Frankfurt/M. Auch Commerzbank erwägt Strafzinsen

Frankfurt/M. · Die Strafzinsen, die die Europäische Zentralbank (EZB) von Geschäftsbanken verlangt, wirken sich jetzt offenbar auch bei mehreren großen deutschen Bankhäusern aus. "Bei einzelnen großen Firmenkunden mit hohen Guthaben sowie bei Großkonzernen und institutionellen Anlegern behalten wir uns vor, für hohe, aus überschüssiger Liquidität bei uns geparkte Einlagen eine Guthabengebühr zu berechnen. Grund hierfür sind die negativen Einlagenzinsen der EZB", erklärte die Commerzbank. Dagegen sollen kleinere Gewerbetreibende, Mittelständler und Privatkunden grundsätzlich von den sogenannten Strafzinsen verschont bleiben. Die Commerzbank dürfte nach Informationen aus Bankenkreisen etwa 1000 Großkunden haben.

Vor einigen Wochen hatte die genossenschaftliche Deutsche Skatbank aus Thüringen als erstes deutsches Geldhaus einen Strafzins auf Girokonten-Guthaben von mehr als 500 000 Euro angekündigt - eine Reaktion auf die Maßnahme der EZB, die 0,2 Prozent Zinsen auf bei ihr geparkte Einlagen der Geschäftsbanken verlangt und diese dadurch zwingen will, mehr Kredite zu vergeben. Kurze Zeit später hatte Deutsche-Bank-Chef Jürgen Fitschen in seiner Eigenschaft als Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB) Negativzinsen in der Branche nicht mehr ausgeschlossen. Nun ziehen die Ersten nach. Bei den Großkunden der Commerzbank dürfte es sich um jene handeln, die nicht wissen, wo sie ihre überschüssige Liquidität anlegen sollen, die sie derzeit nicht in riskante Investments stecken wollen.

Andererseits ist die zweitgrößte deutsche Bank nicht das einzige Institut von Rang, das eine Gebühr auf Guthaben verlangt. Ein Sprecher der WGZ-Bank sagte auf Anfrage unserer Zeitung, das Institut berechne "ausschließlich institutionellen Kunden - und davon nur einem geringen Teil - negative Zinsen". Beim Schwesterinstitut DZ Bank sind negative Zinsen auch nicht mehr ausgeschlossen. Allerdings geht es dort nicht um institutionelle Kunden, sondern wie bei der Commerzbank um Firmenkunden und ihre hohen Guthaben. Die Luxemburger Tochter DZ Privatbank, bei der vor allem Fondsgesellschaften Kunden sind, verlangt von institutionellen Investoren schon seit einer Woche negative Zinsen von 0,25 Prozent. Der Bundesverband der Volks- und Raiffeisenbanken, bei dem beide Zentralbanken Mitglied sind, hatte sich jüngst noch gegen die sogenannten Strafzinsen ausgesprochen. Auch der Sparkassenverband DSGV hatte sich kategorisch gegen solche Gebühren gewandt.

(RP)
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