Bonn Post: Schon 4000 Jobs bei Billigfirma

Bonn · Ab April drohen Streiks, weil Verdi auf dem Haustarifvertrag besteht.

Bei der Post steigt die Wahrscheinlichkeit eines Arbeitskampfes. Das Unternehmen hat trotz Protesten der Gewerkschaft Verdi 4000 Beschäftigte in regionalen Tochterfirmen eingestellt, die sich nicht an den Haustarifvertrag halten. Diese Zahl nannte Konzernchef Frank Appel bei der Vorlage der Bilanz für 2014. Er bezeichnete es als unverzichtbar, dass künftige Paketzusteller deutlich weniger verdienen als die bisherige Belegschaft, damit die Firma wachsen könne.

Als Reaktion wird Verdi wohl heute Forderungen für andere Arbeitszeiten im Konzern verkünden. Weil die Gewerkschaft den entsprechenden Tarifvertrag zum 31. März gekündigt hat, sind Warnstreiks ab dem 1. April erlaubt - formal wegen der Arbeitszeit, in Wahrheit, um gegen die Ausgründung der Billigfirmen Druck zu machen. "Theoretisch könnte es also Ostern Streiks geben", sagt ein Post-Vorstand, "aber wir setzen noch auf eine Verhandlungslösung."

Die wird aber erschwert, weil der Vorstand sich ehrgeizige Gewinnziele gesetzt hat. Nachdem 2014 ein operativer Gewinn (Ebit) von 2,97 Milliarden Euro erwirtschaftet wurde, sollen dieses Jahr bis zu 3,2 Milliarden Euro und 2016 bis zu 3,7 Milliarden Euro hereinkommen. Die Aktie rutschte gestern um drei Prozent ab, weil 2014 schlechter lief, als Analysten erhofft hatten.

Die Sparten des gelben Riesen mit seinen 490 000 Mitarbeitern entwickeln sich jedoch sehr unterschiedlich. Insgesamt wuchs der Umsatz 2014 um 3,1 Prozent. Das Geschäft mit Express-Sendungen rund um den Globus ging um 5,7 Prozent auf 12,5 Milliarden Euro hoch, die Logistik für Unternehmen ("Supply-Chain") wuchs um 3,6 Prozent auf 14,7 Milliarden Euro, wogegen die Frachtsparte nur um 0,9 Prozent zulegte. Und beim Kerngeschäft, der von Jürgen Gerdes geleiteten Sparte für Briefe und Pakete, war nur ein Plus von 2,6 Prozent auf 15,7 Milliarden Euro drin.

Dabei legte das deutsche Paketgeschäft um sieben Prozent auf 1,033 Milliarden zugestellte Stück zu. Um den Boom zu bewältigen, könnten bis zu 20 000 Paketzusteller mit festen Stellen hinzu kommen, sagt der Vorstand. Rentabel sei das wegen der harten Konkurrenz mit ihren Billiglöhnen aber nur, wenn die Post etwas weniger für neue Zusteller zahle. "Wir wollen sichere Jobs schaffen", sagt Appel. Verdi-Vorstand Andrea Kocsis warnt dagegen davor, sich "kurzfristigen Profitinteressen" zu beugen.

(RP)
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