Walldorf Brückenbauer zwischen den Erdteilen

Walldorf · SAP-Chef Bill McDermott bastelt gerade an einem Milliardenzukauf in den USA. Womöglich hat ihm dabei der in Davos geknüpfte Kontakt zu US-Präsident Trump geholfen. In der Schweiz waren die beiden voll des Lobes übereinander.

Der SAP-Chef Bill McDermott ist ein Kämpfer. Bei einem Sturz im eigenen Haus ist er fast verblutet und hat ein Auge verloren. Seiher sieht man ihn in der Öffentlichkeit nur noch mit einer großen Sonnenbrille.

McDermott leitet seit 2010 die Geschicke von Europas größtem Softwarekonzern, der in den USA ein Drittel seines Umsatzes macht. Da ist ein Amerikaner als Chef natürlich ideal - zumal McDermott jahrelang das Amerika-Geschäft von SAP geleitet hat. In Zukunft wird das Geschäft noch Amerika-lastiger. Denn SAP hat angekündigt, den amerikanischen Cloud-Anbieter Callidus kaufen zu wollen. Aus Sicht von McDermott eine zukunftsweisende Entscheidung: "Das komplettiert perfekt die Angebotspalette, die wir bereits haben", sagte der Konzernchef gestern bei der Vorlage seiner Unternehmenszahlen. Callidus passe sozusagen wie angegossen in eine kleine Lücke, die es im SAP-Angebot bisher gegeben hatte. Ein vielleicht perfekter, aber auch teurer Lückenfüller, meinen dagegen andere. "Ein absolut überzogener Preis", urteilt etwa Heinz Steffen vom Analystenhaus Fairesearch.

McDermott sieht das naturgemäß anders. Vielleicht hat ihm beim geplanten Zukauf in den USA geholfen, dass ihm unlängst erst die "Ehre" zuteil wurde, beim Weltwirtschaftsgipfel in Davos neben dem US-Präsidenten Donald Trump zu sitzen. Wie man hört, haben sich beide Alphatiere beim Essen gut verstanden. Immerhin sprechen sie die gleiche Sprache. Und im Zweifel läuft für beide vieles großartig - zumindest, wenn man darüber spricht. "Winner's Dream" - der Traum des Gewinners, lautet denn auch der Titel der Autobiografie des heute 56-Jährigen. Ein solcher Buchtitel in eigener Sache hätte auch dem amerikanischen Präsidenten sicherlich gut zu Gesicht gestanden.

Ob er denn dem amerikanischen Präsidenten auch kritisch gegenüber eingestellt sei, wurde McDermott gefragt. Antwort: Seinem Landsmann sei er ebenso wenig kritisch gegenüber eingestellt wie gegenüber irgendeinem anderen Führer der freien Welt. Er sei in erster Linie dem Wohle von SAP verpflichtet, ließ McDermott wissen. In dieser Funktion fühle er sich "geehrt, an dem Dinner in Davos teilgenommen haben zu dürfen". "Beim Dessert sagte ich dann: Schauen Sie mal - all die Unternehmenslenker hier am Tisch - ob aus Europa oder den USA - die nutzen alle SAP. Ihr seid doch der Beweis, dass SAP am Besten funktioniert". Darüber hätten mit ihm dann alle lachen müssen. Zwischenzeitlich hat McDermott dem Präsidenten noch versichert, man freue sich, überall da helfen zu können, wo es nötig sei, und dann hat ihn Trump gedankt für seine unternehmerishe Leistung, und dafür hat McDermott dann nochmals gedankt.

Großartige Stimmung überall. McDermott versteht sich - ganz im Sinne seines Engagements für SAP - als eine Art Brückenbauer. Er betont immer wieder, dass er an runden Tischen jenseits und diesseits des Atlantiks willkommen sei - und sich dabei immer rege mit anderen Unternehmenschefs und Staatslenkern austausche. Auch hier trübt kein Gedanke an etwaige Risiken die Sicht McDermotts: Von keinem der Unternehmenslenker habe er derzeit ein schlechtes Wörtchen mit Blick auf die Wirtschaftslage gehört. Auch nicht angesichts der Steuerreform in den USA. Denn da erwarte SAP selbst, in Zukunft einen Teil seiner Steuerzahlungen sparen zu könne. Zudem rechnet McDermott damit, dass andere Unternehmen mehr und schneller in den USA investieren dürften. Und welche Software werden sie dann verwenden? SAP. Als Mietsoftware oder über die Cloud. Die Datenwolke ist das einzige Wölkchen, das McDermott derzeit in seinem Reich sieht.

(RP)
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