Die Ökonomin Das Gift der grünen Strom-Subventionen

Strommarkt paradox: Obwohl die Großhandelspreise fallen, müssen viele Verbraucher mehr zahlen. Und Hartz-IV-Bezieher finanzieren die Solardächer der Gutverdiener mit.

Millionen Verbraucher bekommen derzeit Post von ihren Versorgern, die die Strompreise kräftig erhöhen. Zugleich klagen die Branchenriesen über einen Rückgang der Großhandelspreise, die Eon-Aktie erlebte gar ihren bisher größten Tagesverlust. Paradox? Nein, das Ergebnis eines aus den Angeln des Wettbewerbs gehobenen Strommarktes.

Die Deutschen hatten es gut gemeint: Um Vorreiter beim Klimaschutz zu werden, schufen sie das Erneuerbare-Energie-Gesetz (EEG), das den Sonnen- und Windstrom forcieren sollte. Doch was als Anschubförderung für eine junge Branche gedacht war, hat sich zum größten Subventions-Tatbestand der deutschen Geschichte ausgewachsen. Dass Subventionen schlecht für das Gesamtwohl sind, lernen Ökonomie-Studenten im zweiten Semester. Was passiert, wenn eine Regierung dabei besonders gründlich vorgeht, zeigt der Blick auf die Stromrechnung.

Um den grünen Strom zu fördern, hat die Bundesregierung den Betreibern von Wind- und Sonnenkraft nicht nur feste Preise zugesagt, sondern hat ihnen auch versprochen, jede Kilowattstunde abzunehmen. Das führte zum unkontrollierten Ausbau des Ökostroms und einem Rückgang der Nachfrage nach konventionell erzeugtem Strom. Teure Anlagen wie die Gas-Kraftwerke von Eon werden zuerst unrentabel und gehen vom Netz. Günstige, weil abgeschriebene (Braun-)Kohlekraftwerke fahren mit Volllast. Dass das EEG der klimaschädlichen Braunkohle zur Renaissance verhilft, gehört auch zu den Paradoxien deutscher Energiepolitik.

Paradox ist zudem die Finanzierung der Subventionen: Sie werden auf die Stromverbraucher umgelegt. Damit finanzieren ausgerechnet arme Rentner und Hartz IV-Bezieher die Solarparks der Gutverdiener und die Windräder der professionellen Investoren mit. Und künftig müssen Verbraucher auch noch Offshore-Windparks unterstützen, wenn der Netzbetreiber diese nicht pünktlich ans Netz anschließen kann. Paradox? Nein, deutsche Gründlichkeit auch im Falschen.

Nächste Woche schreibt an dieser Stelle Martin Kessler.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort