Kinder und Gleichberechtigung Wenn beide Partner Karriere machen...

Düsseldorf (RPO). Hohe Flexibilität und Mobilität sind heute in vielen Jobs Pflicht. Schwierig wird das, wenn Kinder da sind. Noch schwieriger wird es, wenn beide Patner trotz Kinder Karriere machen wollen. Was kann man tun?

8 Tipps für die Doppelkarriere
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Düsseldorf (RPO). Hohe Flexibilität und Mobilität sind heute in vielen Jobs Pflicht. Schwierig wird das, wenn Kinder da sind. Noch schwieriger wird es, wenn beide Patner trotz Kinder Karriere machen wollen. Was kann man tun?

Eine Studie des Deutschen Jugendinstituts (DJI) ermittelte 2010 zwei Varianten für die Doppelkarriere der Zukunft. Die eine lautete "Dopplung des männlichen Karrieremodells". Hier starten einfach zwei Karrieristen voll durch und geben die Kindererziehung mehr oder weniger komplett an Dritte ab. Bei "Dual Career — dual care" stellen sich beide Partner auf die jeweiligen Bedürfnisse ein.

Denn die Aufteilung "Er Arzt, sie seine Assistentin?" ist heute längst passé! In immer mehr Partnerschaften sind beide hochqualifiziert und wollen Karriere machen. Gleichzeitig steigen die Ansprüche an Mobilität und Flexibilität. Wie bringen Paare Partnerschaft und später auch Familie mit der Karriere in Einklang?

Wie wichtig eine gute Vereinbarkeit ist, haben mittlerweile auch Deutschlands Universitäten erkannt und sich auf die neuen Doppelkarrieristen eingestellt. So genannte Dual Career Center, die auf die Vermittlung von Wissenschaftlern im Doppelpack spezialisiert sind, gehören bei vielen Hochschulen fast schon zum Standard Service.

Schwieriger gestaltet sich die Situation für Karrierepaare in Unternehmen. Flexibilität und globale Mobilität werden in der freien Wirtschaft heute vorausgesetzt. Viele Paare leben deshalb in Fernbeziehungen. Sind Kinder im Spiel, wird das Zeitmanagement meistens zu einem echten Stressfaktor, wie viele Eltern aus eigener Erfahrung wissen. Denn auch die familiären Netzwerke sind aufgrund der Mobilität oft nicht mehr vorhanden.

Eltern und Großeltern, die sich gern um Kinder kümmern würden, wohnen nicht vor Ort. Ohne Kindermädchen oder Babysitter ist da gar nicht möglich, dass sich beide zur gleichen Zeit im gleichen Maß beruflich engagieren. "Doch viele Mütter wollen ihre Kinder weiter selbst erziehen und nicht nur schlafend sehen", sagt die Karriereexpertin Dagmar Rissler, die weibliche Führungskräfte und Selbstständige berät.

Eine Lösung kann es sein, sich abwechselnd Karrierezeiten einzuräumen, zum Beispiel drei Jahre startet der Mann durch, drei Jahre die Frau. Ein Coaching kann helfen, "zu schauen, was möchte ich, was möchte mein Partner, und was brauchen die Kinder?" Die Karriereexpertin Elisabeth Bröschen aus Hamburg hat selbst eine Beziehung mit Doppelkarriere geführt und sich mit "Paarundprofession" auf die Beratung von Doppelkarrierepaaren spezialisiert. "Gerade bei Paaren in ambitionierten Positionen geht es darum, Lebens- und Arbeitsbedingungen auszuhandeln, die für beide akzeptabel sind", sagt sie. Bei ihrem Paarcoaching geht es u. a. um die Arbeit an der eigenen Kompromissfähigkeit.

Diese ist umso mehr gefragt, wenn Karrierepaare Kinder haben. "Die Kinder neben der beruflichen Beanspruchung beider Partner im Blick zu behalten und fürsorglich aufwachsen zu lassen, ist eine Gratwanderung, bei der eine Beratung unterstützen kann", weiß Bröschen. Wichtig sei vor allem, sich nicht von fremden Vorstellungen über Familie und Beruf leiten zu lassen, sondern zu schauen, welcher Weg passt zu mir? So hätten sich einige Klienten-Paare dafür entschieden, dass jeder zwei Jahre zu Hause bleibt und sich um die Kinder kümmert — und während dieser Zeit als Selbständiger arbeitet.

Dies hält auch Dagmar Rissler für eine gute Lösung. "Selbstständige sind örtlich und zeitlich oft flexibler." So kann ein Partner, der beispielsweise kreativ arbeitet oder einen Online-Shop betreibt, leichter den örtlichen Schwerpunkt verlagern. Letztendlich kommt es aber darauf an, dass jeder Partner den anderen unterstützt und auch in seinen Karriereambitionen ernst nimmt. Das setzt voraus, dass man darüber spricht.

Wichtig ist in diesem Fall eine klare Vereinbarung, am besten noch getroffen, bevor überhaupt Kinder da sein. Rede darüber ist deshalb eine Grundregel. Doch auch danach hört der Redebedarf nicht auf. Die Karriereexpertin und Diplom-Psychologin Christiane Ludwig empfiehlt, regelmäßig die Partnerschaft auch im beruflichen Zusammenspiel zu reflektieren — idealerweise moderiert durch einen Profi.

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