Bonn Der Absturz des Sonnenkönigs

Bonn · Frank Asbeck machte Solarworld groß und wollte Opel übernehmen. Nun ist der Konzern am Ende.

Solarworld-Gründer Frank Asbeck hatte sich einst als "Sonnenkönig" feiern lassen. Er hatte aus seinem Ingenieurbüro einen Konzern gemacht, der zeitweise der größte Solarhersteller der Welt war. Er nutzte die Zeiten, als hochsubventionierte Solartechnik boomte und es kaum Konkurrenz aus Asien gab. 2008 fühlte er sich so stark, dass er den strauchelnden Autobauer Opel übernehmen wollte. Das scheiterte und vieles andere auch. Nun muss Asbeck die Überschuldung eingestehen und den Gang zum Insolvenzrichter antreten.

3300 Arbeitsplätze sind betroffen. Solarworld betreibt Werke in Arnstadt (Thüringen) und Freiberg (Sachsen) sowie in Hillsboro (USA). Die Zentrale liegt in Bonn. Asbeck erklärte, die nächsten Wochen würden darüber entscheiden, ob es weitergehe. Er werde sich dafür einsetzen, viele Stellen zu erhalten.

Die Solarworld-Aktie stürzte gestern um mehr als 80 Prozent auf 0,68 Euro ab. Für Anleger ist sie ein Desaster. 2013 hatten die Anleihegläubiger und Aktionäre schon einem deftigen Schnitt zustimmen müssen. Sie verzichteten auf 95 Prozent ihres Vermögens und akzeptierten, dass aus 150 Solarworld-Aktien im Depot eine wurde. Es war vergebens. 2016 erhöhten sich die Verluste auf 92 Millionen und die Schulden auf 302 Millionen Euro.

Asbeck fühlt sich als Opfer chinesischer Massenproduktion. "Die Preise für Solarzellen sind seit 2016 massiv abgestürzt", sagte er. Seine Forderungen, Strafzölle gegen staatlich geförderte Konkurrenten verhängen zu lassen, hätten nicht gefruchtet. "Anti-Dumping-Maßnahmen der EU und USA werden von chinesischen Unternehmen durch Produktionsverlagerung in asiatische Nachbarländer oder durch Umgehung unterlaufen."

Asbeck kommt aus einer Unternehmerfamilie und hatte gelegentlich Flausen im Kopf. Seine beste Idee schien die zu sein, auf alternative Energien zu setzen. Vor 200 Jahren seien fossile Energien unbekannt gewesen, das seien sie in 200 Jahren wieder, sagte er mal. "Dann müssen wir es schaffen, alternative Energien zu nutzen, und zwar zu hundert Prozent." Der Agrarökonom besaß auch den politischen Hintergrund dazu. Ende der 70er Jahre formte er mit Petra Kelly und Gert Bastian bei Bonn den ersten Landesverband der Grünen.

Doch was die deutschen Hersteller können, können die chinesischen auch - und das in größerem Maßstab. Fachleute sehen ohnehin auch hausgemachte Fehler: Solarworld habe zu spät mit einem Sparprogramm auf die schrumpfenden Erträge reagiert und neue Chancen wie die Solarenergie-Beratung oder das Geschäft mit Speicherbatterien liegen lassen.

Nun hat der 57-Jährige, der seinen privaten Reichtum gerne zur Schau trug, viel Zeit für seine Hobbys: schnelle Autos und die Jagd.

(RP)
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