Düsseldorf Das mühsame Geschäft mit der Integration

Düsseldorf · Jeder dritte Arbeitslose in NRW ist Ausländer. Nur ein Bruchteil der Flüchtlinge hat bisher einen Job gefunden.

Die Integration von Flüchtlingen in den nordrhein-westfälischen Arbeitsmarkt kommt langsamer voran als zunächst erwartet. Von 120.000 Flüchtlingen, die dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen, hatten in NRW nach Angaben von Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD) zuletzt erst 2000 einen Job gefunden, 45.000 sind arbeitslos gemeldet. "Das größte Manko sind unzureichende Sprachkenntnisse", sagte Duin in Düsseldorf. Viele Flüchtlinge seien zudem nicht ausreichend qualifiziert. Von den 730.000 Arbeitslosen in NRW ist zurzeit jeder dritte ein Ausländer.

Es gebe Klagen, auch in den Betrieben, über "das mühsame Geschäft mit der Integration," sagte Duin. Der Ende 2015 gegründete "Integration Point" in Köln etwa habe Ende 2015 eine düstere Bilanz gezogen. Wegen ständig geänderter Gesetze und Zugangsvoraussetzungen hätten übers Jahr verteilt lediglich 76 Arbeitsaufnahmen gezählt werden können, die weitaus meisten davon in helfenden und ungelernten Tätigkeiten. In NRW wurden unter dem Dach der Arbeitsagentur "Integration Points" als zentrale Anlaufstelle für Flüchtlinge und Arbeitgeber bei der Vermittlung von Jobs und Qualifizierungsangeboten eingerichtet.

NRW-Arbeitsminister Rainer Schmeltzer zeichnete hingegen ein positives Bild dieser Einrichtungen. Landesweit seien schon über 80 "Integration Points" gegründet worden, "die laufen hervorragend", sagte Schmeltzer. Es sei nicht einmal notwendig, den Erfolg zu evaluieren. Da, wo es Probleme gebe, werde praxisorientiert nachgearbeitet. Gerade auf dem Land sei die Bereitschaft, Flüchtlinge aufzunehmen sehr groß, um den Fachkräftemangel zu mildern. Mancherorts würden mehr Flüchtlinge aufgenommen als zugewiesen wurden.

Aus der Praxis kann Sonja Leidemann, Bürgermeisterin der Stadt Witten, den Erfolg der "Integration Points" nicht bestätigen. In der knapp 100.000 Einwohner zählenden Stadt gebe es bis heute nicht einmal einen. Zentrales Problem sei, dass es zwischen diesen und den Jobcentern der Agentur für Arbeit keinen Datenaustausch geben dürfe - aus Datenschutzgründen. Damit müssten alle relevanten Informationen wie Lebenslauf oder Qualifikation immer wieder von Neuem abgefragt werden. Die Bezirksregierung sei darüber informiert, aber "die Mühlen mahlen langsam", sagte Leidemann. Zudem sei es dringend notwendig, dass die Landesregierung die Mittel des Bundes für die Integration auch tatsächlich an die Kommunen weiterleite. Ähnlich äußerte sich Helmut Dedy vom Deutschen Städtetag: "Die Städte erbringen die eigentliche Integrationsleistung."

(RP)
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