Hagen Der neue Douglas-Duft

Hagen · 2013 hatte sich der Handelskonzern nach hohen Verlusten angeschlagen vom Börsenparkett verabschiedet.Nun plant das Hagener Unternehmen die Rückkehr - und sieht dabei ganz anders aus als zuvor.

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Foto: ddp

Wenn man den Aussagen von Marketing-Experten glauben darf, kennen neun von zehn Deutschen Helene Fischer. Wer sich im Fernsehen durch die Kanäle und damit bisweilen auch an samstäglichen Fernsehshows entlang zappt, kommt derzeit an der Blondine so wenig vorbei wie beim Blick in die Schaufenster des Parfümeriekonzerns Douglas. Dort hat sie ihre erste Duftkreation "That's me" verkauft, und wer davon nicht genug hatte, für den hat Deutschlands derzeit massentauglichster Star mit "Me, myself & you!" nachgelegt.

Die 1,58-Meter-Frau ist einer der großen Verkaufsschlager für Douglas, und sie begleitet den Konzern auf dem Weg in eine neue Ära. "Zurück in die Zukunft" könnte man über diesen Weg schreiben. Die Hagener planen 2015 nach zwei Jahren Abstinenz die Rückkehr an den Aktienmarkt. Von dort waren sie 2013 nach fünf Jahrzehnten verschwunden - nach einem dreistelligen Millionenverlust und der gemeinsamen Erkenntnis des damaligen neuen Großaktionärs Advent und der Gründerfamilie Kreke, dass der geplante Radikalumbau deutlich geräuschloser vonstatten gehen könnte, wenn man von den täglichen Unwägbarkeiten der Börse unbelästigt bleibt. Seither sind die Süßwarenkette Hussel und der Schmuckanbieter Christ verkauft (beide im vergangenen Jahr), der Buchhändler Thalia und die Modefirma Appelrath-Cüpper ins Schaufenster gestellt worden.

Jetzt scheint die Zeit reif für das Comeback. "Ein Börsengang bietet uns jetzt zusätzliche spannende Optionen", hat der Vorstandsvorsitzende Henning Kreke der Nachrichtenagentur Reuters gesagt. Und wenn die Gerüchte der jüngsten Vergangenheit stimmen, soll die Emission noch vor der Sommerpause stattfinden. Wenn nicht doch noch ein strategischer Investor wie der französische Luxusgüterkonzern LVMH oder Finanzfirmen vom Kaliber KKR oder CVC in großem Stil einsteigen und dem Großaktionär Advent seine Anteile abkaufen. Aber danach sieht es derzeit angeblich nicht aus, nachdem sich renommierte Investmentbanker der US-Institute JP Morgan und Goldman Sachs sowie Vertreter der Deutschen Bank mit dem Thema befasst hatten.

Rund 70 Millionen Euro Erlös verspricht sich Douglas aus einer Kapitalerhöhung. Großaktionär Advent, der noch 80 Prozent der Anteile hält, will sich von mehr als einem Drittel seines Besitzes trennen. Um zu ermessen, was das bedeutet: Der Douglas-Wert wird auf drei Milliarden Euro geschätzt.

Für Advent, das bei seinem Einstieg vor drei Jahren gerade mal die Hälfte davon gezahlt hatte, wäre der Anteilsverkauf wohl nur der erste Schritt aus dem endgültigen Ausstieg. Der Private-Equity-Fonds aus den Vereinigten Staaten, dessen verwaltetes Vermögen bei etwa 18 Milliarden Dollar (mehr als 16 Milliarden Euro) liegen soll, hatte Ende 2012 in Hagen die Mehrheit übernommen. Zuvor war das Unternehmen in Deutschland schon durch seine Engagements beim Büroartikelhersteller Herlitz und beim Modediscounter Takko bekanntgeworden. Von beiden Beteiligungen haben sich die Amerikaner jeweils nach mehreren Jahren wieder verabschiedet.

Der Neustart an der Börse ist für Douglas jedenfalls auch ein erster kleiner Abschied von Advent. Die Krekes als Gründerfamilie des Hagener Traditionsunternehmens haben erklärt, dass sie als Anker-Investoren an Bord bleiben wollen. Das, was sie in ein paar Wochen der Börse präsentieren, wird anders aussehen als beim vorläufigen Abschied vor zwei Jahren. Thalia und Appelrath-Cüpper gehören zwar noch den beiden Douglas-Eigentümern, stehen aber auch schon seit längerer Zeit auf der Verkaufsliste und sind mittlerweile fein säuberlich vom Parfümgeschäft getrennt worden. Thalia hat seit Jahren Probleme mit der stetig gewachsenen Konkurrenz im Online-Buchhandel, und die Textilhändler in Deutschland stöhnen alle miteinander zunehmend darüber, dass von der Saisonware vieles wegen milder Winter und verregneter Sommer liegen bleibt.

Da kann man sich besser fokussieren. Douglas soll ein reiner Parfümeriekonzern werden, nur für das Geschäft mit den Düften werden auch Geldgeber am Aktienmarkt gesucht. Das Unternehmen ist bereits Branchenführer in Europa und hat sich im vergangenen Jahr beim größten Zukauf der Firmengeschichte für angeblich eine halbe Milliarde Euro mit der französischen Nocibe-Gruppe verstärkt. Anders als Thalia hat Douglas auch früh genug Duftmarken im Internet-Handel gesetzt. Mit Wachstumsraten von 30 Prozent hat der Konzern den Anteil des Online-Umsatzes an den Gesamterlösen in den beiden vergangenen Jahren auf 8,6 Prozent gesteigert. Auch das ist die Zukunft.

(RP)
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