Leverkusen Covestro-Aktie auf Rekordhoch

Leverkusen · Das Unternehmen schwimmt sich von der Mutter Bayer frei. "Wir fühlen uns wie ein Start-up", sagt Covestro-Chef Thomas. Bei der Konsolidierung der Chemie-Branche kann er aber nicht mitmischen.

 Die Covestro-Zentrale in Leverkusen.

Die Covestro-Zentrale in Leverkusen.

Foto: dpa, obe pil lof

Der Börsenstart im Herbst 2015 war holprig, doch inzwischen hat sich Covestro gemacht: Das Unternehmen, in das Bayer sein Kunststoff-Geschäft abgespalten hat, ist erfolgreich in sein erstes Geschäftsjahr gestartet. Die Aktie stieg gestern zwischenzeitlich auf ein Rekordhoch von 35,69 Euro. Im Oktober war sie zu 24 Euro in den Handel gekommen.

Im ersten Quartel 2016 kletterte der Gewinn (Ebitda) von Covestro um 29 Prozent auf 508 Millionen Euro. Und das, obwohl der Umsatz um fast sechs Prozent auf 2,9 Milliarden sank. "Der Umsatz ist trotz gestiegener Mengen gesunken, weil wir einen Teil der gefallenen Rohstoffkosten an Kunden weiterreichen mussten - doch eben nur zum Teil, deshalb ist die Gewinnmarge weiter hoch", sagte Covestro-Chef Patrick Thomas unserer Redaktion. Der Konzern stellt Vorprodukte für die Auto-, Bau- und Elektronindustrie her, wesentlicher Rohstoff ist Öl.

Wenig Chancen sieht der Brite, dass Covestro bei der Fusionswelle mitmischt, die gerade durch die Branche rollt. "Die große Konsolidierungswelle in der globalen Chemie wird an uns vorbeigehen. In unserem Kerngeschäft ist die Konsolidierung schwierig, denn es gibt in dieser Industrie nur wenige große Anbieter. Die Kartellbehörden würden Fusionen zwischen ihnen nicht zulassen." Daher werde Covestro sich auf kleinere Zukäufe und organisches Wachstum konzentrieren.

In der Vergangenheit hatte es zwar Kontakte zwischen Leverkusen und dem Essener Chemiekonzern Evonik gegeben. Doch aus einem Zusammengehen, das Politik und Gewerkschaft angeregt hatten, um nach BASF einen zweiten nationalen Chemie-Champion zu schaffen, wurde nichts. Dabei dürfte es bleiben. "Im vergangenen halben Jahr haben wir auch nicht mit Evonik über eine mögliche Zusammenarbeit gesprochen", sagte Thomas.

Noch hält Bayer 64 Prozent an Covestro. Doch Werner Baumann, der dort nächste Woche das Ruder übernimmt, hat klargemacht, dass er binnen zwei Jahren aussteigen will. "Was Bayer mit seinem Covestro-Anteil macht, ist ganz allein Sache von Bayer. Am 16. April endete die Lock-up-Periode, seither ist unser Mutterkonzern frei und kann jederzeit verkaufen", sagt Thomas.

Er ist überzeugt: "Inzwischen fühlen sich alle Mitarbeiter als Covestroens und nicht mehr als Bayer-Angestellte." Dazu habe auch der gute wirtschaftliche Start beigetragen. "Wir fühlen uns wie ein großes Start-up-Unternehmen, zuversichtlich und im Aufbruch." Covestro hat 15.700 Mitarbeiter, unter anderem in Leverkusen, Krefeld und Dormagen. Die müssen sich auf neue Kostensenkungen einstellen. "Wir müssen immer auf die Kosten aufpassen und die Effizienz steigern", sagte Thomas. Covestro stehe in scharfem internationalen Wettbewerb. Man habe bereits Anlagen im Aus- und Inland (Darmstadt) geschlossen. "Doch ein großes Sparprogramm ist nicht geplant", versprach Thomas.

(anh)
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