Berlin/Düsseldorf Börsenabsturz: Was Anleger wissen sollten

Berlin/Düsseldorf · Nach dem zweiten Crash in China binnen weniger Tage fallen auch in Europa die Aktienpreise deutlich. Der Kurssturz in Schanghai weckt neue Zweifel am Wachstum in Fernost - mit Folgen für deutsche Unternehmen und Investoren.

Berlin/Düsseldorf: Börsenabsturz: Was Anleger wissen sollten
Foto: Weber

Im Juni 2014 ist der Deutsche Aktien-Index erstmals über die Marke von 10.000 Punkten gestiegen. Dann ging's wieder runter, dann sogar rauf bis weit über 12.000 Punkte. Auf dem Niveau hat sich der Dax wiederum auch nicht gehalten, aber meist blieb die Punktzahl fünfstellig. Gestern nicht. Da hat das zweite Börsenbeben in China binnen weniger Tage auch den deutschen Aktienmarkt weiter abstürzen lassen. Bis auf 9810 Punkte sackte der Dax zwischenzeitlich.

Warum stürzt in China die Börse ab?

Weltweit grassiert die Angst vor einer nachhaltigen Schwächeperiode der chinesischen Volkswirtschaft. Und weil China seine Währung weiter abwertet, nährt die Regierung die Skepsis. Der billige Yuan macht Chinas Exportgüter wettbewerbsfähiger, aber er verstärkt auch die Kapitalflucht. Anleger verkaufen ihre Aktien und suchen ihr Investorenheil im Ausland. Eine jahrelange Spekualtionsblase platzt.

Wer ist Schuld daran?

Die chinesische Politik ist maßgeblich beteiligt: Das seit Jahresanfang geltende Gesetz, das bei Kursverlusten von fünf Prozent eine 15-minütige Handelsunterbrechung nach sich zieht und den Handel nach sieben Prozent Minus für den gesamten Tag zum Erliegen bringt, fördert nicht gerade das Vertrauen der Investoren in den chinesischen Kapitalmarkt. Die erneute Abwertung des Yuan löst bei vielen gleichzeitig Furcht davor aus, dass das Wachstum noch schwächer ausfallen könnte, als die Pessimisten bisher erwartet haben.

Warum leidet Deutschland?

Die chinesische Wirtschaft steht gegenwärtig für etwa 15 Prozent der Weltwirtschaft. Wenn ihre Kraft nachlässt, spüren das auch große deutsche Unternehmen, unter anderem die Auto- und die Maschinenbauer. Entsprechend gehörten die Aktien von Daimler, BMW, ThyssenKrupp und VW zu den größten Verlierern des Tages im Dax. Wobei Volkswagen natürlich zusätzlich unter dem Abgas-Skandal und den damit verbundenen Horror-Szenarien vor allem in den Vereinigten Staaten leidet.

Was heißt das für die Zinsen?

Ohne die Impulse aus China sind die Aussichten auf deutliches Wachstum für die Weltwirtschaft schlechter. Das führt dazu, dass die Europäische Zentralbank ihr Preisstabilitäts-Ziel von zwei Prozent vorerst kaum wird erreichen können. Damit bleiben die Aussichten für eine Zinserhöhung schlecht - gut für Baudarlehen, schlecht für Investoren in Zinsprodukte.

Was heißt das für Aktien?

Die exportstarken deutschen Unternehmen leiden unter der Schwäche Chinas. Aber niedrige Zinsen in der Euro-Zone und die laufende Geldschwemme der Europäischen Zentralbank (EZB) bleiben ein Garant dafür, dass es an den Börsen nicht dauerhaft abwärts geht. Doch die Schwankungen könnten übers Jahr erhalten bleiben. "Anleger müssen sich wärmer anziehen", sagt Ralf Zimmermann (Bankhaus Lampe), "die globale Konjunktur schwächelt, vor allem die Frühindikatoren für China sind sehr verhalten. Die US-Notenbank Fed erhöht die Zinsen, obwohl die US-Industrie bereits in der Flaute steckt." Für einen Einstieg sei es noch zu früh, selbst wenn sich kurzfristig die Kurse stabilisieren sollten. Zimmermanns Warnung: Der Dax könnte im Jahresverlauf auf 8500 Punkte fallen.

Was heißt das für Rohstoffe?

Bei Investments in Rohstoffe sollte man extrem vorsichtig sein. Mangelnde Nachfrage und starke Förderung lassen den Preis sinken. Jener für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent sackte gestern bis auf 32 Dollar, so tief wie zuletzt 2004. Das Gute daran: Benzin und Diesel bleiben vorerst billig.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort