Frankfurt/M. Börse jubelt über Draghi und die Leitzinssenkung in China
Frankfurt/M. · Die Hoffnung auf weitere Geldspritzen der Europäischen Zentralbank (EZB) und eine Zinssenkung der chinesischen Zentralbank haben die internationalen Finanzmärkte beflügelt. Der Dax und der EuroStoxx50 stiegen bis zum späten Nachmittag um jeweils mehr als zwei Prozent.
Zuvor hatte der Chef der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, auf einem Bankenkongress gesagt, sein Haus werde mit allen Mitteln die schwache Inflation anheizen. "Wir werden tun, was wir tun müssen", betonte er. Die EZB sei bereit, bei Bedarf noch stärker an den Finanzmärkten zu intervenieren und über Wertpapierkäufe -auch über den umstrittenen Kauf von Staatspapieren - mehr Geld in die Wirtschaft zu pumpen, "ohne unnötige Verzögerung". Daraufhin legten die Kurse der europäischen Banken kräftig zu.
Die Aktien der Branche reagieren üblicherweise ohnehin überdurchschnittlich auf Bewegungen des Gesamtmarktes. Außerdem haben die Banken hohe Anleihen-Bestände in ihren Depots.
Am Mittag hatte die chinesische Zentralbank PBOC die Börsianer mit der Senkung unter anderem des Schlüsselzinses von sechs auf 5,6 Prozent überrascht. Mit Zinssenkungen in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt hatten bis zuletzt nur die wenigsten Ökonomen gerechnet.
Die allgemeine Erwartung lautete dagegen, dass die Zentralbank Chinas ihre bisherige Politik kleinerer, gezielter Konjunkturstützen etwa zur Abfederung des Immobilienmarkts fortsetzt. "Bislang hat die PBOC aus Angst vor einer Kreditblase vor Zinssenkungen zurückgescheut", sagte Finanzmarkt-Expertin Andrea Tueni von der Saxo Bank, "der heutige Schritt deutet darauf hin, dass ihr die Konjunkturaussichten zunehmend Sorgen bereiten."
In China gibt es bereits seit einiger Zeit Sorgen um ein sich verlangsamendes Wirtschaftswachstum. Im dritten Quartal war das Wachstum mit 7,3 Prozent auf ein Fünf-Jahres-Tief gefallen. Die Zentralregierung strebt für dieses Jahr eine Steigerung der Wirtschaftsleistung von 7,5 Prozent an.
