Düsseldorf Bis zu 14 Prozent Dispozinsen bei Banken

Düsseldorf · Laut Stiftung Warentest verlangen deutsche Geldhäuser immer noch zu viel für die Überziehung des Girokontos. Eine Alternative ist der Ratenkredit. Der ist auf jeden Fall günstiger - selbst wenn die Politik die Dispozinsen deckeln sollte.

Die Stiftung Warentest hat in der Zeitschrift "Finanztest" die Dispozinsen bei Banken und Sparkassen untersucht. Ergebnis: Die Zinsen sind im Durchschnitt zwar leicht gesunken, liegen aber immer noch über dem, was Politiker und Verbraucherschützer für angemessen halten. Dass die teuersten Anbieter 14,25 Prozent verlangen, gilt als inakzeptabel. Für Kunden sind die Dispo- und überziehungszinsen auf jeden Fall ein Aufregerthema, zu dem wir hier wichtige Fragen beantworten.

Was ist ein Dispozins?

Der Disporahmen sagt aus, bis zu welchem Betrag ein Girokonto ins Minus rutschen darf. Diese Grenze wird zwischen Kunde und Bank vereinbart und richtet sich in der Regel nach Kriterien wie einem regelmäßigem Geldeingang und regelmäßigen Zahlungsverpflichtungen. Weist das Girokonto ein Minus auf, zahlt der Kunde einen Zins.

Was ist der Überziehungszins?

Im Gegensatz zum Dispozins redet man hier nicht von einem eingeräumten, sondern von einer geduldeten Überziehung des Kontos. Das ist dann der Fall, wenn der Kunde sein Konto überzieht, ohne dass dies mit der Bank vereinbart ist -beispielsweise also über den festgelgten Disporahmen hinaus. Die Überziehungszinsen sind indes bei einigen Instituten bereits mit dem Dispozins identisch und damit faktisch entfallen. Bei anderen beträgt der Unterschied zwischen beiden Zinsarten noch fünf Prozentpunkte. Auch das kann ein Entscheidungskriterium bei der Wahl eines Konto-Anbieters sein.

Wie nutzen die Deutschen den Dispozins?

Laut Bundesbank-Statistik beträgt das Volumen für Dispo- und Überziehungskredite bei den privaten Haushalten in Deutschland 38 Milliarden Euro. Umgerechnet: Im Schnitt überzieht jeder Deutsche sein Girokonto im Jahr um insgesamt 463 Euro -wie auch immer sich das auf das Jahr verteilt. Nach Angaben der Stiftung Warentest nutzen knapp 15 Prozent der Bankkunden die Dispokredite. die Verbraucher mit 500 bis 1500 Euro in der Kreide.

Was bedeutet eine Zinssenkung durch die EZB für den Dispozins?

Senkt die Eeuropäische Zentralbank ihre Leitzinsen, wird es für die Geschäftsbanken billiger, sich bei der Zentralbank Geld zu leihen. Diesen Vorteil könnten sie an die Kunden weitergeben. Das ist nach der jüngsten Leitzinssenkung auch bei einigen Instituten passiert - beispielsweise bei der Deutschen Bank und der Postbank. Die Stadtsparkasse Mönchengladbach senkt zudem zum 1. Oktober die Preise um einen Zehntel Prozentpunkt, die Commerzbank zu Beginn der kommenden Woche um 0,25 Punkte, die Santander Consumer Bank Anfang Oktober um einen Zehntel Punkt. Trotzdem sind die Konditionen der Geldhäuser in Deutschland nach Einschätzung der Finanztester immer noch exorbitant hoch.

Gibt es einen angemessenen Zins?

Das ist schwer zu sagen, weil die Kosten nicht transparent sind. Das Überziehen des Kontos kostet bei den deutschen Banken und Sparkassen laut "Finanztest" immer noch Dispozinsen von bis zu 14,25 Prozent. Die Tester meinen, ein fairer Wert müsste unter zehn Prozent liegen. Dem widersprechen die Geldinstitute regelmäßig. Sie begründen die hohen Kosten mit dem Aufwand, den sie treiben, und dem Risiko des Zahlungsausfalls. Und sie verweisen darauf, dass die Refinanzierung nur zu einem kleinen Teil über die EZB erfolge, so dass die Leitzinssenkung nicht automatisch zu sinkenden Dispozinsen führe. Das Ausfallrisiko gilt allerdings gemeinhin als nicht so hoch, wie die Banken das behaupten. Denn die Grenzen, die sie festlegen, richten sich ja nach dem Einkommen des Kunden. Und so können die Banken und Sparkassen in aller Regel davon ausgehen, dass das Konto nicht dauerhaft im Minus bleibt.

Gibt es Alternativen zum Dispokredit?

Verbraucherschützer und auch die Banken empfehlen in solchen Fällen einen Ratenkredit statt der Kontoüberziehung für einen längeren Zeitraum. Dazu ein Beispiel, das "Finanztest" gerechnet hat: Leiht sich ein Kunde 1000 Euro, muss er bei einem Ratenkredit mit einem Zinssatz von 6,5 Prozent in einem Jahr 35,56 Euro Zinsen zahlen. Wer sein konto über ein Jahr lang mit 1000 Euro im Minus lässt, zahlt bei einem angenommenen Dispozins von 10,65 Prozent fast 107 Euro Zinsen - also dreimal so viel. Und selbst wenn er sein Konto "nur" für ein halbes Jahr überzieht, zahlt er immer noch drauf.

Was tut die Politik?

Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) will die Branche zu mehr Transparenz zwingen. Die Unternehmen sollen die Konditionen veröffentlichen müssen. Das tun zwar viele Banken und Sparkassen ohnehin schon im Internet, aber bei anderen gilt im Zweifel der Preisaushang im Fenster der jeweiligen Bank oder Sparkasse. Das reicht dem sozialdemokratischen Minister nicht an Transparenz. Der politischen Forderung vo Maas, die Banken sollten ihre Kunden warnen, ist beispielsweise die Commerzbank schon nachgekommen. Sie schreibt ihren Kunden einen Hinweis auf den Kontoauszug, wenn das Konto überzogen wird.

(RP)
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