Deutsche Modekette China ist für C&A ein lukrativer Markt

Düsseldorf · Die Eigentümergesellschaft Cofra kündigt eine Wachstumsoffensive in Fernost und im Online-Handel an. Die 2016 angekündigten Milliardeninvestitionen reichen wohl nicht. Frisches Geld könnte von chinesischen Investoren kommen.

 Filiale von C&A (Archiv).

Filiale von C&A (Archiv).

Foto: dpa, msc gfh

Als der frühere Rewe-Chef Alain Caparros zum Ende seiner Amtszeit im Juni 2017 ankündigte, er werde ab August Europa-Chef beim Textilfilialisten C&A, überraschte das viele. Immerhin hatte der Manager zuvor das Ende seines operativen Führungsdaseins verkündet. Mit fast 61 noch einmal Kopf und Aushängeschild eines Unternehmens zu werden, schien in der Lebensplanung des gebürtigen Franzosen, der längst einen deutschen Pass hat und in Düsseldorf lebt, nicht mehr vorzukommen.

Fünfeinhalb Monate nach Amtsantritt darf man schon wieder über die Zukunft von Caparros spekulieren. Um seinen neuen Arbeitgeber ranken sich Gerüchte, die 20 Milliarden Euro schwere Eigentümerfamilie Brenninkmeijer wolle das Traditionsunternehmen an chinesische Investoren verkaufen. Bestätigt hat das die Beteiligungsgesellschaft Cofra, das offizieller Eigentümer von C& A ist, nicht. Von Transformation ist die Rede, vom "Ausloten von Wegen, um in wachstumsstarken Regionen wie China, aufstrebenden Märkten und im Digitalen Fahrt aufzunehmen".

Es werde nach Wegen gesucht, das Wachstum in Boomregionen wie China und im lange vernachlässigten Online-Handel zu beschleunigen, erklärte die Cofra. Dazu würden auch Partnerschaften und und externe Beteiligungen geprüft. "C&A blickt auf eine herausragende Geschäftsleistung in 2017 zurück, und wir wollen auf diesem Momentum durch weitere Innovation und Expansion aufbauen", hieß es in der Mitteilung. Ziel sei ein erfolgreiches und zukunftssicheres C&A-Geschäft

Vieles ist also denkbar. Auch der Einstieg neuer Investoren. Die Ankündigungen legen den Schluss nahe, dass die Milliardeninvestitionen, die der frühere Europa-Chef Philippe Brenninkmeijer Ende 2016 angekündigt hatte, für die Zukunfts- und Wachstumspläne des Textilkonzerns nicht reichen. "Wir sind in Bezug auf die Umsätze und die Profitabilität nicht dort, wo wir hinwollen. Daher müssen wir unsere Transformationsstrategie beschleunigen", hatte Brenninkmeijer damals gesagt. Frei übersetzt: raus aus unprofitablen Standorten, (noch stärker) rein in lukrative Märkte.

"Ich glaube an ein 50:50-Joint- Venture", sagte der Handelsprofessor Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein unserer Redaktion. In der sechsten Generation seien die Brenninkmeijers weniger durch emotionale Bande geprägt als durch ökonomisches Denken. Dass sie in einer Zeit, in der es sehr schwierig sei, überhaupt die Kapitalkosten zu verdienen, bis zu einer Milliarde Euro Investitionen nur für die Digitalisierung bereitstellten, glaubt er nicht.

Und wo könnten die neuen Geldgeber herkommen? "Das könnten chinesische Lieferanten sein", so Heinemann. Für die hätte ein Engagement bei C&A unter anderem den Vorteil, dass sie in den europäischen Märkten nicht mehr an C&A, sondern direkt an den Endkunden verkaufen könnten. "Die Ladenware bei C&A kommt ohnehin überwiegend aus China", sagt Heinemann.

Für C&A ist Fernost ein gutes Pflaster. Das Unternehmen pflegt im Reich der Mitte seit Jahren etliche Kooperationen. C&A betreibt derzeit 84 Filialen in 21 chinesischen Städten. Wenn jetzt noch neue finanzkräftige Partner dazu kämen, wäre das gut für den Textilfilialisten C&A, der wie andere zwischen Billiganbietern wie Primark und den Online-Händlern zerrieben zu werden droht. Wer erfolgreich und zukunftssicher aufgestellt sein will, muss ein Multikanalhändler sein und möglichst preiswert dazu.

(RP)
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