Börse Dax gibt am "Hexensabbat" leicht nach

Frankfurt/Main · Der deutsche Aktienmarkt hat am "Hexensabbat" leicht im Minus geschlossen. An diesem Freitag liefen Optionen und Terminkontrakte auf Aktien und Indizes aus und sorgten damit für stärkere Kursschwankungen.

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Foto: dpa, Fredrik Von Erichsen

Der Dax war nach einer festen Eröffnung am Mittag zunächst deutlich ins Minus gedreht, hatte sich dann jedoch zwischenzeitlich klar erholt. Am Ende stand der deutsche Leitindex 0,25 Prozent tiefer bei 9787 Punkten. Die Wochenbilanz jedoch weist ein Plus von 2,00 Prozent aus. Der MDax mittelgroßer Werte gewann 0,20 Prozent auf 16.769 Punkte, wohingegen der TecDax 0,45 Prozent auf 1360,34 Punkte einbüßte.

Gute Nachrichten von der Konjunkturseite hielten die Verluste im Dax in Grenzen. In Deutschland hatte sich die Verbraucherstimmung weiter aufgehellt. Generell bleibe die Lage an den Märkten aber schwankungsanfällig, wie Daniel Saurenz von Feingold Research meinte.
So lasse das Billiggeld der Notenbanken vielen Anlegern mangels Alternativen keine andere Wahl, als ihr Geld am Aktienmarkt anzulegen.

Wie nachhaltig dies sei, dürften Anleger ab dem Januar sehen. "Dann werden die Karten neu gemischt, und mancher Konzern muss zeigen, ob er das schwache Wachstum in Europa und Asien sowie den Einbruch in Russland so locker wegsteckt, wie es Dax und Dow gerade vermuten lassen", sagte Saurenz.

BASF-Aktien gerieten wegen des geplatzten Tauschs von milliardenschweren Unternehmensteilen mit dem russischen Energieriesen Gazprom unter Verkaufsdruck und notierten 1,57 Prozent tiefer bei 69,52 Euro.

RWE-Titel sackten um 2,63 Prozent ab. Nach dem gescheiterten BASF/Gazprom-Deal gehe nun die Furcht um, dass RWE Vergleichbares drohe, sagte ein Händler. Womöglich wanke nun der Verkauf der RWE-Tochter Dea an einen russischen Großinvestor sowie eine Übernahme von Gasspeichern durch Gazprom.

Auch die Papiere der Lufthansa hinkten dem Dax deutlich hinterher und fielen am Index-Ende um rund dreieinhalb Prozent. Händler verwiesen auf eine erneute Gewinnwarnung des Wettbewerbers Air France-KLM. Die französisch-niederländische Fluggesellschaft musste wegen eines Pilotenstreiks und einer schwachen Entwicklung bei Langstreckenflügen die Gewinnziele für das laufende Jahr zum dritten Mal senken. Die Probleme mit den Kosten und Streiks gebe es auch bei der Lufthansa, sagte ein Börsianer.

Der EuroStoxx 50 fiel um 0,53 Prozent auf 3141,28 Punkte. Der Pariser Leitindex gab etwas weniger deutlich nach, wohingegen der Londoner FTSE 100 um mehr als ein Prozent anzog. An der Wall Street in New York bewegte sich der Leitindex Dow Jones zum europäischen Handelsschluss kaum vom Fleck.

Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite börsennotierter Bundeswertpapiere auf 0,52 (Vortag: 0,50) Prozent. Der Rentenindex Rex verlor 0,11 Prozent auf 139,25 Punkte. Der Bund-Future gewann 0,21 Prozent auf 155,15 Punkte. Der Kurs des Euro fiel und notierte zuletzt bei 1,2229 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs auf 1,2279 (Donnerstag: 1,2285) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,8144 (0,8140) Euro.

Die 10.000 im Blick

In der stark verkürzten Handelswoche vor Weihnachten könnte der Dax in Trippelschritten weiter nach oben klettern. Das Billiggeld der Notenbanken sorgt derzeit für gute Stimmung am Aktienmarkt. Erst am vergangenen Mittwoch hatte die US-Notenbank Fed ihr Niedrigzins-Versprechen bekräftigt und damit die zuletzt nervösen Märkte beruhigt.

Allerdings gibt es auch Unruheherde, die das Zeug haben, erneut für Turbulenzen zu sorgen. Neben dem Rubel-Verfall in Russland ist dies die Lage in Griechenland mit einem drohenden Rückfall in Krisenzeiten.

Optimistisch bleibt Marktexperte Daniel Saurenz von Feingold Research: Die enorm hohe Liquidität drücke die Zinsen in den Keller und lasse vielen Investoren mangels Alternativen keine andere Wahl, als ihr Geld in Aktien anzulegen. Nur deshalb schwinge sich der Dax zu Weihnachten Richtung 10.000 Punkte auf. Bereits den Kurssturz auf gut 9200 Punkte in der alten Woche hätten die Anleger mit einer massiven Weihnachtsrally beantwortet. Damit könnte das Anfang Dezember bei 10.093 Punkten erklommene Rekordhoch wieder langsam in Sichtweite rücken.

Anleger blicken in der neuen Woche gespannt nach Athen. Die Wahl eines neuen griechischen Staatspräsidenten war im ersten Anlauf gescheitert. Sollte auch der zweite Wahlgang am Dienstag ohne Ergebnis bleiben, wird am 29. Dezember nochmals abgestimmt. Sollte auch dann niemand gewählt werden, müssen vorgezogene Wahlen stattfinden. Die Krise könnte wieder aufflammen.

Darüber hinaus stehen in der neuen Woche einige interessante Konjunkturdaten aus den USA auf der Agenda. Dabei dürften vor allem am Dienstag die Aufträge für langlebige Güter die Aktienkurse bewegen, schrieben die Analysten der Commerzbank.

Ansonsten dürfte die neue Woche hierzulande ruhig verlaufen. Die Börse in Frankfurt bleibt ab Mittwoch geschlossen und öffnet erst wieder am 29. Dezember.

Am Montag richten sich die Blicke noch auf die Hornbach Holding. Die Gruppe mit ihren Baumarkt-Aktivitäten sowie der Immobiliensparte und der Baustoff Union präsentiert ihre Neunmonatszahlen. Ebenfalls zu Wochenbeginn kommt es zu einem Stühlerücken im SDax der kleineren Werte: Der erst seit kurzem an der Börse notierte Online-Modehändler Zalando nimmt den Platz des Spezialisten für energieeffiziente Gebäudetechnik Centrotec Sustainable ein.

(dpa)
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