Frankfurt M. Bundesbank löst Lohn-Diskussion aus

Frankfurt M. · Metall-Arbeitgeber kritisieren die Forderung nach höheren Tarifabschlüssen.

Aus der Bundesbank kommen dieser Tage ungewöhnliche Töne. Bei den Tarifverhandlungen sollten die Gewerkschaften den volkswirtschaftlich neutralen Verteilungsspielraum voll ausschöpfen, so die Forderung von Bundesbank-Chefvolkswirt Jens Ulbrich. Die Gewerkschaften freuten sich über den unerwarteten Rückenwind. Doch das plötzliche Werben der Bundesbank für höhere Tarifabschlüsse sorgt bei Beteiligten auf der anderen Seite für Unmut. Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall nannte die Äußerungen "nicht hilfreich", weil bereits jetzt viele Unternehmen mit Sorge auf steigende Arbeitskosten blickten. Weitere hohe Steigerungen würden sich negativ auf die weltweite Wettbewerbsfähigkeit auswirken, sagte ein Sprecher des Verbandes in Berlin. Er verwies darauf, dass der von der Bundesbank empfohlene volkswirtschaftliche Spielraum in der Metall- und Elektrobranche in den vergangenen Jahren stets ausgeschöpft worden sei.

Die Gewerkschaft IG Metall wollte sich nicht zu konkreten Lohnforderungen für die zum Jahresende anstehende Tarifrunde Metall/Elektro für rund 3,7 Millionen Beschäftigte äußern. Man habe bei der Forderung stets auch die Folgen für die Binnennachfrage im Blick und in den vergangenen Jahren für die Beschäftigten Reallohnzuwächse realisieren können, betonte eine Sprecherin der Gewerkschaft. Die konjunkturelle Lage werde man zeitnah im Herbst überprüfen und dann eine fundierte Forderung aufstellen.

Grund für die ungewöhnliche Forderung der Bundesbank ist deren Sorge um stabile Preise. Höhere Reallöhne würden sich positiv auf die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland auswirken. Denn wenn die Menschen mehr Geld in der Tasche haben, geben sie es auch aus, zumal sie derzeit kaum Zinsen für Sparguthaben bekommen. Das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der gewerkschaftlichen Hans-Böckler-Stiftung geht davon aus, dass aktuell etwa die Hälfte des Wachstums von privaten Konsumausgaben getragen wird.

Auf der anderen Seite steigen die Arbeitskosten in Deutschland momentan schneller als in den meisten anderen Euroländern. In der Vergangenheit mit Lohnzurückhaltung erreichte Kostenvorteile schmelzen ab, deutsche Exportgüter werden teurer.

(dpa)
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