Frankfurt/M. Deutsche Bank baut Führungsriege um

Frankfurt/M. · Ex-Eon-Manager Marcus Schenck wird Finanzchef, Vorgänger Stefan Krause soll sich um strategische Planung, und Christian Sewing um das Ressort Recht kümmern. Die Bank macht im dritten Quartal 92 Millionen Euro Verlust.

Es gehört zu den unschönen Regelmäßigkeiten der jüngeren Vergangenheit, dass die Erfolgsrechnungen der Deutschen Bank durch Rückstellungen für alle möglichen Streitigkeiten belastet werden. Im dritten Quartal 2014 ist das nicht anders. Mittlerweile summiert sich das, was Deutschlands größte Bank für mögliche Folgen unter anderem aus Zins- und Devisenmanipulations-Skandalen, wegen des Verdachts auf Steuerbetrug im Zusammenhang mit CO2-Zertifikaten und drohenden Prozessrisiken in den USA zurückgestellt hat, auf rund drei Milliarden Euro. Dazu kommen Kosten für den Konzernumbau, und unter dem Strich stehen für das dritte Quartal 92 Millionen Euro Verlust.

"Wir sind entschlossen, diese Agenda aufzuarbeiten", sagte Co-Vorstandschef Jürgen Fitschen mit Blick auf die juristischen Baustellen. Der Kreis derer, die ihn im Vorstand unterstützen wollen, wächst: Die Deutsche Bank stockt ihren Vorstand von sieben auf neun Mitglieder auf und ordnet teils die Kompetenzen in der Führungsriege neu.

Die bedeutsamste Veränderung auf dem Personalkarussell der Bank ist die von Marcus Schenck. Der Mann, der schon zweimal für Goldman Sachs gearbeitet hat und erst 2013 vom Energiekonzern Eon zur Investmentbank zurückkehrte, beerbt im Mai 2015 Stefan Krause als Finanzvorstand. Der soll sich künftig um die strategische Weiterentwicklung des Unternehmens kümmern. In Fachkreisen wird der Wechsel indes ein bisschen als Indiz dafür empfunden, dass die Bank auf Kritik an ihrem bisherigen Finanzchef reagiert hat. Der sei letztlich verantwortlich für Bilanzierungsfehler bei der US-Tochter, die der Bank von den Aufsichtsbehörden angekreidet worden seien.

Neben Schenck rückt mit Christian Sewing ein Eigengewächs in den Vorstand der Deutschen Bank. Der 44-jährige begann seine Karriere in den 80er Jahren als Azubi. Der Aufsteiger, der erst seit 2013 Chef der internen Revision ist, soll als Rechtsvorstand Stephan Leithner ablösen, der andere Bereiche wie die Verantwortung fürs Europa-Geschäft sowie die Bereiche Regulierung und Compliance behält. Schenck, Krause, Leithner und Senkrechstarter Sewing - sie alle gelten als potenzielle Nachfolger, wenn Jürgen Fitschen 2017 abtritt.

Das Thema Personalwechsel hat gestern in der öffentlichen Wahrnehmung vieler die Quartalsentwicklung der Bank überlagert. Die zeigt einerseits die Milliardenbelastungen aus den Rechtsstreitigkeiten und eine deutlich höhere Steuerbelastung (weil die Rückstellungen in großen Teilen nicht steuerlich abzugsfähig sind), aber auch eine gewaltige operative Verbesserung. Das Vorsteuerergebnis hat sich von 18 Millionen Euro im Vorjahr auf 266 Millionen Euro nahezu verfünfzehnfacht. Das wiedererstarkte Investmentbanking hat dazu einen wesentlichen Beitrag geleistet. Die Börse hat dies trotzdem nicht überzeugt. Die Deutsche-Bank-Aktie verlor bis zum Handelsschluss fast zweieinhalb Prozent.

(RP)
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