Börse weiter im Höhenflug Dax schließt erstmals über 11.400 Punkten

Frankfurt/Main · Der deutsche Aktienmarkt hat am Freitag neue Maßstäbe gesetzt: Nach einem lange lustlosen Verlauf zog der Leitindex Dax am Nachmittag an und legte zum Handelsende um 0,66 Prozent auf einen Rekord von 11 401,66 Punkten zu.

Glossar - Aktienmarkt von A bis Z
Infos

Glossar - Aktienmarkt von A bis Z

Infos
Foto: dpa, Fredrik Von Erichsen

Viele Anleger setzten trotz des Höhenflugs auf weitere Gewinne, kommentierte Händler Markus Huber vom Londoner Broker Peregrine & Black. Er verwies auf die jüngste Entspannung in der Ostukraine sowie im griechischen Schuldendrama.

Auf Wochensicht schaffte das Börsenbarometer einen Zuwachs von über drei Prozent und zudem die siebte Gewinnwoche in Folge. Noch besser sehen die Monatsbilanz mit knapp plus sieben Prozent sowie das Jahressaldo mit einem Anstieg von mehr als 16 Prozent aus.

Zudem schaffte es der MDax erstmals in seiner Geschichte über die Marke von 20.000 Punkten. Der Index der mittelgroßen Werte verabschiedete sich mit Tagesgewinnen von 0,86 Prozent bei 20.092,01 Punkten. Er profitierte von positiv aufgenommenen Nachrichten eines Index-Schwergewichts: Die Airbus-Titel gewannen nach der Bilanzvorlage über 7 Prozent. Seit Jahresbeginn weist der MDax eine noch bessere Entwicklung als der Dax auf. Für den Technologiewerte-Index TecDax ging es vor dem Wochenende um 0,18 Prozent auf 1581,80 Punkte hoch.

Geht der Sturmlauf weiter?

Der Dax hat mit seinem wochenlangen Sturmlauf eine Rekordmarke nach der anderen aufgestellt. Vor allem Minizinsen, die Aktieninvestments im Vergleich zu festverzinslichen Anlagen begünstigen, treiben den deutschen Leitindex an. "Er läuft und läuft und läuft - was einst für den Käfer galt, gilt nun für den Dax", konstatiert Marktbeobachter Daniel Saurenz von Feingold Research. Ob das so weitergeht, daran scheiden sich allerdings die Meinungen.

"Im Vergleich zu Staatsanleihen sind Aktien noch immer günstig", so Saurenz weiter. Die mangelnde Rendite bei zinsabhängigen Anlagen treibe die Anleger in dividendenstarke Aktien - selbst Versorgertitel wie RWE und Eon seien ohne fundamentalen Grund wieder angesprungen.

Wenn man zudem bedenke, dass der Börsenwert des US-Konzerns Apple fast 80 Prozent der Marktkapitalisierung aller Unternehmen im Dax entspreche, sei dieser bei 11.000 Punkten "fast ein Schnäppchen", meint Saurenz. Daher könnte "die Dax-Party trotz allen Korrekturbedarfs noch längst nicht am Ende sein".

In die gleiche Kerbe schlägt Marktstrategin Sarah Brylewski vom Handelshaus Ayondo, die sogar eine mögliche Zeitenwende ausruft. Titel wie Continental oder Bayer notierten bei vielen Kennzahlen "schon jenseits von Gut und Böse, weit über dem Zehnjahres-Durchschnitt". Anderen Experten machen die schwindelerregenden Höhen, die das Börsenbarometer mittlerweile erreicht hat, allerdings Sorgen. Die Kursrally werde nicht von entsprechend steigenden Unternehmensgewinnen flankiert, warnt etwa Analystin Claudia Windt von der Landesbank Helaba.

Für die Wertpapierspezialisten der DZ Bank ist der Kursaufschwung "eine Vorauszahlung auf Unternehmensgewinne". Diese dürften aber trotz des Rückenwinds durch den schwachen Euro und die gesunkenen Ölpreise Mühe haben, Schritt zu halten. Denn die laufende Berichtssaison der Dax-Firmen zeige für das Schlussquartal 2014 eine erwartungsgemäße Umsatz-, aber eine enttäuschende Gewinnentwicklung.
"Der Dax ist nun auf Basis aller von uns betrachteten Bewertungsindikatoren überbewertet", heißt es weiter.

Chartexperte Franz-Georg Wenner vom Börsenstatistik-Magazin "Index-Radar" warnt derweil, dass nach einer Rally "die Kurse schnell auch mal nach unten übertreiben, wenn die Stimmung kippt". Die im historischen Vergleich hohen Bewertungen etlicher Dax-Titel deuteten auf ein baldiges Ende der Aufwärtsbewegung. Einen genauen Zeitpunkt dafür könne allerdings niemand voraussagen.

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort