Peking China will die Seidenstraße wiederbeleben

Peking · China will die alte Seidenstraße neu beleben und damit die Wirtschaft kräftig ankurbeln. Zum Auftakt eines zweitägigen Gipfeltreffens mit Regierungsvertretern aus Dutzenden Ländern sagte Präsident Xi Jinping eine Anschubfinanzierung für das Projekt von umgerechnet rund 113 Milliarden Euro zu. China knüpft damit an die historische Seidenstraße aus der Antike und dem frühen Mittelalter an, um neue Handelsrouten nach Europa, Asien und Afrika zu schaffen. Es geht um Pipelines und Kraftwerke, ein Netzwerk aus Straßen, Eisenbahnen, Häfen und Flughäfen zwischen Asien und Europa. "Handel ist der wichtige Motor für wirtschaftliche Entwicklung", so Xi. Daher müsse die Welt freien Handel fördern.

Wasser in den Wein goss vor Ort allerdings die deutsche Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries. Die SPD-Politikerin sagte, Deutschland und China hätten nicht immer das gleiche Verständnis, was freier Handel sei. So gebe es noch immer mehr Restriktionen für deutsche Firmen in der Volksrepublik als anders herum, etwa im Automobil- oder Pharmasektor. Sie ergänzte, Deutschland könne die geplante gemeinsame Erklärung zum Abschluss des Gipfels ohne Garantien für freien Handel und fairen Wettbewerb nicht unterschreiben.

Das Gipfeltreffen ist das größte diplomatische Ereignis in der Volksrepublik in diesem Jahr. Allein Staats- und Regierungschefs aus 29 Ländern nehmen daran teil. Darunter sind Russlands Präsident Wladimir Putin, der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sowie die Regierungschefs aus Italien, Spanien und Griechenland.

Das 2013 verkündete Seidenstraßen-Projekt ist umstritten. Einige Kritiker aus dem Westen befürchten, dass China damit lediglich seinen Einfluss auf die Weltwirtschaft ausweiten will. Indien sagte deswegen seine Teilnahme ab und warnte vor drohenden Schuldenlasten wegen der hohen Kosten. Anstelle der historischen Seidenstraße sind nun neue Straßen und Schienenverbindungen geplant, die nach den Plänen der chinesischen Führung den Handel ankurbeln und für Stabilität in den Staaten Zentralasiens sorgen sollen. Im April startete beispielsweise der erste Güterzug von Großbritannien auf den gut 12.000 Kilometer langen Weg in den Osten Chinas. Mit rund drei Wochen ist die eingeplante Fahrzeit nur halb so lang wie bei einem Schiff.

(rtr)
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