Juist/Bonn Post will mehr Drohnen einsetzen

Juist/Bonn · Den weltweit ersten kommerziellen Test von Paketflügen per Drohne beendet der Konzern Ende des Jahres bei Juist. Der Vorstand plant nun weitere Einsätze bei Katastrophen und in abgelegenen Gebieten - auch um Amazon zu kontern.

Die Deutsche Post hat gestern eine Zwischenbilanz ihrer Paketflüge per Drohne von Norddeich auf die Nordseeinsel Juist gezogen. "Mehr als 20 Flüge hatten wir seit September, es gab keine Pannen, häufig haben wir dringend benötigte Medikamente schnell nach Juist geliefert", sagt Andrej Busch, für das deutsche und europaweite Paketgeschäft der Post zuständiger Manager.

Ende des Jahres soll der erste kommerzielle Test einer Paketauslieferung per Drohne nun erst einmal beendet werden - aber Vorstandschef Frank Appel denkt weiter: "Unbemannte Fluggeräte könnten uns bei Lieferungen in Katastrophengebiete helfen", sagt er. Und die selbstfliegenden Geräte könnten auch dazu beitragen, abgelegene Gebiete zu versorgen.

Was bedeutet dies nun für die Kunden hierzulande und weltweit? Häufige Einsätze von Drohnen in den dicht besiedelten Gebieten Deutschlands sind ausgeschlossen. Es ist für die Post und auch jeden Wettbewerber preisgünstiger, Siedlungen oder Dörfer mit einem Lieferwagen anzufahren.

Anders sieht es aus bei weiteren Versorgungsflügen mit Medikamenten oder Ersatzteilen auf die Nordseeinseln. Weil die Drohnen im Testbetrieb ihr Ziel auch bei schlechtem Wetter oder bei Nebel erreichten, hält die Post sie prinzipiell für zuverlässiger, als Pakete mit der Fähre mitzunehmen.

Allerdings weist die Deutsche Flugsicherung (DFS) darauf hin, dass die Genehmigung für einen solchen Dauerbetrieb schwer zu erhalten wäre. Denn eigentlich sind unbemannte automatische Flüge in Deutschland verboten. Für den Testbetrieb nach Juist wurde eine Ausnahme-Genehmigung vom Bundesverkehrsministerium erlassen, die für die Drohne während der Flugzeit ein Gebiet frei hielt. Damit solche Flüge regelmäßig erlaubt würden, müssten ganz neue Regeln entworfen werden. "Das ist ein langer Prozess", sagt Andreas Miltner von der DFS, "wenn das alles in zehn Jahren funktionieren soll, dann wären wir schnell."

Eine andere Logik sieht die Post im Ausland sowie bei Katastrophen wie beispielsweise einem Hochwasser in Deutschland. "Dort, wo normale Flugzeuge nicht starten oder landen können, kann der Paketkopter noch fliegen", sagt Manager Busch. Hinzu kommt, dass die meisten Länder nicht so dicht besiedelt sind wie Deutschland und auch nicht so streng reguliert. Und überall droht der Post, dass E-Commerce-Gigant Amazon Waren selbst ausliefert statt über einen Logistiker - und Amazon bereitet einen eigenen Drohnendienst namens "Amazon Prime Air" vor.

Wo könnte der "Krieg der Drohnen" ausgetragen werden? Amazon scheint sich auf Großbritannien, Indien und die USA zu konzentrieren - in Großbritannien und Indien lockt die lasche Regulierung, die USA sind wichtigster Markt. In allen diesen Ländern ist auch die Post vertreten - die Erfahrungen von Juist können also global helfen.

(RP)
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