Neue Studie des DGB Jeder zweite Arbeitnehmer steht unter Stress

Berlin · Einer Umfrage des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) zufolge fühlen sich 52 Prozent der Arbeitnehmer gehetzt und klagen über Zeitdruck. Weit verbreitet ist zudem der Eindruck, dass die Belastungen in den vergangenen Jahren erheblich zugenommen haben. Die Gewerkschaft ruft die Arbeitgeber zum Handeln auf.

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Foto: dpa-tmn

Das sind zentrale Ergebnisse der jährlichen DGB-Umfrage "Gute Arbeit", die am Dienstag in Berlin veröffentlicht wurde. Befragt wurden 6083 Beschäftigte aus mehr als einem Dutzend Branchen.

Wie der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) unter Berufung auf die repräsentative Studie mitteilte, teilen haben zwei Drittel (63 Prozent) der Erwerbstätigen den Eindruck, dass die Arbeitsbelastung in den letzten Jahren zugenommen habe und sie nun in der gleichen Zeit mehr erledigen müssten als früher.

Unterschiede in Berufsgruppen Besonders häufig fühlen sich demnach Mitarbeiter im Gastgewerbe gehetzt, von denen 70 Prozent angaben, Zeitdruck bei der Arbeit zu verspüren. Im Sozial- und Gesundheitswesen verspüren laut Studie 65 Prozent häufig oder sehr häufig Stress, im Baugewerbe 60 Prozent.

Verwaltung am wenigsten belastet Am seltensten verspürten Mitarbeiter in der öffentlichen Verwaltung, bei den Sozialversicherungen und der Bundeswehr Hetze. Hier gaben laut Studie 43 Prozent an, häufig oder sehr häufig unter Stress zu stehen, gefolgt vom Maschinen- und Fahrzeugbau mit 45 Prozent.

Arbeit in der Freizeit Die Grenze zwischen Beruf und Freizeit verschwimmt. Mehr als ein Viertel der Beschäftigten (27 Prozent) müsse mittlerweile auch häufig oder sehr häufig in der Freizeit für den Arbeitgeber erreichbar sein, teilte der DGB mit. 15 Prozent arbeiten demnach auch oft in der Freizeit für ihr Unternehmen. Fast zwei Fünftel (37 Prozent) dächten zu Hause über Probleme in der Arbeit nach.

Krank im Job Knapp die Hälfte der befragten Beschäftigten habe angegeben, im vergangenen Jahr mindestens zwei Mal zur Arbeit gegangen zu seien, obwohl sie krank gewesen seien, teilte der DGB mit. Rund ein Drittel hat demnach Probleme mit dem Abschalten nach der Arbeit.

Überstunden Jeder fünfte Arbeitnehmer in Deutschland macht wegen wachsender Arbeitsbelastung mindestens zehn Überstunden in der Woche.

"Stressfaktor Nummer eins" Für DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach zeigt die Umfrage: "Der Arbeitsplatz gilt als Stressfaktor Nummer eins." Die psychischen Belastungen durch Arbeitsstress, Arbeitshetze und Arbeitsintensivierung seien inzwischen so hoch, dass sie Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Beschäftigten gefährdeten.

DGB fordert Konsequenzen DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach rief die Wirtschaft angesichts der Studienergebnisse zum Handeln auf. Notwendig seien kein Anti-Stress-Training für die Beschäftigten, "sondern vor allem Arbeitsbedingungen, die weniger Stress produzieren". Auch weil es wegen des demografischen Wandels immer mehr ältere Arbeitskräfte gebe und das Arbeitskräfteangebot schrumpfe bestünden "neue Anforderungen an die Qualität der Arbeit", erklärte Buntenbach.

(AFP/dpa)
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