Damit setzt Thiel einen anderen Akzent als Elke König, Präsidentin der Finanzaufsichtsbehörde Bafin. Die hatte gesagt, die Tests der europäischen Aufseher könnten manche deutsche Bank "an ihre Grenzen bringen". Das Krisenszenario könnte für "einzelne Institute sehr anspruchsvoll" werden, so König.

Thiel betont, der deutsche Finanzmarkt sei erheblich stabiler und krisenfester geworden: "Richtig ist: Die Parameter sind anspruchsvoll. Genauso richtig ist aber, dass es selbst vor dem Hintergrund der kräftig gestiegenen Anforderungen nur für sehr wenige deutsche, insbesondere international tätige Banken schwierig werden wird, diese Anforderungen zu erfüllen", erklärte Thiel. Dies sei ein "riesiger Fortschritt", verglichen mit der Situation von 2011. In Deutschland hätten sich die Finanzmärkte stabilisiert, "in Summe" hätten die Privatbanken ihre Altlasten "auf ein tragbares Maß" verringert. Probleme sieht Thiel eher bei anderen europäischen Großbanken, selbst bei einigen, die als systemrelevant gelten.

Der GBB-Geschäftsführer spricht sich gegen einen gemeinsamen europäischen Einlagensicherungsfonds aus. "Das deutsche System ist doch vorbildlich", gibt er zu bedenken. Es gebe eine staatliche Garantie, für jeden Sektor (Privatbanken, Volksbanken, Sparkassen) ein gutes Einlagensicherungssystem und eine regelmäßige Begleitung durch ein Rating. Umgekehrt sei es besser, wenn sich Europa in Sachen Einlagensicherung etwas von Deutschland abschaue.

Die GBB konzentriert sich schwerpunktmäßig auf die Bonitäts-Beurteilung von Unternehmen aus der Finanzbranche - Banken, Bausparkassen, Leasinggesellschaften. "Wir machen etwa 200 Ratings pro Jahr", sagt Thiel. Fast 90 Prozent der geprüften Unternehmen sind Privatbanken, dazu einige Sparkassen und Volksbanken. Alle Privatbanken, die im Einlagensicherungsfonds organisiert sind, müssen sich jährlich einer Bewertung unterziehen - für alle anderen ist ein Rating durch die GBB freiwillig.