütung nach Hause als nötig.

Genau so einen Vergleich strebt die Online-Datenbank lohnspiegel.de an; Einkommensstrukturen sollen so durchschaubarer werden. Knapp 22.000 Männer und Frauen haben im vergangenen Jahr daran teilgenommen. Die Betreiber haben diese Daten nun ausgewertet und stellten fest, dass die Frauen im Schnitt etwa 21 Prozent weniger verdienen, also rund ein Fünftel.

Frauen beim Grundgehalt und Boni benachteiligt

Die Ergebnisse zeigen, dass nicht nur das monatliche Gehalt oft niedriger ist, sondern dass Frauen auch seltener Sonderzahlungen erhalten. Der Anteil der Männer, die Weihnachtsgeld, Urlaubsgeld oder eine Gewinnbeteiligung einstreichen, ist jeweils höher. Branchen wie die Fachinformatik, in der Frauen brutto durchschnittlich zwei Prozent mehr verdienen, sind seltene Ausnahmen.

Betreut wurde die Erhebung vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. Die Initiatoren sehen in den Zahlen eine Bestätigung älterer Daten, von denen etwa die EU-Kommission ausgeht. Doch was sind die Gründe für das niedrigere Gehaltsniveau?

Die Antwort darauf ist zwangsläufig breit gefächert. So stellte die Studie fest, dass mehr Frauen in weniger einkommensträchtigen Branchen und Berufen arbeiten. Auch in meist schlechter bezahlten Teilzeitjobs ist der Frauenanteil hoch. Zudem unterbrechen nach wie vor deutlich mehr Frauen als Männer die Karriere zu Gunsten der Familie — auch das bedeutet finanzielle Einbußen. Doch der Gehaltsunterschied ist nachweislich schon in den ersten drei Berufsjahren ähnlich groß.

Diskriminierung im Betrieb bleibt ein Thema

Damit ist außerdem nicht erklärt, weshalb Frauen in Führungspositionen klar unterrepräsentiert sind. Studien belegen, dass etwa unter Hochschulabsolventen der Frauenanteil noch hoch ist. Die Gehaltslücke gibt es trotzdem auch unter Akademikern. Vielen Frauen bleibt der Sprung in leitende Stellen verwehrt — teils aus mangelndem eigenem Antrieb, häufiger indes wohl aufgrund fehlender gesellschaftlicher Akzeptanz.

Denn nicht zuletzt ist auch offene Diskriminierung nicht überwunden, auch wenn dies mittlerweile politisch inkorrekt geworden ist. "Leider gilt nach wie vor: Zum Teil werden Frauen schlechter bezahlt, weil sie Frauen sind", stellt Dr. Reinhard Bispinck vom WSI fest. So übernehmen 43 Prozent der Akademikerinnen später Führungspositionen, gegenüber 59 Prozent der männlichen Hochschulabsolventen.

(cwe)
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