Neuer Crash in China Börsenaufsicht setzt Handel für Rest des Tages aus

Shanghai · Chinas Börsen sind erneut in den Keller gerauscht. Nach dem zweiten Kursrutsch in dieser Woche wurde der Börsenhandel in dem Land am Donnerstag erneut für den Rest des Tages ausgesetzt.

Die Aktienmärkte in Shanghai und Shenzhen waren zuvor um mehr als sieben Prozent gefallen. Es war mit 30 Minuten der kürzeste Handelstag in der 25-jährigen Geschichte der Aktienmärkte Chinas. Die neuen Turbulenzen und die Sorgen um den Zustand der zweitgrößten Volkswirtschaft haben diese Woche weltweit Schockwellen ausgelöst.

Wie am Montag kam erneut der zum Jahresanfang eingeführte Schutzmechanismus zum Zuge, der bei einem Kursrückgang um mehr als fünf Prozent erst eine 15-minütige Unterbrechung und dann bei einem Minus von mehr als sieben Prozent einen völligen Abbruch des Handels vorsieht. Die Messlatte für diese Art Notbremse ist der China Securities Index (CSI) mit 300 führenden Werten an beiden Börsen.

Nach dem Einbruch zum Wochenanfang hatte die chinesische Regierung Milliarden in den Markt gepumpt. Auch wurden neue Maßnahmen angekündigt, um die Kurse zu stützen, was zunächst auch kurzfristig gelungen war. Doch fehlt das langfristige Vertrauen der Anleger.

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Auch gibt es neue Irritationen über die anhaltende Abschwächung der chinesischen Währung gegenüber dem US-Dollar. Der Yuan fiel am Donnerstag mit einem Kurs von 6,5646 auf den niedrigsten Stand seit fast fünf Jahren. Die Kursschwäche weckt Sorgen um eine wachsende Kapitalflucht aus China.

Die Unsicherheiten in China, der jüngste Atomtest in Nordkorea und die Spannungen zwischen den wichtigen Ölförderländern Iran und Saudi-Arabien hatten am Mittwoch auch die Wall Street ins Minus gedrückt. Die Unterbrechung des Handels in China am Donnerstag belastete auch wieder die Börse in Tokio.

Angesichts der Turbulenzen plant die chinesische Wertpapieraufsicht nach Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg, das seit einem halben Jahr geltende und Freitag auslaufende Verkaufsverbot für einige Großinvestoren zu verlängern. Zuvor hatten die Aufseher schon angekündigt, "neue Maßnahmen" ergreifen zu wollen, die einen massiven Verkauf von Aktien "unwahrscheinlich" machen sollen.

Die Zentralbank pumpte diese Woche über sogenannte Reverse-Repo-Geschäfte so viele Milliarden in den Markt wie seit September nicht mehr. Dabei kauft die Notenbank Wertpapiere, wobei sie sich verpflichtet, diese zu einem vereinbarten Preis zu einem bestimmten Termin rückzuübertragen. Mit Stützungskäufen halfen auch staatlich kontrollierte Fonds, die Kurse wieder in die Höhe zu treiben.

Nach einem spekulativen und häufig auch kreditfinanzierten Boom an den chinesischen Aktienmärkten seit 2014 waren die Kurse im vergangenen Sommer eingebrochen. Seitdem gibt es eine Berg- und Talfahrt, während die Regierung mit massiven Interventionen verzweifelt versucht, die Märkte zu stabilisieren.

(felt/dpa)
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