Hannover Continental: Autoreifen werden teurer

Hannover · Der Automobilzulieferer will mit Mobilitätsdiensten Geld verdienen.

Die schlechte Nachricht vorweg: Weil viele Rohstoffe teurer geworden sind, werden Autofahrer in Deutschland wohl bald mehr für Reifen zahlen müssen. Genau wie Konkurrenten werde Continental nicht umhinkommen, die Preise anzupassen, teilte der Reifenhersteller gestern mit. Wie viel teurer die Reifen werden, wollte Finanzvorstand Wolfgang Schäfer nicht sagen. Nur so viel: Die Preis-Erhöhung soll im ersten Halbjahr erfolgen.

Um Reifen ging es bei der gestrigen Bilanz-Pressekonferenz des Automobilzulieferers jedoch nur am Rande - das dominierende Thema war der Wandel in der Automobil-Industrie durch Elektroautos und Digitalisierung, der natürlich auch den Hannoveraner Zulieferer herausfordert.

Doch während andere zuletzt aufgeregt über die gewaltigen Umbrüche spekulierten, wirkt Conti-Chef Elmar Degenhart bei dem Thema recht gelassen. Es war eine Mischung aus Schnelligkeit und Gelassenheit, die er als Zukunftsperspektive ausgab: Einerseits müsse man angesichts der weltpolitischen Unsicherheiten agiler werden.

Andererseits sollte man manche Dinge aus seiner Sicht nicht überstürzen: Verbrennungs- und Dieselmotoren etwa, die angesichts des Abgasskandals bei Volkswagen ja zuletzt so etwas wie einen öffentlichen Abgesang erfuhren, würden auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen. "Der Verbrennungsmotor hat seinen Zenit noch vor sich", sagte Degenhart. Erst nach 2025 werde es einen Rückgang geben. Und Finanzvorstand Wolfgang Schäfer geht davon aus, dass selbst Fahrverbote für Diesel-Autos, wie sie zuletzt in Stuttgart eingeführt wurden, nicht das sofortige Ende des Selbstzünders bedeuten. "Der Diesel-Motor wird zwar für kleinere Fahrzeuge weniger attraktiv. Bei größeren SUV oder Trucks wird er aber bleiben."

Trotzdem setzt natürlich auch Conti immer stärker auf neue Geschäftsmodelle: Autos werden mit Mobiltelefonen geöffnet, Autos bekommen automatisch neue Software-Versionen über das Internet aufgespielt und Reifen-Druck-Sensoren sagen dem Kunden, wann er das nächste Mal den Service aufsuchen sollte - das alles gibt es schon. Künftig will das Unternehmen zunehmend mit Mobilitätsdiensten Geld verdienen und natürlich mit Assistenzsystemen beim Fahren, die schon jetzt für sprudelnde Einnahmen sorgen.

Der Umsatz stieg jedenfalls im vergangenen Jahr auf 40,3 Milliarden Euro, drei Prozent mehr als 2015, auch beim Gewinn nach Steuern (2,8 Milliarden Euro) übertraf man die Vorjahreswerte. Und so, machte Finanzvorstand Wolfgang Schäfer klar, soll es weitergehen.

(frin)
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