Köln Börse feiert Milliarden-Deal von Lanxess

Köln · Der Kölner Chemiekonzern kauft für 2,4 Milliarden Euro das US-Unternehmen Chemtura. Es ist die größte Übernahme seiner Geschichte. Die geplanten Einsparungen in Höhe von 100 Millionen sollen nicht die deutschen Standorte treffen.

Die Fusionswelle in der Chemiebranche rollt weiter - und auch Lanxess mischt nun kräftig mit. Die Kölner übernehmen für 2,4 Milliarden Euro den amerikanischen Konkurrenten Chemtura, der Zusatzstoffe (Additive) für Schmierstoffe und Flammschutzmittel herstellt. Dies sei wegen der weltweit wachsenden Regulierung des Brandschutzes ein attraktives Geschäft, sagte Lanxess-Chef Matthias Zachert. Zudem stärke es Lanxess in Nordamerika. "Uns ist ein großer strategischer Wurf gelungen."

Das sehen Anleger ähnlich. Die Lanxess-Aktie schnellte zeitweise um zwölf Prozent hoch und schloss bei einem Plus von acht Prozent und 52,66 Euro. Zu Jahresanfang hatte sie bei 34 Euro gelegen. "Zachert hat eine gute Erfolgsgeschichte mit Akquisitionen, und Chemtura scheint sich da einzureihen", sagte DZ-Bank-Analyst Peter Spengler. Experten halten auch den hohen Preis für gerechtfertigt: Lanxess zahlt das Zehnfache des Chemtura-Gewinns. Allerdings will man bis 2020 rund 100 Millionen Euro an Synergien heben, damit liege der Faktor nur noch bei sieben.

Das Stichwort "Synergien" lässt Gewerkschaften für gewöhnlich aufschrecken. Oft bedeutet es, dass die Konzerne Kosten durch Stellenabbau senken. Zachert beruhigte: "Wir werden uns hinsetzen und sehen, wo wir Synergien heben." An den deutschen Standorten, so viel könne er schon sagen, gebe es keinen Anlass zur Sorge.

Das Spezialchemie-Unternehmen mit Sitz in Philadelphia machte 2015 mit 2500 Mitarbeitern einen Umsatz von 1,5 Milliarden Euro. Seit Jahresanfang habe man in harten Verhandlungen gestanden, sagte Zachert. Lanxess habe aber Kostendisziplin bewiesen. Man biete den Chemtura-Aktionären "nur" einen 19-prozentigen Aufschlag gegenüber dem Schlusskurs vom Freitag. (Zum Vergleich: Bayer bietet den Monsanto-Aktionären einen Aufschlag von 44 Prozent.) Nun müssen Kartellbehörden und Chemtura-Aktionäre noch zustimmen. Ärger könnten zwei Investmentgesellschaften machen, die fast 20 Prozent halten und gerne mal querschießen. Doch Zachert ist zuversichtlich, dass der Deal bis Mitte 2017 abgeschlossen ist.

Dann sähe der Konzern ganz anders aus als zu Zacherts Start 2014. Damals war Lanxess ein Sanierungsfall. Vorgänger Axel Heitmann hatte das Unternehmen einseitig auf die Herstellung von synthetischem Kautschuk ausgerichtet und an das Schicksal der Autobranche gekettet. Und er hatte nicht erkannt, dass sich weltweit große Überkapazitäten aufgebaut hatten, unter denen die Branche bis heute leidet. In zwei Jahren hat nun Halbmarathon-Läufer Zachert den Konzern radikal umgebaut und zurück in die Erfolgsspur gebracht. Er senkte Kosten (auch durch den Abbau von 1000 Jobs) und brachte die Kautschuk-Sparte in ein Joint-Venture mit dem arabischen Konzern Saudi-Aramco ein. Den Erlös nutzt er nun, um Lanxess breiter aufzustellen. Lanxess finanziert den Chemtura-Kauf zum Teil aus seiner Kriegskasse, zum größeren Teil über Anleihen, die man zu Minizinsen auflegen kann. Kautschuk machte einst 40 Prozent des Geschäfts aus, heute sind es 20 Prozent, nach der Integration von Chemtura werden es weniger als 15 Prozent sein, so Zachert. Die Börse freut es. Geht der Kursanstieg weiter, ist eine Rückkehr in den Dax nicht ausgeschlossen.

(anh)
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