Düsseldorf Das lukrative Geschäft mit der Hochzeit

Düsseldorf · Immer weniger Paare wagen den Schritt vor den Traualtar. Trotzdem verdient die Branche prächtig. Denn wer sich traut, gibt umso mehr Geld für die Hochzeit aus - im Durchschnitt im Wert eines Kleinwagens.

Mit sechsspanniger Kutsche zur Kirche, im weißen Designer-Kleid zum blumengeschmückten Altar. Das Essen vom Feinsten und die Feier mit Live-Band, Feuerwerk und Cocktail-Bar: Die Fantasie kennt keine Grenzen, wenn es um den schönsten Tag im Leben geht. Das Budget meistens schon. Und doch greifen heiratswillige Deutsche häufig tief in die Tasche, um ihre Traumhochzeit zu realisieren. Händler-Schätzungen zufolge beläuft sich der Umsatz der Hochzeitsbranche auf über zwei Milliarden Euro im Jahr.

Das Hochzeits-Geschäft brummt. Laut einer Umfrage des Online-Händlers Zalando, der 1500 Frauen im Alter zwischen 18 und 49 Jahren befragte, lassen sich die Deutschen ihre Hochzeit im Schnitt 8272 Euro kosten. Experten setzen die Kosten sogar noch höher an. "Jede Hochzeit ist anders und viele Paare geben weitaus mehr für ihre Hochzeit aus. Es gibt eine Vielzahl von Hochzeiten die mit Budgets um 15.000 Euro und aufwärts geplant werden", sagt Nikola Stiefelhagen vom Bund deutscher Hochzeitsplaner. Auch der Brautmodenhändler und Organisator von Hochzeitsmessen, Sebastian Mörth, schätzt, dass die Ausgaben dem Wert eines Kleinwagens entsprechen. "Der Hochzeitsbranche geht es gut", sagt Mörth.

Dabei gehen immer weniger Paare zum Standesamt: Laut Statistischem Bundesamt wurden 2014 in Deutschland rund 387.000 Ehen geschlossen. 1990 waren es noch 516.000. "Es wollen zwar weniger Menschen heiraten. Jene, die es tun, feiern aber umso pompöser", sagt Mörth. Der Trend gehe zu Individualität, insofern sei die Ausstattung der Feier aufwendiger geworden.

Zudem legten heute viele Brautpaare Wert auf größere Feste als noch vor Jahrzehnten, "als Hochzeiten oft reine Familienfeiern waren", sagt Stiefelhagen. "Die Ansprüche sind höher, entsprechend erweitert sich auch das Angebot der Branche", sagt Mörth. Von Rosenregenkanonen über Fußmatten mit "Just Married"-Aufdruck bis zu Schokolinsen mit Brautpaar-Fotos gibt es Tausende Varianten zum Geldausgeben.

Die teuersten Posten sind aber die traditionellen "Must haves". Für eine Location mit Speisen und Getränken setzt der Bund deutscher Hochzeitsplaner rund 100 Euro pro Person an. In größeren Städten solle man eher von durchschnittlich 150 Euro ausgehen, heißt es.

Auch die Ausstattung der Braut schlägt ordentlich zu Buche. Für das Kleid geben Bräute durchschnittlich 800 bis 1200 Euro aus. Hinzu kommen Schuhe, Kopfschmuck und Styling. Eine Komplettausstattung für den Herrn - Dreiteiler, Hemd, Schuhe - ist mit 600 bis 700 Euro zu veranschlagen. Weniger als für den Profi-Fotografen. Der lässt sich für die Dokumentation des großen Tages zwischen 700 und 1000 Euro zahlen. Für die Trauringe kommen nochmals etwa 1100 Euro obendrauf.

Mit dieser Kalkulation sind auch Maren (24) und Christian Sura (24) an ihre Planung gegangen. Sie wollen sich nach ihrer standesamtlichen Trauung im Sommer nochmals kirchlich Ja sagen. Kosten darf das Ganze 10.000 Euro. Die Brauteltern spendieren das Traumkleid. Und auch sonst will das Paar keine Abstriche machen. Maren Suras Tipp ist daher: viel vergleichen. "Wir haben lange nach einem passenden Fotografen gesucht und letztlich einen guten gefunden, der statt 1000 nur 540 Euro nimmt", erklärt sie.

Mehr Spielraum haben Lina K. (28) und Adrian D. (32). Sie wollen für ihre Hochzeit 20.000 Euro ausgeben. Allein für die Location samt Essen und Getränken zahlen sie 10.000 Euro. Leichtfertig geben beide ihr Geld jedoch nicht aus: "Die Planung begonnen haben wir mit all unseren Träumen, und dann haben wir diese auf eine realistische Kalkulation runtergeschraubt."

Ein Darlehn zur Finanzierung der Hochzeitsfeier käme für beide Paare nicht in Frage. Auch Stiefelhagen rät dringend davon ab: "Auch mit kleinerem Budget und kleinerer Gesellschaft lässt sich ein schönes Fest gestalten", betont sie.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort