Peking Chinas Exportrückgang gefährdet den Aufschwung

Peking · Chinas Außenhandel ist erneut überraschend stark zurückgegangen. Die Ausfuhren fielen im April um 6,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, während die Einfuhren um 16,1 Prozent zurückgingen, wie die Zollverwaltung berichtete. Die Daten sind ein deutlicher Indikator für eine schwächelnde Konjunktur in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt. Bereits im März war der Außenhandel deutlich zurückgegangen. Die Exporte waren im Jahresvergleich um 14,6 Prozent, die Einfuhren um 12,3 Prozent zurückgegangen. Analysten hatten für April deutlich bessere Werte erwartet. Die schwachen Zahlen unterstreichen die geringere globale Nachfrage nach Waren "made in China". Die schwache Weltkonjunktur schlägt auf die Volksrepublik durch. Gleichzeitig macht sich die starke chinesische Währung gegenüber dem Euro bei den Geschäften mit Europa bemerkbar. Die Politik des billigen Geldes von der Europäischen Zentralbank hat den Wert des Euros gegenüber dem Yuan abgewertet. Chinas Produkte sind dadurch für europäische Einkäufer deutlich teurer.

China könnte Gegenmaßnahmen ergreifen. Seit Wochen wird über ein Anleihekaufprogramm nach europäischem Vorbild spekuliert. Bislang dementiert Chinas Zentralbank vergleichbare Vorhaben. In Finanzkreisen gilt jedoch als sehr wahrscheinlich, dass die Notenbank mit neuen Programmen die Wirtschaft stützen könnte.

Die Schwierigkeiten liegen in der Volksrepublik jedoch nicht nur bei den Exporten. Der starke Rückgang der Einfuhren ist ein Zeichen für eine schwache heimische Nachfrage und schlechte Konjunkturlage in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt. Chinas Wirtschaftswachstum hatte sich im ersten Quartal dieses Jahres mit 7,0 Prozent auf den niedrigsten Stand seit den Ausläufern der Finanzkrise 2009 abgekühlt. Wichtige Frühindikatoren deuten an, dass sich die Konjunktur weiter verlangsamen könnte.

Auch Volkswirte sehen das Land unter Druck. "Für China bedeuten die schwachen Außenhandelszahlen, dass weitere konjunkturstimulierende Maßnahmen ergriffen werden, zum Beispiel Zinssenkungen", sagte der Nordea-Chefvolkswirt Holger Sandte unserer Zeitung. China wolle seine Exportabhängigkeit verringern und den privaten Verbrauch stärken, was für Länder wie Deutschland, die viele Investitionsgüter ausführten, eine Belastung sei. "Immerhin ist China das viertwichtigste Exportziel für deutsche Unternehmen und das wichtigste außerhalb der Europäischen Union", sagte Sandte. Insgesamt liefen die Ausfuhren in die Wachstumsmärkte nicht mehr besonders gut, weil auch Schwergewichte wie Russland und Brasilien eine schwächere Phase durchliefen. Für die EU sei China nach den USA sogar der zweitwichtigste Handelspartner. Allerdings sei die EU insgesamt weniger außenhandelsabhängig als Deutschland, so der Volkswirt.

(gw/dpa)
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