Rüsselsheim Deutsche Umwelthilfe wirft Opel Einsatz von Schummel-Software vor

Rüsselsheim · Eigentlich war längst bekannt, dass der Opel Zafira nicht nur frische Bergluft in den Himmel bläst. Als das Kraftfahrbundesamt (KBA) nach Bekanntwerden des Abgas-Skandals bei VW auch bei anderen Herstellern Nachprüfungen durchführte, überschritt der Wagen die Grenzwerte so deutlich, dass man sich am Ende wunderte, dass er sie überhaupt in einer Kategorie einhielt. Tat er aber: Bei einer Außentemperatur zwischen 20 und 30 Grad funktionierte die Filterung der Abgase optimal. Ändert sich das Wetter geringfügig, schaltet sich die Filterung allerdings ab - zum Schutz der Bauteile, wie es heißt.

Opel befand sich damit bislang in guter Gesellschaft: Getrickst bis zum äußeren hatten praktisch alle anderen Hersteller auch, nur illegale Abschalteinrichtungen wie VW wollte keiner verwendet haben.

Deshalb ist der Vorwurf, der nun vom "Spiegel" und dem ARD-Magazin "Monitor" erhoben wird, umso pikanter. In Kooperation mit der Deutschen Umwelthilfe wollen sie nachgewiesen haben, dass der Hersteller beim Zafira 1.6 eben doch eine Schummel-Software verwendet. Demnach soll eine Software die Abgasreinigung bei hohen Drehzahlen oder einem Tempo oberhalb von 145 Kilometern pro Stunde abschalten. Auch bei niedrigem Luftdruck - also in Höhenlagen - werde die Reinigung der Abgase gestoppt. Dies sei nachgewiesen worden.

Opel bestreitet die Vorwürfe und betont in einer Stellungnahme, dass man keine Software einsetze, die feststellt, ob ein Auto einem Abgastest unterzogen wird: "Unsere Software war nie darauf ausgelegt, zu täuschen oder zu betrügen."

Für Opel ist die Sache unangenehm. Nachdem die Vorwürfe gegen VW bekannt wurden, hatte man als einer der ersten Autobauer angekündigt, bei Verbrauchs- und Abgaswerten transparenter zu werden. Sollten sich die Vorwürfe als wahr herausstellen, könnte der Marketing-Coup zum Bumerang werden.

(frin)
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