Auch Köhler kann sich längere Arbeitszeiten vorstellen CDU-Politiker wollen Feiertage streichen

Berlin (rpo). 40-Stunden-Woche? 50-Stunden-Woche? Streichung von Urlaubstagen? Streichung von Feiertagen? Letztgenanntes ist für CDU-Politiker im Streit um längere Arbeitszeiten sehr gut vorstellbar. Derweil kann sich auch Bundespräsident Horst Köhler mit längeren Arbeitszeiten oder Urlaubsverzicht anfreunden.

<P>Berlin (rpo). 40-Stunden-Woche? 50-Stunden-Woche? Streichung von Urlaubstagen? Streichung von Feiertagen? Letztgenanntes ist für CDU-Politiker im Streit um längere Arbeitszeiten sehr gut vorstellbar. Derweil kann sich auch Bundespräsident Horst Köhler mit längeren Arbeitszeiten oder Urlaubsverzicht anfreunden.

Die CDU-Politiker fordern die Streichung von Feiertagen und eine einheitliche Regelung für alle Bundesländer. "Bevor wir Urlaubstage streichen, sollten wir uns die Feiertage vornehmen", sagte Schleswig-Holsteins CDU-Chef Peter Harry Carstensen am Wochenende. Ähnlich äußerte sich Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Wolfgang Böhmer (CDU).

Mit Blick auf Forderungen nach einer 50-Stunden-Woche sprach sich Kanzler Gerhard Schröder (SPD) gegen eine generelle Arbeitszeitverlängerung aus. Die Vorsitzenden von CDU und CSU, Angela Merkel und Edmund Stoiber, nannten die 50-Stunden-Woche "übertrieben". Dem "Spiegel" zufolge wird in der CSU an Konzepten für eine deutliche Erhöhung der Jahresarbeitszeit gearbeitet.

"Deutschland braucht eine einheitliche Feiertagsregelung

"Deutschland braucht eine einheitliche Feiertagsregelung nach dem Modell der nördlichen Bundesländer", forderte Carstensen in der "Bild am Sonntag". Jeder zusätzliche Arbeitstag bringe Wirtschaftswachstum. Auch Böhmer zeigte sich offen für den Vorstoß. ", sagte er der Zeitung. Zustimmung kam auch aus der FDP. "Wenn Arbeitgeber und Gewerkschaften unfähig sind, die Wochenarbeitszeiten zu verlängern, bleibt als letztes Mittel die Angleichung der Feiertage auf niedrigerem Niveau", sagte FDP-Parteivize Rainer Brüderle.

Mit neun Feiertagen liegen Berlin, Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein am unteren Ende. Bayern steht mit 13 Feiertagen an der Spitze, gefolgt von Baden-Württemberg, dem Saarland und Sachsen mit je zwölf. Eine Änderung der Regelung müssten die jeweiligen Landtage beschließen.

Längere Arbeitszeit für Bundespräsident kein Tabu

"Wir müssen uns im Wettbewerb behaupten und da sollte es keine Tabus geben", sagte Köhler am Sonntag in der ZDF-Sendung "Berlin direkt". "Wir müssen alles darauf konzentrieren, was schafft Arbeitsplätze, was macht die Wirtschaft wettbewerbsfähiger." Den Betrieben müsse geholfen werden, "jeweils auch individuell Lösungen zu finden, um Arbeitsplätze zu halten und dazu kann auch gehören eine Verlängerung der Arbeitszeit." Zum Urlaub sagte er: "Die Deutschen sind in der Tat Urlaubsweltmeister, und es kann nicht tabu sein, auch über das Thema zu reden."

Schröder sagte zu den jüngsten Forderungen nach einer 50-Stunden-Woche: "Es macht wenig Sinn, eine bestimmte Zahl zu ideologisieren." Die Unternehmen müssten aber flexibler auf Aufträge reagieren können, betonte der Kanzler am Samstag nach der Kabinettsklausur im brandenburgischen Neuhardenberg.

Merkel begrüßt die 40-Stunden-Woche

Merkel sagte in der ARD: "Ich finde es ziemlich schrecklich, dass jetzt gleich wieder so Maximalforderungen aufkommen." Sie begrüße die 40-Stunden-Woche, die Siemens und IG Metall für die Handyfertigung vereinbart hatten. Aber "wenn wir mal einen kleinen Erfolg haben und ein Stück Mentalitätswandel erleben, dann haben wir Deutschen ein unglaubliches Talent, Menschen wieder zu verstören", fügte die CDU-Chefin hinzu. Auch Stoiber warnte davor, in der Diskussion über längere Arbeitszeiten zu überziehen. "50 Stunden ohne Lohnausgleich ist eine Übertreibung", sagte er dem "Tagesspiegel am Sonntag". Gleichwohl betonte er, im internationalen Vergleich arbeiteten die Deutschen zu wenig.

Laut "Spiegel" vertreten die Autoren eines Thesenpapiers für die bevorstehende Klausurtagung der CSU-Landesgruppe im Kloster Banz die Auffassung, wesentliche Ursache für die Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland seien die kurzen Arbeitszeiten in Deutschland. Ziel müsse eine jährliche Tarifarbeitszeit von 1720 Stunden wie in Österreich sein. Dies wären laut "Spiegel" nach CSU-Berechnungen über 160 Stunden mehr, als ein westdeutscher Arbeiter im verarbeitenden Gewerbe derzeit im Job verbringt. Diskutiert werden solle auf der Klausurtagung auch eine Streichung von Feiertagen.

IG-Metall will 35-Stunden-Woche verteidigen

"Wir werden die 35-Stunden-Woche erfolgreich verteidigen", kündigte IG-Metall-Chef Jürgen Peters in der "Neuen Osnabrücker Zeitung" vom Samstag an. Längere Arbeitszeiten seien nur in "begründeten Problemfällen" sinnvoll, in denen es wie bei Siemens um die Sicherung zusätzlicher Aufträge gehe. Sein Vize Berthold Huber sagte dem "Hamburger Abendblatt": "Wir haben große Bereiche, da können wir nicht einmal die 35-Stunden-Woche auslasten."

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