Frankfurt Der liebe Gott, das Wasser und die Rohre

Frankfurt · Wasser ist knapp und deswegen Objekt von Spekulationen. Allerdings ist diese Form der Anlage umstritten.

Wasser ist einfach da. Jedenfalls bei uns. Es kommt aus dem Hahn. Das ist nicht selbstverständlich. Nur 2,5 Prozent des Wassers auf der Erde sind Süßwasser. Und davon sind 70 Prozent in Eis gebunden.

Das Lebensmittel Nummer eins ist knapp. Und deshalb hat es einen Preis. Projekte der staatlichen Förderbank KfW im Hai-District in Tansanias Norden am Kilimandscharo haben gezeigt, dass es sogar einen Preis braucht, damit die Wasserversorgung klappt. Tansania hat seine frühere Politik aufgegeben, jedem kostenloses Wasser zu versprechen. Das war gut gemeint, hatte aber nicht funktioniert. Erst als sich mit ausländischer Förderung eine Genossenschaft daran machte, Wasser vom Kilimandscharo durch ein Rohrleitungssystem in die Dörfer zu bringen, klappte es: Die Genossenschaft verkauft das Wasser, deckt so die laufenden Kosten, die Kunden zahlen gerne, schon weil die Frauen das Wasser nun nicht mehr in Märschen herbeischaffen, die Kinder sie nicht mehr begleiten müssen, sondern zur Schule gehen können.

Aber wo Knappheit und ein Preis sind, da ist eine Anlage-Idee. Die Schweizer Privatbank Pictet hat deshalb 2000 einen Fonds zum Thema aufgelegt, den Pictet Water. Er hat sich zum größten in Wasser investierenden Fonds weltweit entwickelt. Rund vier Milliarden Euro gaben Anleger dem Fondsmanagement, um es in Unternehmen zu investieren, die mit Wasserwirtschaft zu tun haben. Derzeit ist das Geld fast zur Hälfte in Amerika investiert, etwa im Wasserversorger American Waterworks, bis 2009 eine RWE-Beteiligung, oder in Xylem Inc., einem Unternehmen, das Wasseranalysen, Pumpen und Entsalzungsanlagen anbietet. Auf lange Sicht ist der Fonds gut gelaufen. Er hat seit Auflegung 137,5 Prozent an Wert gewonnen, während der Index der Weltaktienmärkte, der MSCI World, in der gleichen Zeit nur 37,1 Prozent zugelegt hat. In den vergangenen drei Jahren kam der Fonds aber nur auf 34,3 Prozent Zuwachs, der MSCI dagegen auf 39,2 Prozent.

Fondsmanager Hans-Peter Portner glaubt an solche Themenfonds. "Momentan sind es etwa 15 Prozent der Weltbevölkerung, die durch private Anbieter mit Wasser versorgt werden", so seine Analyse. "Als wir den Fonds lanciert haben, waren das noch acht Prozent. Im Jahr 2030 werden wir bei knapp 30 Prozent sein."

Ein weiteres Argument: Der Wasserverbrauch habe sich seit 1900 verneunfacht und werde wegen der wachsenden Bevölkerung, der Verstädterung und des Bedarfs von Landwirtschaft und Industrie steigen. Eine Billion Dollar würden jährlich für die Infrastruktur benötigt.

Das hat sich in der Tat schon bemerkbar gemacht. Die Zahl der mit Frischwasser unterversorgten Menschen hat sich nach einem Bericht der Uno seit 2005 halbiert. Das ist die gute Nachricht. "Wenn man allerdings in einzelne Länder schaut, ist das Bild sehr unterschiedlich", sagt Stefan Liehr, Wasserwirtschaftler am Institut für sozial-ökologische Forschung in Frankfurt: "Es zeigt sich, dass 45 Länder in Afrika und Asien das Ziel nicht erreicht haben."

Geld mit privatisierter Wasserwirtschaft zu verdienen, geht manchem gegen den Strich. Sebastian Schönauer, Wasserexperte des BUND, hält nichts davon. Selbst als Betreiber von Wasserversorgungsnetzen oder bei der Wasseraufbereitung hätten Privatunternehmen versagt. Sie hätten vielmehr die Infrastruktur vernachlässigt, Investitionen runtergefahren und eher die Preise erhöht. "Und wenn das Ganze dann nicht mehr geht, wie in England zum Beispiel nachweisbar, dann sagen die Leute: Ja, der Staat muss hier eingreifen", sagt Schönauer. Für den BUND-Experten war es deshalb nur folgerichtig, dass die Wasserversorgung etwa in Berlin in kommunale Hand zurückgeholt wurde.

Der Fondsmanager Portner hat keine Probleme, mit Wasserwirtschaft Geld zu verdienen. Sein etwas flapsig formuliertes Credo: "Der liebe Gott hat uns zwar das Wasser geschenkt, aber leider vergessen, die Röhren mitzuliefern."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort